
geschlossen habe, siml wohl auch wieder als Euinyceten bezeichnet worden. Ich
liabe diesen Ausdruck absichtlich vermieden, weil er nicht berechtigt ist, da auch
die algeiiähnlicheii Pilze als echte Pilze beurteilt werden müssen, und da weiter
der Ausdruck zu Verwechselungen Anlass gibt, weil er ja schon einmal für die
Gesamtheit der Fadenpilze einzusetzen versucht worden ist.
Wir beginnen unsere Betraclitung mit den einfachsten Formen, den algen-
älmliclien Pilzen, den
Phjeoinyeetcn (iiiedero iilgeiiiilmliehc Pilze). Die noch zur Zeit allverbreitet
vorkommenden Formen der Phycomyceten zeigen in den wenigen noch jetzt wasser-
bcwolinenden Typen eine so vollständige Übereinstimmung in der Formbildung mit
den homologen Formen der grünen Algen, dass man sie wohl zu e in em Formenkreise
verbinden könnte, iu welchem nach der einen Seite die grünen Formen der Algen
den nicht grünen P'onnen, den Pilzen, nach der anderen Seite gegenüberstehen. In
der Familie der S a p r o le g n ia c e en haben wir algenähnliche Pilze, die geschlechtlich
sind und eine o o g am e g e s c h l e c h t l i c h e D if f e r e n z i e r u n g zeigen, wie sie
den korrespondierenden, oogam differenzierten Algen eigentümlich is t Auch in
der ungeschlechtlichen Fortpflanzung haben wir hier S p o r a n g i e n m it in
W a sse r b ew e g li c h e n S c h w ä rm sp o r e n , wie sie die Algen besitzen, u nd
eb e n s o b e s t e h t in dem V e r h ä l t n i s d e r u n g e s c i i l e c h t l i c h e n u n d d e r
g e s c h l e c h t l i c h e n F o r t p f la n z u n g und ih r e r A u f e in a n d e r f o lg e kaum
e in U n t e r s c h ie d . Allerdings ist unter deu Saprolegniaceen nur mehr e in e
k o rm in A lo n o b le p h a r is bekannt, b e i w e lc h e r n o ch S p e rm a t o z o id e n
V o rk om m en , welche Oosphären befruchten. Bei den übrigen Formen führen
die Antheridien in der Art die Befruchtung aus, dass sie sich an die Oogouien
aiilegen, mitunter in diese hineinvvachsen und die befruchtenden Spermakerne
übertreten lassen. Die einfachsten Formen der Saprolegniaceen leben in Wasser
meist auf toten Insekten oder auch auf Vegetabilien, Holz, Früchten etc., welche
im Wasser von den Pilzen befallen werden. Die Mycelenden resp. -spitzen mit
ihren Sporangien und üogonien treten als weisse Fäden ans den Substraten
mehr oder minder weit hervor und rechtfertigen die Bezeichnung von Wasser-
pilzeii, die hier auf ihren Substraten sichtbar werden. Bei den Formen von
S a p r o l e g n i a , A c h l y a und anderen treffen wir im Beginn der Vegetationsperiode
diese Pilze zumeist in nur ungeschleehtlicher Fortpflanzung in Sporangien
mit Schwärmsporen an. Nimmt man diese Formen in fortlaufende Kultur, so
treten späterhin auch Oogonien mit Antheridien auf, zumeist neben den ungescblecbtliehen
Sporangien, und man kann mit Hülfe der Schwärm.sporen von den
Sporangien die Kultur fortsetzen und die weitere Ausbildung der geschlecbtlichen
Fructification neben der ungeschlechtlichen beobachten, bis mit dem Beginne
des Winters die Bildung der S])oraiigien zurückgeht und die Fortdauer der
Fonn in den befruchteten, zu Oosporen umgewandelten Oo.sphären im Dauerzustände
für die Ruheperiode gesichert ist. Die Dauerspüren keimen zumeist
erst in der nächsten Vegetationsperiode direkt zu Sporangien aus, deren Schwärmer
die neue Vegetation fortsetzen. — Bei A c h l y a treten in einer, auch von mir
kultivierten und untersuchten Form zunächst Individuen mit ungeschlecbtlicher
Fortpflanzung anf, dann Oogonien ohne Antheridien, deren Oosphären direkt
und unbefruchtet in Dauersporen übergehen, die im nächsten Frühjahr zur selben
Zeit anskeimen, wie sonst befruchtete Oosphären es tun.
Die Kultur dieser Pilze ist ausserordentlich leicht.’) Wenn man nur an
den Tiatürlichen Standorten der Pilze Fliegen, iMUcken oder andere Insekten auf
Wasser wirft, werden diese bald von den im Wasser verbreiteten Schwärmsporen
der Pilze befallen, und wenn man nun die befallenen Insekten aus dem Wasser
berausnimmt, diese vorsichtig auf ausgekochtes reines Wasser überträgt und
dann diese Übertragung in kurzen Intervallen auf neue Gefässe mit ausgekoclitem
Wasser vorsichtig genug vorninunt, so bekommt man bald Knlturen der Pilze,
möglichst frei von Bakterien. Die von der Kultur entlassenen Schwärmsporen
befinden sich fast in jedem Tropfen des Wassers, und wenn man einige Tropfen
von diesem Wasser herausninmit und in andere Gefässe mit ausgekochtem Wasser
Uberträgt, auf dessen Oberfläche man Mücken oder Fliegen geworfen hat, so
erfolgt die Infection durch die Schwärmer in kürzester Frist ganz von selbst
und schon in wenigen Tagen hat man eine neue und fast reine Kultur des
betreffenden Pilzes. Statt der Fliegen und Alückeii kann man aucb mit bestem
Erfolge sterilisierte Fleischfasern verwenden, auf welchen die reinsten Kulturen
herzustellen sind. Hier lassen sich die vorhin angegebenen Beobachtungen
') Die in Wasser lebenden Pilzformen, namentlich die Saprolegniaceen, sind von allen
Fadenpilzen zuerst untersucht und ontwicklungsgesehichtiicli aufgeschlossen wordèn. Es liat
dies seinen Grund darin, dass alle Einzelheiten in dem durchsichtigen Wasser der Beobachtung
leicht zugänglich waren, ohne eine besondere Kultunnethodik. Es liegen hier seit dem
Anfänge der fünfziger Jalire des vor. Jahrh. in fast ununterbrochener Folge bis jetzt die
Untersuchungen von Thm-et, Pringsheim, de Bary, Cornu etc. vor, die allgemein bekannt sind.