
I
i / 'l
Ist, ist leicht verständlich; dass dies aber nur bei solchen Formen geschehen
kann, welche nicht zu Mycelfäden auswacbsen, versteht sich ebenfalls von selbst,
und dass aueh in beiden Charakteren der mangelnden Sporenbildung und Faden-
auskeiimmg noch keine Sicherheit für diese Zugehörigkeit gegeben ist, bedarf
keiner Ausführung. Hier verliert sich die Wertschätzung ins IJn.sichere und
fuhrt zn einer natürlichen Fornieinschränkung, welche dahin geht, dass n u r
s p o r e n b i ld e i id e S p r o s s p i l z e dem F o rm e n k r e i s e d er e i g e n t l i c h e n
S a c c h a r om y c e t e n m it S i c h e r h e i t z u z u r e c h n e ii s in d .
Die Formen der Saccharomyceten haben bekanntlich die Fähigkeit, anaerob
zu leben und in zuckerhaltigen Nährmedien die alkoholische Gärung zu erregen.
Sie werden ganz besonders aus diesem Grunde in dieser Ijebensform in der
Gärungsindnstrie verwertet. Diese physiologischen Eigentümlichkeiten’) kommen
') Ü b e r d e n U r s p r u n g d e r p h y s io l o g i s c h e n E i g e n tü m l i c h k e i t d e r
S p r o s s p i l z e , d ie a lk o h o l i s c h e G ä r u n g z u e r r e g e n , sind wir noch im Unklai-en.
Es bleibt kaum eine andere Möglichkeit hiertür übrig, als die, dass die Sprosspilze mit
zuckerhaltigen Früchten von den Tieren gefressen werden und dass sie sich hier im
tierischen Leibe, unter anaerobe Verhältnisse gebracht, die Fähigkeit angeeignet haben, den
Zucker zu zersetzen resp. den Zucker als Energiequelle für die Fortsetzung der Lebenstätigkeit
zu verwerten und hierbei die Bildung von Kohlensäure und Alkohol herboizuführen.
Ich habe in meiner Abhandlung über „Vorkommen und Verbreitung der Alkoiiolgänmg im
Pflanzenreiche“ in den landwirtschaftlichen Jahrbüchern 1876 den Nachweis führen können,
dass alle lebendigen Pflanzenteile, wenn sie von freiem Sauerstoff abgeschlossen werden,
durch intramolekulare Atmung Aethylalkohol und Kohlensäure bilden. Bei zuckerreichen
Früchten hält die inü-amolekularc Atmung wochenlang an, und es werden hier beträchtliche
Mengen von Aethylalkohol und Kohlensäure erzeugt. Man kann sich nun unschwer denken,
dass bei Pilzformen, welche in zuckerhaltigen Medien leben, nach dem Verbrauch des freien
Sauerstoffes, die intramolekulare Atmung auf Kosten des umgebenden, von den Pilzen aufgenommenen
Zuckers einsetzt und für noch längere Zeit zur AVirkung kommt, wenn in den
zuckerhaltigen Nährmedien die Bedingungen resp. die Nährstoffe für Ernährung und Wachstum
zugleich auch gegeben sind, die Zersetzung des Zuckers al» Energiequelle füi* eine
anaerobe Entwicklung und A^egetation verwertet m rd und nun für die P'ortdauer der Vegetation
der Pilze zur Geltung kommt. Es würde hiernach die Entwicklung der anaeroben
Pilzformen ohne freien Sauerstoff, also die anaerobe Lebensweise der Pilze, als eine Anpassungserscheinung
in verschiedenem Grade der Ausbildung bei den verschiedenen Pilzformen
dem Verständnisse zugänglich werden, in der Art, dass ein mit der intramolekularen
Atmung eintretender chemischer Vorgang durch seine weitere P’'ortdaucr und Steigerung die
anaerobe Vegetation ermöglicht hat. — Dass hierbei eine Substanz gebildet wird, welche in
die chemische Constitution des Zuckers eingreift, ist selbstverständlich. Neuei-dings ist von
Buchner mitgeteilt worden, dass diese Substanz, die Zymase, in geringen Mengen mit dem
imtUrlich f ir die morphologisclie und systematische Wert.schätzimg der kSaccharo-
myceten nur iiebenläufig in Betracht.
F ü r d ie s y s t e m a t i s c h e S t e l l u n g d e r S a c c h a r o m y c e t e n i s t d ie
e n d o g e n e S p o r e n b i ld n n g e n t s c h e id e n d . Sie erfolgt )durch eine oder
mehrmals wiederholte Zweiteilung des in jeder Zelle vorhandenen Zellkernes nnd
führt znr Bildnng von Sporen ans den durch Zweiteilung entstandenen Zellkernen
in beschränkter, aber noch nicht bestimmt gewordener Sporenzahl. Es
kann hiernach kein Zweifel bestehen, dass die Saccharomyceten nach unseren
derzeitigen Kenntnissen dem Eormenkreise der Hemiasci als einfackste P'ormtypen
anzuschliessen sind. Die bisherige, noch unsichere Stellung der Sprosspilze ist
auf Grund der vorstehenden Betrachtung dahin verschoben, dass die Sprosspilze,
aber mit der Bezeichnung als Fungi imperfecti, dem P'ovmeukreise der Hemiasci
anzuschliessen sind, welcher den Übergang nach den einfach.sten Formen der
Ascomyceten, nach den Exoasci mit freien und nicht in Fruchtkörpern gebildeten
Ascen, so natürlich als möglich vermittelt. Es ist aber durchaus irrig, die
Saccharomyceten als die einfachsten Fonnen der Ascomyceten anzusehen und sie
den eigentlichen Ascomyceten einzureihen, wie es früher geschehen ist.’)
Eine bemerkenswerte Form, welche in der Sporenbildung unverkennbare
Anklänge an die Saccharomyceten zeigt, ist neuerdings in der Gattung S c h iz o -
Töten dor Hefczellen fixiert werden kann, um nachträglich noch, unabhängig von der lebenden
Zelle, den Zucker zu zersetzen. Die alkoholische Gärung ist aber nicht als eine blosse
chemische Zersetzung des Zuckers, sondern als ein physiologischer Vorgang aufzufassen, bei
welchem durch intramolekulare Atmung, auf Kosten des Zuckers, die Plnergiequellen für die
anaerobe Entwicklung der Hefen gewonnen werden. Die anaerobe Entwicklung ist, nach
unserer jetzigen Auffassung, wieder nur in der Auslösung von Oxydationsvorgängen verständlich,
welche hier auf Kosten des gebundenen Sauerstoffes im Zucker erfolgen müssen,
und welche nun in dem auf das Höchste gesteigerten Zersetzungsvorgange des Zuckers, der
die massenhafte Bildung von Kohlensäure und Alkohol herbeiführt, ihren energischen Ausdruck
finden. Der neue Name Zymase, für die hier wirksame chemische Substanz, leistet
für das physiologische und chemische Verständnis des Vorganges nicht mehr, wie die frühere
Bezeichnung Contactsubstanz. (Bitte hierzu die Anmerkung auf Seite 31 im I. Abschnitte
dieses Buches zu vergleichen, und ebenso die Ausführungen in meiner schon oben zitierten
Abhandlung in den landwirtschaftlichen Jahrbüchern 1876.)
Man vergleiche hierzu die Abhandlung von Reess „Botanische Untersuchungen über
die Alkoholgärung“ 1871.
1 .1 I
r ' L ,