Punct darin mit den niedern Tliieren überein, dafs
auch bei ihnen die zeugenden Kräfte das ganze Leben
hindurch wirksam sind. Die vegetirende Pflanze, die
nicht blühet und Saamen trägt, ist entweder krank,
oder treibt um so mehr Zweige, von denen jeder
fähig ist, sich zu einem eigenen Individuum zu entwickeln,
je weniger Blüthen sie hervorbringt. Von
andern Seiten sind aber die Gewächse in Betreff des
Früchtetragens von den Thieren sehr verschieden. Sie
treiben für jede neue Brut einen neuen Eierstock und
ein neues Organ, das sowohl Behälter des Ovariums
als der Brut ist; die Eier kommen gleich nach ihrem
Entstehen in organische Verbindung mit dem Eierstock
und bleiben darin bis zu ihrer völligen Ausbildung; mit
ihnen entwickelt sich bis auf einen gewissen Grad
das Ovarium; gegen die Zeit der Reife stirbt dasselbe
ab; nach der Reife gelangen sie nicht erst in
ein anderes Organ, bevor sie den mütterlichen Körper
verlassen, sondern bleiben bis zur Geburt in dem
nehmlichen Behälter, worin sie erzeugt wurden. Die
Geschichte der Schwangerschaft der Pflanzen fällt
daher mit der Entwickelungsgeschichte des vegetabilischen
Eies zusammen. Das Folgende wird die
Summe meiner eigenen Beobachtungen über diesen
Gegenstand seyn, und das ergänzen, was ich darüber
im lten Bande des gegenwärtigen Werks (S. 69) nur
in der Kürze sagen konnte.
Wir sahen im vorigen Capitel (S. 66), dafs sich
im Pflanzenei, nachdem es sich durch einen Strang
mit dem Eierstock vereinigt hat, eine äussere Schichte
und ein Kern bildet. Mit der Entstehung des Kerns,
oder bald nach derselben tritt die Veränderung ein,
dafs die Zellen der äussern Substanz sich immer mehr
ausbilden, während dieselbe dünner wird und ihren
Gehalt an grauer Materie verliehrt, und dafs sich
die letztere dagegen in dem Kern anhäuft, welcher
an Masse zunimmt. Bei Asclepias trennt sich auch
um diese Zeit der, vorher kurze und einfache Strang
des Eies in mehrere Stränge, die mit dem Ei fort-
wrachsen und nach der Reife desselben sich in den
Haarschopf verwandeln, womit die Saamenkörner dieser
Gattung an dem einen Ende besetzt sind. Zu jenen
Umwandelungen kömmt ferner noch die, dafs bei den
meisten Pflanzen die gallertartige, den Saamenboden
bedeckende Substanz, worin sich das Ei bildete, ebenfalls,
wie die äussere Schichte des letztem, immer
mehr zellenartig, dabei saftleerer und zuletzt ein lufthaltiges
Mark wird. Eine Ausnahme hiervon giebt es
bei Collomia grandiflora Dougl. in deren einsaamigem
Capsel der Zwischenraum zwischen dieser und dem
Ei noch bis nach der Entstehung des Embryo mit
einem grauen Schleim angefüllt bleibt.
Jene Substanz des Saamenbodens liegt auf einer
Schichte von grünem Zellgewebe, von wrelcher sich
gewöhnlich ein Fortsatz durch den Strang des Eies
in dasselbe erstreckt. Die Periode, w'orin dieser Fortsatz
sich bildet, die Structur desselben, seine Dauer
und Verbreitung im Ei sind sehr verschieden. Bei
manchen Gewächsen, z. B. bei Hydrocharis Morsus
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