
gereifter nnd keimungsfahiger Sclerotien, wie sie beim Hirsepilze vorliegeii. Es
ist deshalb der Vorsicht angemessen, den Reispilz vorläufig* noch als eine besondere
P'orm von Ustilaginoidea als U. Oryzae festznhalten, bis das abschliessende
lünde der Entwicklung auch liier erreielit ist. Ich habe selbstverständlich
nichts unversucht gelassen, auch mit dem reichlich verfügbaren Material
der Ascensporen und der Conidien des Hirsepilzes weitere Infectionen bei der
blliiienden Reispflanze zu machen, die aber bei der Ungunst der Jahreszeit und
cler Verliältnisse erfolglos geblieben sind. Die Sclerotien keimten in der Zeit des
Winters aus, wo von Nährpflanzen zwar der Reis, aber nicht in günstiger Phit-
wicklung, zur Verfügung stand, dagegen Hirse, z. ß. Panicum mileaceum in der
Natur nicht entwickelt war, mn mit diesen Blüten Infectionen vorzunelimen.
Ich habe fast keinen Zweifel, dass Infectionen dieser Art, künstlich eingeleitet,
beim Reisbrande und auch beim Hirsebrande von Erfolg begleitet sein werden.
Die Ausführung muss aber den l\Iykologen Vorbehalten bleiben, welclie in der
Heimat der Nährpflanzen in der Lage sind, diese Infectionsversuche ausführen
zu können.
Wenn wir auf die Entwicklungsgeschichte der Ustilaginoidea in ihrer
Conidien- nnd Chlamydosporenbildung zuriickgreifen, so muss noch besonders
hervorgelioben werden, dass in der Keimung der Chlamydosporen mit Conidien
und Conidienträgeni die Zugehörigkeit der Conidien zu der vermeintlichen
Brandforni sicher enviesen is t Weiterhin ist durcli die Auskeimung der fragmentirten
Ascensporen zu denselben Conidien der sichere Beweis gegeben, dass
die Conidien nnd damit auch die Chlamydosporen zu der Ascenfructification als
nebenläufige P'ruchtfonn gehören. Durch die weitere Kultur der Conidien nnd
ihrer Fortentwicklung zu neuen mächtigen Brandlagern ist unwiderleglich erwiesen,
da.ss die Brandsporen als Entwieklungsglieder zu der Ascusfructification
gehören. Der Entwicklungsgang des Hirsepilzes ist lückenlos geschlossen, er
nimmt den vermeintlichen ßrandpilz, die Ustilago virens, als Kebenfruchtform
iu seinen Entwicklungsgang auf. Durch die Keimung der Brandsporen zu einfachen
(ünidienträgern, welche aber die Conidien in acropetaler Folge fort-
bilden, sind diese als eine niedere Conidienform ebenfalls dem Entwicklungsgang
der Ustilaginoidea eingereiht worden, in diesem P'alle ist es eine der höchst
entwickelten P'ormen der Ascomyceten eine Hypocreacee, welche durch
('hlamydosporenbildung ausgezeichnet ist, die nach ihrer Massenbildung und
nach ihrer äusseren Erscheinung alle Charaktere eines Brandpilzes an sich
trägt.’) Aber die Keimung der Brandsporen zu einfachen Conidienträgern legte
schon die Vermutung nahe, ehe die Ascnsfrüchte aufgefunden waren, dass wir
es hier nicht mit einem echten Brandpilze zu tun haben, sondern nur mit der
Chlamydosporen- und Conidienform eines hölieren Pilzes, jetzt nachgewiesener-
massen einer Ascomyceten- resp. einer Hypocreaceen-Fonn. Die Vermutung nach
dieser Richtung konnte mit aller Sicherheit dahin ausgesprochen werden, dass
in dem Reis- und in dem Hirsepilze keine zugeliörigen Glieder der Hemibasidii
vorliegen können, weil ihnen die charakteristische Keimung in den Brandsporen
zu den typisch gegliederten und charakteristischen Hemibasidien völlig abging.
Nichts kann den eigentlichen Charakter der Pleraibasidii in einer klareren
und schöneren Weise beleuchten, als die hier vorliegenden Beobachtungen beim
Reis- nnd Hirsebrande, welche Voraussagen liessen, dass es sich hier nicht um
einen eigentlichen Brandpilz, sondern nur um eine brandpilzähnliche P'orm handeln
könne, welche sich als Entwicklungsglied einem hölieren Pilze einfügen müsste.
AVas aber nun für die P'ormen der Ustilaginoidea sicher erwiesen ist, das wird
unzweifelhaft ebenso sicher erweisbar sein für die beiden vorgenannten vermeintlichen
Brandpilzformen, für die Formen der Geminella und der Entorrhiza.
Auch diese P'ormen haben nur Conidien in Reihen von unregelmässiger Zahl
oder Conidienti-äger in Acrostalagmusform, wie sie auch anderweit als Conidienfructification
z. B. für Ascomycetenfonnen bereits längst bekannt sind.
IV. Die Brandpilze und die Brandkrankheiten
in ihrer derzeitigen Erkenntnis.
Es liegt in der biologischen Eigenart der Brandpilze, dass die P'urtscliritte in
ihrer Erkenntnis nur langsame und allmähliche sein konnten nnd dass im Zusammenhänge
liiermit auch die Aetiologie der Brandkranklieiten nur im langsamen
1) Das Auftreten von Chlamydosporen in solcher Massenbildung wie bei dem Reis-
und dem Panicumbrande erscheint weniger auffällig, wenn wir die schon bekannten Tatsachen
zu HüFe nehmen, welche bei den Formen der Gattung H y p om y c e s unter den
H y p o c r e a c e e n schon von Tulasne beobachtet worden sind; z. B. bei H y p om y c e s
c h r y s o s p e rm u s treten die Chlamydosporen in grossen Lagern aui den Hutpilzen auf, in
welchen dieser Hypomyces parasitirt. Die Sporenlager erinnern unwillkürlich an die Formen
B r e to ld , Boten. ünterauohuDgen. XV. ^3