
Die Infection der Maispflanze.
Es erübrigt jetzt nocb, die Ergebnisse der Ilntersnclmngen anzuschbessen,
welche Uber den Maisbrand und über den Brand der Mobrenbirse nach den
früheren Veröffentlichungen im XI. Theile dieses Werkes gewonnen sind.
Bezüglich der Aetiologie des Maisbrandes haben die jährlichen Wiederholungen
der Infection immer nur eine Bestätigung der früheren Resultate
ergeben. Die Thatsache, dass hier alle genug jungen Pflanzentheile den Infectionskeimen
von aussen zugänglich sind, und dass der Brand sich anf die inflcirten
Stellen streng lokalisirt, wird durch den interessanten kleinen Erfolg noch
bestätigt, dass sogar die Narben der weiblichen Blütbenkolben, wenn sie jugendlich
genug mit den Conidien des Maisbrandes inficirt sind, nachträglich ßrand-
erscheiiiuugen anfweisen können. Die Narben nehmen ein rosenkranzförmiges,
von den angescbwollenen beuligen Stellen verbogenes Ansehen an und reifen zn
je kleinen Brandlagern heran, welche vollständig reife Brandsporen ausbilden.
Ein solches Narbenbündel, durch den ßenlenbrand deformirt, bietet ein höchst
interessantes, bemerkenswertes Bild dar, welches einer Darstellung nicht bedürftig
ist, da hier die Vorstellung ausreicbt. Natürlich sind ältere Narbentheile nicht
mehr inflcirbar. Man kann höchstens noch das Eindringen der Keimfäden der
Conidien beobachten; eine infectiöse Wirkung, die immer schon nach 14 Tagen
bis 3 Wochen zu reifen Braudlagern führt, ist hier nicht mehr zu beobachten.
Des Weiteren sind iilr die Infectionsversuche die verschiedensten Maisformen
herangezogen worden, namentlich auch die grosse Form des Pferdezahmnais.
Bei diesem gelingen die Infectionen weniger leicht, weil die genug jungen Gewebe
in dem engeren Zusammenschluss der Blätter über der Vegetationsspitze
von aussen schwerer zugänglich sind, und weil im gleichen Verhältniss auch die
jungen weiblichen BlUthenkolben nach aussen durch Zusammenschluss der Hüllblätter
fester verdeckt sind, als dies bei den kleineren Maisformen der Fall ist.
Erweitert man die Zugänge von oben zu den weiblichen Kolben und führt man
die Infectionsflüssigkeit mit den Conidien ein, so zeigen sich keine Unterschiede
gegenüber den kleineren Maissorten; es treten dann die gleichen früher beschriebenen
Branderscheinungen auch hier ein. Es wurde nun schon ausgefuhrt, dass
eine Infection der jungen Keimpflanzen zu den grössten Seltenheiten gehört. Es
werden alle genug jungen Stellen der entwickelten Pflanze befallen, welche den
Infectionskeimen von aussen zugänglich sind.
Es handelt sich jetzt nur noch um die ßewei.se, wie in der Natur diese
Infection natürlich statttiiidet. Sie geht, wie sclion früher angegeben, nicht von
den Brandsporen direct aus. Diese Brand.sporeu, welclie nicht in Wasser, aber
in Nährläsuiig zu jeder Zeit keimfähig sind, erzeugen auf sapro)jhytlschen
Substraten, also in huinösen und namentlich auch auf gedüngtem Boden, Conidien-
sprossungen. Diese gehen sehr bald zur Bildung von Luftcoiiidien über,') die
durch die Luft vertrieben, auf die IMaispflanzen verweht werden und die ßeulen-
krankheit erzeugen.
Der experimentelle Beweis, dass von saprophytischen Infection.slieerderi mit
IMaisbrandsporen, welche fern von den inflcirbaren ]\Iaisquartieren angelegt sind,
die Infectionen der Nährpflanzen wirklich herbeigeführt wird, ist bei den früheren
Versuchen noch nicht geführt worden. Die Versuche nach dieser Richtung sind
seit dieser Zeit ausgeführt und durch jährliche Wiederholung ergänzt worden.
Es wurde zunächst bei Quartieren mit jungen Mais]>flanzen, welche das Scheideblatt
3—5 cm weit durcbstossen batten, welche also in den jungen Keimlingen
vollständig immun geworden sind, Aussaten von Brandsporen in der Weise bewirkt,
dass diese mit guter Humuserde gemischt zwischen den Versuchspflanzen vorsichtig
eingesiebt wurden. Es wurde dann eine dünne Schiebt von Pferdemist
aufgeti’agen und die übeiHäche mit einer geeigneten Harke eine Zeit lang so
bearbeitet, dass eine Einniiscbung des Düngers in den Boden gleichmässig erreicht
war. In diesem Zustande wurden die Quartiere sich selbst überla.ssen und weiter
beobachtet. Es zeigte sich, dass in allen Fällen, wo der Boden genügend inficirt,
und der Feuchtigkeitsgehalt durch Regen oder Ansprühen in kurzen Intervallen
künstlich regulirt wm-de, schon nach wenigen Wochen BrandervSclieinungen bei
den Pflanzen auftraten, die sich in der anschliessenden Zeit bedeutend vermehrten.
Es kehrten alle die Branderscheiimiigen wieder, in den Blättern, an den männlichen
Blüthen, an den Achsen, an den adventiven Wurzeln und nachträglich
auch an den weiblichen Blütbenkolben, wie sie fi-über beschrieben wurden.*) Es
wurden nun die Infectionsstätten in der gleichen Weise, wie sie vorher beschrieben
sind, in schrittweiser Entfernung von den Maisquartieren so angelegt, dass die
anf dem Boden gebildeten Ijuftconidien durch die vorbeiTschende Windrichtung
’) Man vergl. hierzu die Abbild, der Hefecoiiidien und Luftconidicn, sovne die Formen
ihrer Bildungen auf Tafel IV im V. Heft.
*) Siehe Tafel IH—V im XI. Hefte.