nicht von uns erzeugt, sondern uns aufgedrungen wird,
erkennen wir darin ein uns fremdartiges Etwas. Ist
auch unser ganzes Leben ein Traum von dem, was wir
Wirklichkeit nennen, so bleibt es dessen ungeachtet
gewifs, dafs die Folge der Traumbilder ihren Ursprung
von einer uns fremden Kraft hat. Wenn die Glaslinse
in der Camera obscura sich der Bilder bewufst wäre,
die sie auf dem Grunde der dunkeln Kammer erzeugt,
so würde sie sprechen können: diese Bilder sind blos
dein Werk, denn sie verschwinden, sobald du nicht bist,
und verändern sich, sobald du dich veränderst. Aber
wTenn auch die Bilder nicht ohne die Linse sind, so
sind sie doch nicht durch die Linse allein. Jedes
metaphysische System maafste sich an, sagen zu "wollen,
was jene Kraft sey, von der wir uns abhängig fühlen.
Aber keines gab darüber mehr als Dichtungen.
Wir sind uns keiner andern nothwendigen Suc-
cession in den Froducten der geistigen Bildungskraft
als einer solchen bewufst, die durch Sinneseindrücke
vermittelt ist. Daraus folgt jedoch nicht, dafs nicht
eine andere in ihnen statt finde. Ja, es mufs eine
andere in ihnen vorgehen, da der Leib, den die Seele
sich zum Leben in der Sinnenwelt aneignet, nur ihr
eigenes Product seyn kann. Es giebt Nachtwandler,
die beim Erwachen staunend vernehmen, was sie in
ihrem Schlafe gethan haben. Ein solches, schlafend
zvveckmäfsig handelndes und nichts aus dem Schlafleben
sich erinnerndes Wesen ist jedes Lebende. Unser
Körper ist unser eigenes Werk, und doch erscheint er
uns als etwas Fremdartiges. Wir wissen nicht, dafs
und wie wir ihn hervorbrachten, und sind uns nicht
bewufst, dafs wir selber ihn fortwährend erhalten.
Daher kann aber auch die nothwendige Folge von
Froducten der geistigen Bildungskraft, welche die
Entstehung unsers Körpers zur Folge hat, nicht durch
ein materielles Wirken vermittelt seyn. Im sinnlichen
Leben ist allerdings das geistige Bilden, und, insofern
alles Denken ein geistiges Bilden voraussetzt, auch
das Denken eine organische Thätigkeit. Doch ist dieses
nicht ganz eine solche. Wie das Spiel des Virtuosen
auch auf einem verstimmten Instrument noch immer
verräth, von wem es kömmt, so zeigt sich eine höhere
Deükkraft auch noch bei Zerrüttung der Organe des
geistigen Bildens. Einer hohem und niedern Stufe
gehört diese Kraft aber ursprünglich an. Denn warum
sollte sie es nicht bei der grofsen Mannichfaltigkeit
aller andern Kräfte in der Natur? Und wie könnte
sie es nicht, da ihr Trachten nach dem Unbedigten
so verschieden in verschiedenen Naturen ist und etwas
Ursprüngliches seyn mufs?
Der Grad des Vermögens, den Drang nach dem
Unbedingten zu befriedigen, bestimmt die geistige
Stufenleiter der Wesen. Diese ist aber eben sowenig
eine einfache für das Geistige wie für das Körperliche.
Jenes Vermögen äussert sich nie gleichmäfsig nach
allen, sondern in ausgezeichnetem Grade immer nur
nach gewissen Richtungen. Von der niedrigsten Stufe
zur höchsten führen sehr viele, nach ganz verschiedenen
Richtungen gehende Mittelstufen.