
deren Keimung eile unterbliebene Bildung der Frucbttriiger gleicbsam nacligeholt
wurde. Wir können also sagen, bei dem Pilze erfolgt d ie B ild n n g d e r
S p o r a n g ie n tr ä g e r , wenn er in N ä h r lö su n g e n k u l t iv i r t w ir d , nicht unmittelbar,
sondern nur m it t e lb a r m it E in s c h a ltu n g v o n M y c e ls p o r e n ,
als einer neuen inor{)hologischen Bildung, mit deren Keimung erst die Anlage
der Sporangienträger gleiohsain nachgeholt wird. Hier ist die Bezeichnung
Chlamydosporen, Alanteisporen, .so natürlich und berechtigt als möglich; die mit
der Sporenanlage angelegte Alembran wird mit ihrer Auskeimung zum Sporangienträger
maiitelartig abgestossen. Die neue Sporenbildnng erfolgt offenbar unter
Umständen an den Alycelien, welche für eine unmittelbare Fructification nii-
günstige sind, sodass die Anlage des Sporangienträgers einen Sporenzustancl annimmt,
welcher erst nach Überwindnng der Kuhezeit zur Ausbildung des
Sporangienträgers übergeht, dessen unmittelbare Bildung unterblieben ist. Die
fructificativ auskeimenden Alycelsporen stossen gleichsam ihre Membran, also
ihren Alantel, ab und geben direkt zur Auskeimung von Fruchtträo-ern über.
Dieser eigenartige Gang der Entwicklung mit Einschaltung der Chlamydosporen
vor Beginn der Fruclitträgeraiilage wird nun aber illustrirt durch den
A^rlaiif der Entwickhing desselben Pilzes auf anderen Substraten als in Nährlösungen.
Wenn wir d ie S p o r en des P i l z e s s ta tt in N ä h r lö s u n g e n a u f
f e s t e s S u b s t r a t , a u f s t e r i l i s i r t e s , m it e tw a s B ie rw ü r z e d u r ch tr ä n k te s
B ro t ü b e r t r a g e n , so tritt schon nach zwei bis drei Tagen der zierliche
Küpfchenschiinmel auf dem neuen Substrate bis zur Höhe von 1— IV2 ctm. an
allen Stellen hervor. Der grau-bläuliche, zierliche Pilz Uberzieht den ganzen
Nährboden, erreicht die möglichste Üppigkeit, und wir beobachten äusserlich von
der Bildung der beschriebenen Alanteisporen nicht das geringste. Wenn das
Substrat mit dem vierten oder fünften Tage völlig erschöpft ist, und weitere
Veränderungen in der Entwicklung des Pilzes äusserlich nicht mehr eintreten,
so ergibt die vorsichtigste Untersuchung des erschöpften Brotes, dass liier nur
entleerte Alycelfäden sich vorfinden und dass die Ausbildung von Alycelsporen
gänzlich unterblieben ist. Ich habe die Substrate nach allen Richtungen hin
vorsichtig gemustert nnd diese Untersuchungen in weiteren Kulturen, also an
älteren erschöpften Substraten wiederholt und keine Alycelsporen aufgefunden, so
lange sie völlig rein und namentlich bakterienfrei geblieben waren.
D e r P i lz l e b t d em n a ch , j e n a ch d e r B e s c h a f f e n h e it des S u b s
tr a te s , g le ic h s am in zw e i F o rm en , einmal in der Ausbildung von Sporangienti
ägern in der üppigsten Art auf den Alycelien, ohne die Bildung von
Alycelsporen, das zweite Alal ohne die direkte Ausbildung von Sporangienträgern
mit der Einsclialtung und Ausbildung eines besonderen mor])hülogischen Gliedes,
der Alycelsporen oder der Alanteisporen (Fig. 1 auf 'Faf. IV dieses Bd.-».), durch
deren Vermittlung allein die Aiisbildniig der Sporangienträger er.st nachträglich
erfolgen kann (Fig. 10). Der Pilz hat die Fähigkeit, je nach äusseren Umständen
Alycelsporen, Chlamydosporen, ausznbilden, welche als ein neues Glied
in der morphologischen Gestaltung dem Entwicklung.sgange sich einfügen. Die
Bildung der Sporen tritt bei dem Pilze unter besonderen Umständen hervor,
unter welchen die Ausbildung der S])orangienträger niclit unmittelbar erfolgen
kann. Bei der Kultur auf Brot merken wir von der verborgenen Fälligkeit des
Pilzes, die Alycelsporen auszubilden, niclit das geringste. Erst mit der Kultiu
iu Nährlösungen tritt diese eigenartige morphologische Diffevenzivung in überzeugender
Klarheit dahin hervor, dass, vielleicht unter den erschwerten äusseren
Umständen, in Nährlösungen, die Ausbildung der Sporangienträger nicht direkt
erfolgen kann.
Vergleichen wir den Entwicklungsgang von Chlamydomucor mit den
übrigen Formeii der Gattung Alucor, so müssen wir au.ssagen, dass hier in
Chlamydomucor eine morphologische Erweiterung in der Ausbildung von Chlamydosporen
eingetreten i.st, welche nocli bei den Formen der Gattung Alucor nicht
bestellt. Es ist dabei bemerkenswert, dass dieser Charakter in der Ausbildung
von Chlamydosporen zunächst nicht immer, sondern nur unter besonderen Umständen
hervortritt, welche erkennen lassen, dass hier die direkte Ausbildung der
Sporangienträger erschwert ist. Ob nun unter dem Einflüsse dieser erschwerenden
Umstände der neue Charakter eingesetzt und sich ausgebildet hat, soll der
persönlichen Erwägung überlassen bleiben, jedenfalls ist der neue Charakter
gegeben, und wir liaben bier an dieser Stelle das Auftreten der Chlamydosporen
als einer neuen und eigenartigen Fructification bei den Alucorinen, speziell bei
der Gattung Chlamydomucor, als eine Tatsache zu konstatiren, die bei den verwandten
Formen noch nicht erkennbar ist. Dass sich der Charakter der Chhimydo-
sjiorenbildung ancli bei dem Clihimydoiimcor macrocarpus schon in einer gesteigerten
Ausbildung vorfindet, leuchtet von selbst ein. Die Chlamydosporen
in ihrer verschiedenen Gestaltung, in ihrer Membranaiisrü.stung, in ihrer
verschiedenen Grösse, in ihrem verschiedenen A^erlialten der Auskeimung,
bald fructificativ, bald vegetativ, lassen keinen Zweifel bestehen, dass wir