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Conidien ausgezeichnet ist. Ebenso habe ich, im Verein mit Dr. Falck, nachweisen
küimen, dass der Flugbrand des Weizens nicht übertragbar auf Gerste
und der Flugbraiid der Gerste auf Weizen unwirksam ist. Die Versuche dieser
Art konnten erst gemacht werden, als die BlUteninfection, die bisher unbekannt
war, bei den Formen des Flugbrandes von uns .sicher iiachgewiesen worden ist.
Die Lager des Flugbrandes in den befallenen Pflanzen treten in die Erscheinung,
wenn in den Saatfeldern die Blüten der gesunden Pflanzen für die Be.stäubung
reif sind. Die leicht beweglichen Brandsporen werden durch die Luft vertrieben,
gelangen auf die Fruchtknoten gesunder Pflanzen, dringen ein und inflciren schon
in den ersten Stadien den neu angelegten Embrio.’) Die Infectionskeime machen
die Samenriihe mit und verraten sich durch keinerlei äusserliche Erscheinungen.
Sie sind aber mykroskopisch im Embrio vegetativ nachweisbar und gelangen erst
im folgenden Jahre, aus der entwickelten Pflanze des befallenen Samens, zur
Brandlagerbildiing. Die Flugbrandlager und ihre Sporen sind beim Weizen
und bei der Gerste äusserlich nicht von einander zu unterscheiden, sie sind auch
wohl keine ausgeprägten Arten, sondern nur spezialisirte Formen, welche einmal
der Gerste und das andere Mal dem Weizen angepasst sind. Wir können
hiernach den Flugbrand des Weizens als U s t i la g o H o r d e i v a r. T r i t i c i bezeichnen.
Der Flugbrand des Hafers ist durch die Form seiner Sporen unterscheidbar
von dem Flugbrande auf Hordeaeeen, namentlich aber auch durcli
reiche Conidienbildung bei der Keimung der Brandsporen. Eine weitere Unterscheidung
ist nun darin erkennbar, dass der Hordeaeeenflugbrand in kurzer Zeit,
von der einen Vegetationsperiode bis zur anderen, seine Keimkraft verliert®) und
dass hiernach das Auftreten des Brandes in der Sommersaat des W^’eizens und
der Gerste nur durcli Blüteninfection seine natürliche Erklärung flnden kann.
Es komite durch diese erwiesene Tatsache bereits mit Sicherheit im Voraus
angenommen werden, dass eine ßlüteninfection stattfinden müsse, wie sie dann
von mir, in Verbindung mit meinem Schüler R. Falck, experimentell und sicher
nachgewiesen werden konnte.
Beim Flugbraiide des Hafers tritt nur in vereinzelten Fällen der Flug-
braiul in vollendeter äusserer Erscheinung auf. Es sind dann die ganzen Rispen
’) Man vergleiche hierzu den XIII. Bd. d. W.
ri Diese Beobachtung habe ich schon zu Ende der achtziger Jahre an einem Sporen-
niateriale gemacht, Avelches mir aus Yokohama in Japan zugesandt Avurde. Man vergl.
hierzu die engeren Ausführungen über den Ustilago Hordei Brefeld im XII. Bde. d. W.
in ihren einzelnen Blüten zur staubigen Brandlagerbildung gekommen, und wir
küimen bei trockenem Wetter verfolgen, Avie der Brandstaub durcli den Wind
vertrieben Avird und nachträglich die entstaubten Rispenstände Zurückbleiben.
Beim Haferbrande tritt sicher eine Blüteninfection auf. Es erfolgt aber zugleicli
auch eine Infection des Keimlings im Boden, Avelclie hier durch reiche Conidienbildung
bei der Sporenkeimnng begünstigt Avird im Zusammenhänge mit der
langen Keimdauer der Brandsporen, Avelche jahrelang im Boden verbleiben
können, bis unter günstigen Bedingungen ihre Keimung eintritt. Nach l^eiden
Richtungen, soAvolil bei der Blüteninfection, Avie bei der Keimlingsinfection,
konnten Erfolge erzielt Averden, Avelche den NacbAveis ergaben, dass hier beide
Infectionsformen Avirksam sind. (Mau vergl. hierzu den Inhalt des XI. u. XIII.
Bd. d. W.).
Verweilen Avir jetzt einen Augenblick bei den verschiedenen infections-
formen, Avie sie bei den Brandpilzen möglich sind, so haben Avii* zmiächst die
e r s t e und u r s p r ü n g l ic h e F o rm d e r I n f e c t io n , bei Avelclier die Braiid-
lagerbiklimg genau an der Stelle der Yorausgegangenen Infection stattfindet, wie
dies beim Maisbrand in dem ausgeprägtesten Falle dieser infectionsform au.s-
führlich beschrieben Avorden ist. An diese primitive und natürliche Form der
Infection schliesst sich dann d i e z w e i t e h ö h e r g e s t e l l t e I n f e c t i o n s f
o rm an, bei Avelcher die Stätte der Infection weit getrennt ist von dem Ausbruche
der Krankheit, also von der Bildung der Brandlager. Diese zweite Form
der Infection war bis dahin nur bekaimt als Infection der Saatkeimlinge. Sie
ist nun nachträglich ergänzt Avorden durch d i e d r i t t e F o rm d e r I n f e c t i o n ,
Avelche schon in den Blüten stattfindet und welche bis dahin gänzlich ausser
Acht geblieben ist. Für die Brandformen, bei Avelchen Keimlingsinfection statt-
flndet, ist eine Desinfection des Saatgutes zAveifellos sehr wirksam. Diese äusserliche
Désinfection des Saatgutes ist aber vollständig illusorisch bei einer Blüteninfection,
wo schon der Keimiing in dem jungen Fruchtknoten von den Brandpilzen
befallen Avird und eine nacditrägliche äusserliche Desinfection des Saatgutes
miAvirksam und also überflüssig macht. Wir hatten also fortan neben der
Infection des Keimlings zugleich noch mit der Alöglichkeit zu rechnen, dass in
vorliegenden Fällen auch eine Blüteninfection in Betracht kommt, Avie sie bei
den Formen des Flugbrandes des Weizens, der Gerste und des Hafers sicher
nachgewiesen ist.