
flaclurcli erbracht, dass schon n a c h d r e i W o c h e n s t a t t g e h a b t e r I n f e c t
io n und zwar g e n a u u n t e r d e r i n f i c i r t e n S t e l l e , d ie B i l d u n g der
B r a n d b e u l e e r f o l g t . Das kurze Incubationsstadium von drei Wochen sichert
ohne weiteres die Unabhängigkeit der einzelnen befallenen Stellen der Nährpflanze,
die zeitlich und örtlich oft weit auseinander liegen. Die allein infectionsfähigen
jugendlichen Stellen der Pflanze treten im Laufe der Entwicklung der
Nährpflanze in continuierliclier Folge auf und erreichen erst mit der Anlage der
weiblichen Blutenkolben ihreu Endpunkt. Man kann das Eindringen der mit dem
l ’ulverisator oder durch Injection in die hier oflene Vegetationsspitze eingefllhrten
Infectionskeime mit Leichtigkeit beobachten und feststellen, dass gewöhnlich an
der Verbindungsstelle zweier obei-flächlicher Zellen das Eindi’ingen mit einem
deutlichen Locke erfolgt.’) Die eingedrungenen Pilzfäden verbreiten sich in den
parenchymatischen Geweben, deren zarte Wände leicht durchdringbar sind. Durch
den Einfluss des Pilzes erfolgt eine ausserordentliche Vergrösserung der parenchymatischen
Zellen, welche mit weiteren Teilungen verbunden ist. Durch beide
Vorgänge werden die riesenmässigen Gewebewucherungen erzeugt, welche an den
Achsen bis zur Dicke einer Faust und an den weiblichen Blutenkolben bis zur
Grösse eines Kinderkopfes sich steigern können. In dem Maasse, als der Zufluss
an Nährstoffen nach den durch den Pilz erzeugten Gewebewucherungen statt-
flndet, erfolgt die üppige Ernährung der Pilzmycelien, welclie sich in den
parenchymatischen Geweben verbreiten und zu dichten Mycel-Massen verbinden.
Auf der Höhe der Gewebewucherungen und der Entwicklung der Pilzmycelien
in diesen erfolgt nun die Massenanlage der Brandsporen, mit deren Ausbildung
eine Verquellung und Auflösung der Mycelfäden verbunden ist. Das Endresultat
der Entwicklung ist die massenhafte Anlage der ßrandsporen in den zur Beule
angeschwollenen parenchymatischen Geweben. Die Brandsporen nehmen mit ihrer
Reife eine dunkle Färbung an, und nun erst erkennt man, dass die peripherischen
Gewebeschichten der Beule diese dunkle Färbung der Sporen nicht teilen, dass
sie weiss bleiben und in der dichten Vei-flechtung der Mycelien, welche sie durchziehen,
eine hüllenartige Beschaffenheit annehmen, welche, gleichsam als eine
weisse Peridie, die Brandlager einheitlich umschliesst. Ganz besonders deutlich
wird diese Erscheinung bei den Kolben der weiblichen Blüten, deren Fruchtknoten
sich einzeln zu grossen Ib’andbeulen entwickeln. Wenn man die Infection
der einzelnen Fruchtknoten so lokalisirt, dass nur ein oder zwei von diesen befallen
werden können, alle übrigen gesund bleiben, so steigert sich die Brandbeulenbildung
in den wenigen befallenen Fruchtknoten zur Grösse eines Hühnereies.
Es sind aber immer nur die parenchymatischen Gewebe des Fruchtknotens,
welche durch ihre Wucherung, Vergrösserung und Teilung die mächtigen Gewebs-
massen erzeugen, in welchen die ßlycelien des Parasiten sich auf das Üppigste
ausbreiten und nachträglich in toto in Brandlager übergehen. Erst wenn die
Schwärzung der ßrandsporen erfolgt ist, tritt nun die P er i d i en b i 1 d u n g in
F o rm e i n e r w e i s s e n H ü l l e aus dicht verflochtenen Mycelfäden klar zur
Erscheinung, welche die ungeheuren Brandlager umschliessen. Mit dem Ein-
ti’ocknen werden dann' die Aveissen Häute rissig und lassen, als eine einheitliche
morjjhologische Bildung, die Brandbeule in allen ihren Einzelheiten deutlich
unterscheiden.’) Nur allein in den parenchymatischen GeAveben erfolgt die
Wucherung und auch nur dann, Avenn sie in den jugendlichsten Stadien von dem
Pilze erreicht und befallen werden. In älteren Geweben, mit erloschener Teilungsfähigkeit
der Zellen, bleiben diese Wucherungen mehr oder minder beschränkt,
und in dem gleichen Verhältnisse ist die Ausbreitung der Pilzmycelien eine unbedeutende.
Eigentliche Beulen treten nicht mehr auf und mit dem Unterbleiben
der Beulen können endlich auch keine Brandlager mehr zur Ausbildung gelangen.
Wir beobachten in solchen Fällen häutig, dass die eingedrungenen
Mycelfäden, von Scheidewänden reich durchsetzt, eine braune Färbung annehmen
und können auch weiterhin durcli Kultur feststellen, dass diese gebräunten Zellen,
die nicht zu Brandsporen ausgebildet sind, in Nährlösungen wieder auswaclisen
und zur Bildung von Hefeconidien übergehen. Bei den zahlreichen Infectionsversuchen
habe ich in den einzelnen Fällen feststellen können, dass das Eindringen
der Infectionskeime noch erfolgt an den Stellen, wo eine Gewebe-
wucherung und eine eigentliche Beulenbildung nicht mehr stattfinden kann. Hier
ist also die Infection noch sicher naclizuvveisen, aber ihre Wirkung frustrirt
gleichsam und bleibt auf unbedeutende sekundäre Erscheinungen beschränkt. An
diese Fälle sehliessen sich nun die Erscheinungen bei noch älteren Pflanzenteilen
an, wo das Eindringen der Infectionskeime überhaupt nicht mehr stittfindet, und
') Man vergleiche hierzu Text und Abbildungen über den Maisbrand im 11. Bande