Zu solchen gehören die Fledermäuse. Diese haben
wenig ausgebildete Geruchswerkzeuge. Und doch sind
sie gar nicht gleichgültig in der Auswahl ihrer Speisen.
Ihre Zunge kann sie dabei wenig leiten. Diese ist bei
Vespertilio myosotis B e ch s t. mit einer dicken und festen
Oberhaut bedeckt. Die conischen Papillen derselben
sind steif und hart. Die pilzförmigen stehen nur sehr
einzeln, und der kelchförmigen giebt es nur zwei.
Mit weit gröfsern und zartem Wärzchen ist dagegen
die innere Wand der Backen besetzt. Es giebt auf derselben
sehr viele kegelförmige Papillen, und zwischen
diesen, auf einem vordem Wulst jeder Seite, eine
kelchförmige. Die kegelförmigen haben eine dünne
Oberhaut und in Verhältnifs zur Kleinheit des Thiers
eine beträchtliche Höhe und Breite.
Bei mehrern Säugthieren ist auch, um sie für die
Stumpfheit des Geschmacksinns ihrer Zunge zu entschädigen
und sie bei der Wahl ihrer Nahrungsmittel
desto sicherer zu leiten, der Sinn des Geschmacks
mit dem des Geruchs in Verbindung gesetzt. Alltägliche
Erfahrungen und besonders auch Lin ne s )
Versuche beweisen, dafs die wiederkäuenden Thiere
unter vielen Kräutern die, ihnen zur Nahrung angemessenen
sehr genau zu unterscheiden wissen. Man
hat geglaubt, der Geruchsinn leite sie dabei auf die
gewöhnliche Art. Wenn man aber Acht giebt, wie
sich die Rinder beim Weiden benehmen, so wird
man sich vom Gegentheil überzeugen. Sie beriechen
nicht jedes einzelne Kraut, sondern schneiden dasselbe
*) Amoen. acad. Vol. II. p. 362.
ohne Weiteres mit den Kinnladen ab, und werfen es,
wrenn es ihnen nicht angemessen ist, zur Seite. So
findet man immer auf bemoosten Wiesen, worauf Rühe
weiden, ganze Haufen ausgerissenen und zusammengeballten
Mooses. Die Zunge kann ihnen bei der Auswahl
noch weniger als die Nase nützen. Es gehen
aber bei ihnen von dem vordem Grund der Nasenhöhlen
zur Mundhöhle zwei Gänge, die Stensonschen
Canäle, die von Fortsätzen der innern Nasenhaut gebildet
werden und sich hinter dem vordem Rand des
Zwdschenkieferbeins auf einer grofsen Papille öffnen,
in welcher sich Zweige der Nasengaumennerven endigen.
In die Ausgänge dieser Canäle öffnen sich zw7ei andere,
längere und weitere knorpelige Röhren, die Jacobson-
schen Organe, die zu beiden Se;ten neben dem untern
Rand der knorpeligen Nasenscheidevvand liegen, und
ebenfalls mit Fortsätzen der Riechhaut ausgekleidet
sind. In diesen endigen sich nicht nur auch Zweige
der Nasengaumennerven, sondern überdies noch zwrei
besondere, längs der Nasenscheidewrand auf jeder Seite
herablaufende Aeste der Nerven des ersten Paars, die
sich nicht mit denen der Nasenscheidew7and und der
Riechhaut verbinden. Indem die mit riechbaren Stoffen
geschwängerte Luft aus der Mundhöhle in diese letztem
Röhren dringt, wirkt sie auf Riechnerven, und es
entsteht ohne Vermittelung der Nasenhöhle Geruchsempfindung.
Wenn hingegen die Feuchtigkeit der
Nasenhöhle, geschwängert mit riechbaren Stoffen,
w'elche die eingezogene Luft darin abgesetzt hat, durch
die Stensonschen Gänge in den Mund fliefst, so ent