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steigern sich in ihrem Erfolge bis znr totalen Infection, wenn das Saatgut der
Hirse in seiner Keimkraft durch längere Aufbewahrung abgeschwächt und hierdurch
in der schnellen Entwicklung in den ersten Keimstadien verzögert wird.
Bei gilt gelungenen Infectionsversuchen sind im August die Rispen der grossen
Pflanze total von dem Brandpilze befallen. Die Fruchtknoten, unten von den
Spelzen umschlossen, wachsen zu einem grossen, liornähnliehen Körper aus, der
mehr wie die zehnfache Grösse des Hirsekornes erreichen kann. (Fig. 12 auf
Tafel I des XI. Bd.). Die keuleiiartigen Bildungen, von dem äusseren Aussehen
der Sclerotien, sind von einer w e is s e n P e r id i e n h a u t , aus dicht vei-flochtenen,
sterilen Alycelfäden umschlossen. Im Innern der Hülle befinden sich die ungeheuren
Alassen der schwarzen Brandsporen, welche mit dem Zerbrechen der
Hyphenperidie frei werden und verstäuben. Wenn mau die Verstäubung künstlich
vornimnit, kann man in der Basis der Brandkeulen die Reste der Gefässbündel
unter.scheiden, welche hier eingeti-eten sind. Es ist bei diesen Bildungen
zunächst nur möglich, den fertigen Zustand der reifen Brandlager zu beschreiben,
den Entwicklungsgang muss man in früheren Stadien verfolgen, wenn die befallenen
Rispenstände noch knospenartig von den Laubblättern umschlossen sind.
Alan kann hier beobachten, dass die ßrandsporen in ihren Alassen von unten
und von der Alitte her angelegt und nach aussen fortgebildet werden, ln den
jüngeren Stadien und namentlich in solchen Fällen, bfl welclien die Brandlagerbildung
nicht bis zu der Grösse einer Keule auswächst, sieht man deutlich, da.ss
die Stätten der Sporenanlagen in deu mittleren und basalen Teilen der Fruchtknoten
gegeben sind. Hier werden die Sporen von hymenienartig lose verbundenen
Fäden angelegt, welche in den oberen Teilen durch Anschwellung zu
Sporen werden und von unten her die Sporen nachschiebeii. Zu regelmässigen
Reihen werden aber die Sporen nicht geordnet, sie sind nur cintractienai'tig zu
Scheinreihen verbunden, welche durch ihre dichte Anlage von selbst zu Stande
kommen.
Wir haben ähnliche demnächst zu besprechende Erscheinungen auch bei
der Sporenbildung von Anthracoidea-Formen, welche auf Carex-Arten Vorkommen.
Nacli der Art der Sporenbilduug ist sogar der Hirsebrand als eine Cintractia-
Form beschrieben worden. Es ergibt sich aber bei näherer Untersuchung, dass
in dieser Art der Sporenbildung kein besonderer Charakter gegeben ist, welchei
die Gattung Cintractia genügend zu stützen vermag. Ganz besonders deutlich
Averden die beschriebenen Erscheinungen bei der Sporenbildung von Ustilago
Sorghi in den Fällen, wo die Entwicklung in den Fruchtknoten keine üj^iige
ist, und wo die Brandlagerbildung räumlich in engen Grenzen, von den Spelzen
der Blüten eingeselilossen, sieh vollzieht. Hier ist das Krankheitsbild ein aufiallig
anderes, wie in den üppig, .sclerotienähiiliclien Bildungen der gro.ssen Rispen. Es
macht durchaus den Eindruck, als wenn hier nur die Anlage des Fruchtknotens
selbst zum Brandlager Avird, Avelches nur bescheidene Verhältnisse erreicht und
erst mit der Verstäubung der schwarzen Brandsporen aufialliger hervortritt.
Fälle dieser Art treten in besonders charakteristischer Fonn in den Rispenständen
auf, bei welclien nur ein Teil der Blüten befallen, der andere aber
gesund geblieben ist und zu normalem Aufblühen gelangt. Die brandigen Blüten
stehen in unmittelbarer Nähe der gesunden, und eine Blüteninfection ist hier so
nahe gelegt als möglich. Es gelingt aber nicht, sie mit Sicherheit iiaehzu-
Aveisen, da das aus solchen ßlütenständen geerntete Saatgut in unseren Klimaten
in der Regel nicht ausreift und nicht keimfähig ist. Dasselbe zeigt sich bei
künstlichen Bestäubungen der Blüten mit Brandsporen, sodass die experimentellen
Versuche versagen, hier eine Blütenbestäubung nachzuweisen. Diese Ist nur in
südlicheren Klimaten möglich, kann aber als Avahrscheinlich angenommen werden
in dem Sinne, dass neben der Keimlingsinfection auch die Blüteninfection wirksam
einsetzt.
D e r B r a n d d er K o lb e n h ir s e , U s t i la g o C ram e r i, der Setaria Italica
bewohnt, lässt sich durch Infection der Saatkeimlinge mit voller Sicherheit lierbei-
führen und steigert sich auch hier bis zur totalen Infection, wenn die ersten
Keinistadien von etwas keimschwachem älteren Saatgute zu den Versuchen lieraii-
gezogeii werden, die allerdings hier nur, bei dem Alangel an Conidien, mit den
Brandsporen selbst ausgefltbrt werden können. Bei der Kolbenhirse ist der Fruchtknoten
allein in ein schwarzes Brandlager umgewandelt, Avelclies Aviederiim in
den äusseren Schichten von einer Aveissen Alycelhaut aus steril gebliebenen
Alycelfäden peridienartig umsclüossen ist. Die Sporen verstäuben hier weniger
wie bei Ustilago Sorghi und machen eine Blüteninfection unwahrscheinlich, zumal
die einzelnen Bluten in den Kolben von ausserordentlicher Kleinheit sind. —
Der besonders auffällige Brand von l ’anieum miliaceuin der Rispenliirse, der die
ganzen Blutenstände dieser Pflanze in eine einheitliche, mächtige Brandgalle um-
Avandelt, kann erst nachträglich besprochen werden, wenn von den Brandformen'
in den Blüten und in den Blutenständen selbst die Hede sein wird.
B r e t e i a , Botan. Untorsuohungen. XA’. ü