einer seidenartigen, festen und elastischen, kreisförmigen
Binde, deren Materie von der Peripherie des
Halskragens abgesondert wird, an einem nahen Körper,
ziehen den Fufs darunter zurück und bleiben so während
der ganzen Dauer der Dürre beständig kleben.
Bei dem mindesten Regen, und selbst schon bei einem
blofsen Thau, setzen sie sich aber wieder in Bewegung.
Sie öffnen in diesem Zustande von Zeit zu Zeit die
Lunge, ziehen Luft ein, vermindern den Sauerstoffgehalt
einer Masse von Luft, worin sie eingeschlossen
sind, und legen, wenn sie grade trächtig sind, zur
gewöhnlichen Zeit ihre Eier. *) Eine von Adanson**)
am Senegal beobachtete Landschnecke (Helix flammea
O. F. Müll.) bringt wahrscheinlich die ganze dortige,
achtmonatliche Jahreszeit der Dürre schlafend zu.
Ueberhaupt ist Bedürfnifs der Feuchtigkeit und Abnahme
der Lebensäusserungen, wenn diese fehlt, allen
wirbellosen Thieren eigen, die eine schleimabsondernde
äussere Haut haben. Die Erdregenwiirmer ziehen sich
sowohl bei trockner als bei kalter Witterung in die
Tiefe des Erdbodens zurück, und liegen darin haufen-
w'eise, mit vielem Schleim bedeckt und unter einander
verschlungen, bis sie durch die Rückkehr der Wärme
oder der Feuchtigkeit wieder hervorgelockt werden.
Dieser Scheintod in Folge trockener Wärme befällt
auch nicht blofs wirbellose Thiere. Selbst unter
den Wirbelthieren sind manche demselben ausgesetzt.
Die Amphibien, wTelchedie Llanos der Aeqüinoctiäl-
*) Gaspard a. a. O.
**) Coquillages du Sénégal, p. 18.
gegenden von Südamerika bewohnen, besonders die
Crocodile und die Riesenschlangen, vertiefen sich im
Schlamm, wrenn die Becken, worin sie zur Zeit der
grofsen Ueberschwemmungen Wasser finden, in der
dürren Jahreszeit austrocknen, und werden in diesen,
dem Einflufs der Sonnenstrahlen ausgesetzten Sümpfen,
worin die mittlere Wärme über 40° R. beträgt, scheinbar
leblos. *) Hingegen in Brasilien, wo jene Thiere
in weiten Seen, immer nassen Brüchen, Flüssen und
Bächen leben, deren Ufer vom Schatten der Urwälder
abgekühlt werden, gerathen sie nicht in einen solchen
Schlaf.**) Sogar ein S äu g th ie r der heissen Zoné,
der Tanrec von Madagascar (Erinaceus eçaudatus), soll
drei Monate des Jahrs Scheintod zubringen.
Ein ähnlicher Zustand scheint es zu seyn, w'orin
sich manche Schlangen der heissen Climate zur Zeit
der Verdauung befinden. Nach Barrow***) sind die
grofsen Boaschlangen auf Java, wenn sie ganze Kälber
und Schweine verschlungen haben, solange wie leblos,
bis die verschluckten Thiere ganz verdauet sind. Eben
dies erzählt Azara j-) von dem Curiyu, einer grofsen
Schlangenart des südlichen Amerika, und an einer
andern Stelle f f ) bemerkt er : dafs die sämmtlichen
Vipern jenes Erdstrichs in eine Art von Lethargie
*) Von Humboldt’s und Bonpland’s Reise in die Aequi-
noctialgegenden des neuen Continents. Th. 3. S. 330.
Reise des Prinzen M a ximilian von W ie d -N e u w ie d
nach Brasilien. B. 1. S. 356 der Octavausgabe.
***) Reise nach Cochinchina. Uebers. von Ehrmann. S. 256.
f ) Voyages dans l’Amérique méridionale. T. 1. p. 226.
-J-f) Ebendas, p. 230.
II. 2. 10
PI