
Wicklung ln den Nährlösungen war eine so Üppige, wie sie nur bei anderen
Piken, ilie rein sapropliytisdi leben, beobachtet werden konnte. dV er hätte beim
Anblicke dieser üppigen'sapvopbytiscben Entwickbiiig auf deii Gedanken koniiiien
können, dass es sich liier um Entwicklnngsgbeder der speciflsclisteii aller Parasiten
handele, die bisher nur in bestimmten Formen von lebendeii Pflanzen und
.sogar nur in bestimmten Theilen von diesen beobachtet worilen sind.
Die hier nadigewieseue sapropbytisdic Ernährung erfolgte nicht blos in
einem, sondern in beliebigen Käbrsiibstraten, die für die Kultur in Verwendung
kamen; die Parasiten verhielten sich demiiadi ausserhalb der Näbrpflanze ganz
so wie andere sapropbytisch lebenden Pilze es tun, die nicht zugleidi als Parasiten
Vorkommen.
Bei der Kultur in klaren Nälirsubstraten ergab sich weiter, dass die mit
der Keimung der Sporen gebildeten Conidien sich in vielen Fällen in direkter
Sprossung vermehrten, ohne ihre Form zu verändern. Sie stellten in dieser Art
der Vermehrung verschiedene Formen von Sprosspilzen dar, welche durch die
Gestalt der Sprosse, durch den bestimmten Ort der Aiissprossuiig und die baldige
Abtreniuuig der Sprossglieder von einander charakterisiert sind. Diese Spross-
coiiidien, die sich in unendlicben Sprossungen bis zur Erschöpfniig der Nähi-
substrate vermehrten, sind also hier, wdewohl sie äiisserlidi den Eindruck gewöhnlicher
Hefenpilze machten, als ahgelöste Entwickliingsglieder unserer Brandpilze erwiesen
worden. Einzelne dieser Sprossooiiidien hatten die Fähigkeit auch in der Luft
ihre Sprossungen fortziisetzeii und hier Conidien aiisziibildeii, die durch die Luft
vertrieben werden, wie z. B. die Sprossooiiidien des Maisbrandes. Die Keimungen
der verschiedenen Braiidpilzformen in Nähidösnngen sind in dem 5. Teile dieses
Werkes dargestellt’) und namentlich auch die dazu gehörigen Sprossconidien,
wie sie sich bis zur Erschöpfung der Nährsubstrate fortsetzeii, abgebildet worden.
In dem 12. Theile dieses Werkes ttnden sich weitere Ergänzungen Uber die
Keimung der Brandsporen und namentlich auch Uber die^ inorphMogische Be-
nrtheihmg der Sporenaiiskeiinuug in Promycelien mit Sporidieu. Zur richtigen
Deiitimg mussten hier die umfangreichen seit Jahren fortgesetzten Untersuchungen
Uber die Basidiomyceten voraiisgehen, deren Ergebnisse in dem 7. und 8. Bande”)
•) Vergl. die Abbild, auf den 13 Tafeln im V. Teile dieses Werkes 1. c.
») M a n v e r g l e i c h e hierzu die Abbildungen auf den Tafeln des VII. und des VIII. Bandes
dieses Werkes.
dieses Werkes vereinigt sind. Es zeigte sieh, dass die ßasidien tler Basidiomyceten
in zwei verschiedenen Formen auftreten: Einmal in be.stimmt gegliederten
Basidien, die ans jeder Zelle eine Sjiore bilden, und dann ans einzelligen ungegliederten
.Basidien, welche eine bestimmte Anzahl von Sporen, meist 4, auf
der S]>itze erzeugen, i) üiese beiden Formen der Basidien, Proto- und Auto-
basidien benannt, zeigten nun eine auffiülige Uebereinstimmung mit den zwei
Formen der Promycelien, welche bei der Keimung der Brands])oren au.sgebildet
werden. Die Formbildung der Promycelien bei dem einen Typus cler Ustila-
gieen ist völlig übereinstimmend mit der Gestalt der Basiclie cler Protobasidlomy-
ceten nnd ebenso ist das ungetheilte Proinycelium bei den Tilletien mit seinen
a])ical gebildeten Sporidien ganz gdeich gefonnt den Basidien der Autoba.sidiüiny-
ceten. Der Unterschied zwischen den genannten Formtypen der ßrandjhlze
einerseits und den beiden Basidienformen der Basidiomyceten andrer.seits ist
allein darin gegeben, dass die Zahl der Sporen bei den ersteren noch eine unbestimmte,
bei den letzteren aber zu einer bestimmten fortgeschritten i.st. Die
Promycelien sind also nichts anderes wie ßasidien, welche die höhere und tyjjische
Formausbildung der Basidien noch nicht erreicht haben. Die Basidien der Ustila-
gineen sind demnach die Vor.stufen der eigentlichen Basidien hei den Basidiomyceten.
Sie geben die Erklärung über den natürlichen Gang der morphologischen
Differenzierung, der zur Bildung der Basidien geführt hat. Die
Gliederung und Formbildung in den ßasidien ist die glei(die, nur in der Zahl
der Sporen besteht noch die Verschiedenheit. Die Hcmibasidien der Ustilagineen
haben also schon die charakteristische Form der Basidien, aber noch keine bestimmte
Zahl der S[)oren. Die Steigerung der Vorstufen zur vollendeten Basiclie
findet sich erst bei den eigentlichen Basidiomyceten vor. Die Ustilagineen sind
demnach Hemibasidioniyceten. Sie führen in ihren Typen das eine IMal mit
getheilten, das andere Mal mit ungetheilteii Hemibasidien in der ehien Reihe zu
den Prütübasidioni)'ceten und in der anderen zu den Autobasidiomyceten natürlich
hinüber.®)
’) Wan vergleiche hierzu die Abbildungen auf den Tafeln dos VII. und VIII. Bandes
dieses Werkes.
^) Hierzu sind die Abbildungen der Tafeln des V. und des XII. Randes mit den vorher
genannten des VII. u. VIII. Bandes zu vergleihen.
Wir werden hier unwillkürlich wieder an T u l a s n e erinnert, der die fructiflcative Auskeimung
bei den Ustilagineen und bei den Uredineen auf Grund ihrer F o rm ü b e r e in -