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n o o t e in e w e i t e r e , m e h r o d e r m in d e r n e u t r a l e S u b s t a n z , w e lc b e
d ie N ä h r lö s u n g e u in e in e v e r ä n d e r t e , co n si s t e n te F o rm i ib e r fu lir t ,
in welcher sie für die Bilzkultur eine noeh breitere und grössere Verwendung
Hilden küimeu, als es in den Lösungen an sieb möglich ist.
D i e s e zw e i t e n e u t r a l e S u b s t a n z i s t in d e r G e la t in e gegeben,
die bald tierischen, bald vegetabilischen Ursprungs sein kaiiu. M it H ü l f e d er
G e la t in e w e r d e n d ie N ä h r lö s u n g e n g l e i c h s a m in e in e e o n s i s t e n t e
F o rm ü b e r g e f u h r t , d u r ch w e lc h e d ie S c h w i e r i g k e i t e n in W e g fa ll
k om m en , w e lc h e m it d e r zu g r o s s e n B e w e g l i c h k e i t d er f lü s s i g e n
N ä h rm e d ie n n a t ü r l i c h v e r b u n d e n sin d , leb habe diese gelatinierten
Näbrlösimgeu sclion im Jahre 1869, als der erste, bei meinen Untersuchungen
Uber die EntoinopbthoreeiU) iu Verwendung genommen nnd habe sie seit dieser
Feit mit vielem Vorteil ilir die Kultur der verscbiedensteu Filzformen eingesetzt,
leb babe damals scheu die gelatinierten Nährlösungen einmal mit Gelatine und
dann auch von iMceresalgen, von üaragheen, hergestellt. Vou diesen Elorideeu
kommt eine getrocknete, gallertige Masse, der Agar-Agar, im Handel vor und kann
mit grösster Leichtigkeit für die Herstellung gelatinierter Nährlösungen benutzt
werden. Man löst die geeigneten Mengen von Gelatine auf, bis die Nährlösungen
bei gewühulichen Temperatin-eu eine feste Form annehmeu und nur bei höherer
Temperatur wieder flüssig werden. Ebenso löst mau zerschnittene Teile von
Agar-Agar in Wasser auf, am besten im Dampfapparate mit Hülfe von Wärme,
und filtriert die so erhaltene Lösung — die, je nach dem Zusatz von Agar-Agar, eine
grössere oder geringere Festigkeit nach dem Erkalten erlangt kat, wie man probeweise
leicht ieststelleii kami — iu einem Warmwassertrichter bis zur völligen Klarheit
der Lösung. Mau kann nun diese Lösung von Agar mit den verschiedensten
Nährlösungen, die in conceiitrierter Form vorrätig sind, mit hleischdeeoot, Pepton,
Mistdecoct, Pflaumendecoct, Würze, Piizauszügeu etc., versetzen uud erhält so
Nährmedien iu fester Form, deren Verwendung namentlich für die kleinen, niederen
Pilzforinen eine ausserordentlich günstige ist, aber aucb für die Kultur grösserer
Pilzforinen iu engen Grenzen ihre eigenartigen und besonderen Vorteile besitzt.
Man kann die so erhaltenen, gelatinierten Nährmedien, in grösseren Kolben, mit
■) Brefeld, Uatersuohungen über Empasa Musca ua J Empusa radieaas, welche auf
Stabeaffiegea uad Kolih-aupen epidemische Krankheitea hervorrufea. Abhaadluavea der
Natm-ioi-sclienden Gesellschaft in Halle 1871, pag. 13.
Wattepfropfen versclilossen, beliebig lange anfbewahren, wenn unr Sorge getragen
ist, (lass sie durch wiederholtes Erhitzen im Dampftopf oder im Wasserbade vollständig
sterilisiert sind. Es ist auch hier zweckmässig, Krystallisierschalen mit
einem Deckel von Petrischalen oder eine Petrischale selbst hu voraus mit den
gelatinierten Nährmedien zu beschicken. In anderen Fällen kann man auch mehr
oder minder lange und weite Eeagentienrührcheii als Kulturgeiasse verwenden,
namentlich dann, wenn es sich um die Kultur von Pilzforme]i mit langen Fruchtträgern
handelt oder von sehr kleinen Formen, namentlich von Bakterien, welche
in den Reagentieiiröhrcheu iu dem Substrate eine oft charakteristische Effiguration
uud Farbenbilduiig zeigen.
h'’ü r d ie K u l t u r d e r B a k t e r i e n haben die gelatinierten Nährlösungen,
oder, kurz gesagt, die Nährgelatine, eine ganz besondere Verwendung gefunden
und eine grosse Bedeutung erlangt. Die Nährgelatine kann hier auch mit
Hülfe von Kieselsäure hergestellt werden und hat in dieser anorganischen
Form für Bakterieiikulturen auf Stickstoffassimilation ihre eigenartigen Vorteile.
Alan kann die einzelnen Bakterienkeime, durch geeignete Verdünnung in
W’asser oder in dünnen Nährlösungeji vorher verteilt, auf der Überfläche der Gelatine
ausbreiteu und so vereinzelt zur Entwicklung bringen. Man muss dann die auf
der Gelatine entstandenen, einzelnen Kolonien auf die Reinheit der Form prüfen
und von diesen aus, eventuell die weitere Reinkultur der Bakterienformen, in der
wiederholten Aussaat auf neue Nährgelatine durchführen. — Die charakteristischen
Formbildungen der Bakterien in grösseren Kolonien werden besonders sichtbar,
wenn man die Kulturen in Reagentieiiröhrchen ausfUhrt, wo sie, durch Stiche
übergeimpft, eine reiche Entwicklung erfahren.
F ü r d ie F a d e n p i l z e h a b en d i e K u ltu r e n a u f N ä h r g e la t in e
zwar einen beschränkteren, aber immerhin e in e n e ig e n a r t ig e n W e r t. Alan
k a n n a u ch h i e r au s n ic h t g e n ü g e n d r e in em Sp o ren m a t e r i a l d u r ch
V e r d ü n n u n g u n d A u f t r a g u n g a u f d ie F lä c h e d e r N ä h r g e la t in e
R e in k u l tu r e n v on e in z e ln e n F o rm e n g ew in n e n , w ie s ie in e in e r
a n d e r e n F o rm d e r K u ltu r kaum e r r e ic h b a r s in d . Weiter ist die
N ä h r g e la t in e fü r k l e in e P i lz f o r in e n ein geeignetes Kulturmedium, die
liier mitunter ihre volle Entwicklung erreichen können, z. B. der (J h lam y d o -
m u co r h e t e r o g am u s , der Zygosporen und Chlamydosporen neben den
Sporangienträgern ausbildet. A u c h fü r g r ö s s e r e P i lz f o rm e n k a n n d ie
N ä h r g e la t in e v o r t e i lh a f t z u r E r h a l tu n g u n d R e in a u fb ew a h r u n g
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