
Iluiuiis macht das Erdreich locker, ttir die Wurzeln der Pflanzeu leiclitcr diircli-
dringbar, durch die schwarze Färbung kommt die Wirkung der Sonne in der
Ih-wännung des Bodens mehr zur Geltung, und ausserdem hat dieser Humus
die Fähigkeit, Phospliorsäure und auch Kali-Verbindungen, die wichtigsten
mineralischen Stoffe für die Ernährung der Pflanzen, durch Absorption fest-
ziihalten.
Was sich an feuchten Stellen mit der Anhäufung von organischen pflanzlichen
Kesten und iliver mangelhaften Zerstörung durch Verwcsungs-Ürganisineii
vollzieht, das finden wir in etwas gesteigerten Verhältnissen in unseren land-
wirtschaftli(äien Betrieben vor, wo aus grossem Viehbestände und seiner Pflege
organische Massen in den Fäkalien sich anhäufen, die immer wieder als Düngemittel
für den Acker re.-fip. für die Entwickelung und die Ernährung der Pflanzen
verwendet werden. Fiir die Landwirte ist die Erzeugung und die richtige, zweckmässige
Verwendung des Düngers eine der wichtigsten Fragen bei dem landwirtschaftlichen
Betriebe. Es handelt sich darum, dieses Dungmaterial so zu verwenden,
dass seine Hülfsmittel ohne Abschwäclumg für die Ernährung und Vegetation
spec. der landwirtschaftlichen Pflanzen zur vollen Wirkling kommen. Für
diese organische Masse, für diesen Dünger, spielen nun die Pilzkeime eine ausserordentlich
wichtige Holle. Es handelt .sich einmal darum, die hier schon vorhandenen
Stickstoffverbindungen nicht zu verlieren durch Zersetzung nnd durch
Verdunstung, sie vielmehr in Eormen überzuführen, welche der Ernährung der
Pflanzen aufs beste zu gute kommen. Es wird angegeben, dass es pilzliche
Mikroorganismen gibt, welche die StickstoftVerbiiidungen mit ihrer Vegetation
zerstören und freien Stickstoff entbinden. Es ist weiter nachgewiesen, dass es
andere IMikroorganismen gibt, welche die Stickstoffverbindungen oxydieren, sie
in Nitrite und Nitrate, d. h. in Formen überführen, in welchen sie für die Ernährung
der Pflanzen am zugänglichsten sind. Es muss also ein erstes Ziel des
landwirtschaftlichen Betriebes sein, diese massenhaft angehäuften organischen
Substanzen im Dung durch richtige Förderung der Vegetation der Mikroorganismen
der Pilze so zu regeln, dass die Stickstoffverbindungen nicht verloren
gehen, vielmehr in Verbindungen übergeiübrt werden, durch welche ihre höchste
Nutzbarkeit erzielt werden kann. Daneben handelt es sich darum, die Vegetation
der eigentlichen Pilze, dev Verwesungs-Organismen, im engeren so zn beschränken,
dass die organische Substanz durch sie nur in beschränktem Grade
zerstört, dass sie also, unter methodischer Ausschaltung ihrer Mitwirkung, möglichst
erhalten und karboni.siert, d. h. in Humu.sfoi-m übergefuhrt wird, in
welcher sie dem Lande res]). der Vegetation auf dem Lande in vollem Ida-ssc
zugute kommt.
Bei richtiger Fragestellung muss die Lö.sung dieser Aufgaben, die für die
Landwirtschaft von grösster Wichtigkeit sind, erreicht werden können, uml es
kann keinem Zweifel unterliegen, dass hier die biologischen nnd physiologischen
Kenntnisse der Verwesungs-Organismen, ihrer Lebensweise, der Art ihrer W ir k s
am k e it oder, je nach Umständen, der Begünstigung oder Ausschaltung ilirer
Vegetation von ausschlaggebender Bedeutung sind.
Die grosse M e h r z a h l d e r P i l z e gehört zu den V e r w e s u n g s -
( J r g a n isn ie i) , also zu den biologischen Formen, welche anf toter organischer
Substanz vegetieren und diese für ihren Lebensunterhalt verbrauchen.
Es gibt aber unter der Summe der Pilze eine nicht unbeträchtliche An-
salil vou Formen, welche sich an eine andere Leben.sform angepas.st liaben. Sie
vegetieren nicht auf toter organischer Substanz, sondern sie besitzen vielmehr
die Fähigkeit, lebendige Organismen anzugreifen, in diese einzudringen und von
den j\Iitteln des lebendigen Organismus zu leben und zu vegetieren. Man
u n t e r s c h e id e t d ie s e F o rm e n a ls „ P a r a s i t e n “ v o n d en ü b r ig e n
P i l z e n , d ie m an a u ch k u r zw e g a ls S a p r o p h y t e n zu b e z e ic h n e n
p f le g t .
Diese parasitisch lebenden Pilze erzeugen in den Pflanzen und Tieren, auf
und in welchen sie ])arasitieren, mehr oder minder gi’osse Störungen, welche sich
als Krankheitserscheinungen an den befallenen Wirten bemerkbar machen. D ie
E r k e n n t n i s , d a s s b e i e in e r s eh r g r o s s e n A n z a h l v o n K r a n k h e i t s e
r s c h e in u n g e n P i l z e d ie U r s a c h e u n d ih r e K e im e a ls K r a n k h e i t s e
r r e g e r zu b e u r t e i l e n s in d , Ist vorzugsweise in der nene.sten Zeit mehr
und mehr fortgeschritten und hat erst zur richtigen Beurteilung der verschiedenen
Krankheitserscheinimgen und ihrer Ursachen geführt. Wir können wohl
sagen, dass die Mehrzahl von infektiösen Krankheiten, die sich durch Ansteckung
verbreiten, durch parasitische Pilze verursacht werden, und dass die Ijchre von
den Krankheiten der Pflanzen und der Tiere durch diese Erkenntnis ihre nr.4ich-
liche und natürliche Aufklärung gefunden hat, und dass die richtige Beurteilung
der Krankheitserscheinungen ohne die Kenntnis ihrer Erreger, der ])ara.sitischen
Pilze, nicht möglich ist.
U ro fo ia , Buüin. Untersuchungen, XIV, 2