Gelenken und lange Glieder haben. So verrathen die
Spinnen in ihren langen, vielgliedrigen Beinen ein
feines Gefühl für jene Eigenschaften der Körper, indem
sie zuweilen, wenn es ihnen an einem untern
Befestigungspunct ihres Netzes fehlt, dasselbe durch
einen Stein gespannt erhalten, den sie an dem untern
Faden in der Luft schweben lassen. *)
Zum Ausmitteln der Beschaffenheit der Oberfläche
der Körper ist die Aussenseite aller, für diese Verrichtung
eingerichteter Tastwerkzeuge mit Nervenwärzchen
besetzt. Dem Besitz dieser Papillen an den nehmlichen
Organen, die zu den andern Arten des Tastens aufs
zwreckmäfsigste gebauet sind, und der Zartheit seiner
Oberhaut verdankt der Mensch die Vollkommenheit
seines Tastsinns. Doch theilt er diese mit manchen
Affen. Rengger**) erzählt von dem Cay (Cebus
Azarae Reng.): dieser habe einen sehr scharfen Tastsinn,
besonders in den Vorderhänden, der durch Erziehung
und Uebung einer grofsen Vervollkommnung
fähig sey; alte Cays hätten ihn, R., in der dunkelsten
Nacht erkannt, so wie sie nur einen Augenblick sein
Gesicht oder seine gewöhnliche Kleidung betastet hätten.
Hiernach steht dieser Affe in der Schärfe jenes Sinns
wo nicht höher, doch nicht niedriger als der Mensch.
Bei den übrigen Wirbelthieren haben manche andere
Theile wohl eben so zahlreiche Nervenwärzchen unter
E. H. W ebe r in M e c k e l’s Archiv für Aaat. und Physipl.
1827. iS- 209.
A. a. O. S. 45.
einer, ebenfalls dünnen Oberhaut wie die Finger des
Menschen. Da sie aber auch bei diesem in Menge
und von grofser Empfindlichkeit an Theilen zugegen
sind, die mehr subjective als objective Empfindungen
verschaffen, z. B. an den Lippen und an der Eichel
des männlichen Gliedes, so ist aus ihrer blofsen Gegenwart
nur auf ein feines Gefühl, nicht auf einen
scharfen Tastsinn zu schliessen. Hingegen läfst sich
annehmen, dafs da, wo sie fehlen, das Vermögen, die
Beschaffenheit der Oberfläche der Körper durch Tasten
zu erfoschen, sehr beschränkt seyn, oder auch ganz
fehlen mufs. Sie sind aber nicht bei den Insecten
vorhanden, denen also diese Art des Tastsinns abgeht.
Viele Wirbelthiere haben auch auf der Zunge,
dem Gaumen und andern Theilen der Mundhöhle
Nervenwärzchen, die zwar ebenfalls gej^en mechanische
Eindrücke, doch zum Theil als Geschmacksörgane
vorzüglich gegen die chemische Einwirkung der Materien,
wovon sie berührt werden, empfindlich sind.
Keine Aeusserungen der Wirbelthiere lassen vermuthen,
dafs bei ihnen die Papillen der äussern Haut Empfänglichkeit
für Einwirkungen dieser Art besitzen.
Nässe macht auf die äussere Haut Eindruck. Diese
wirkt aber auch ohne Vermittelung von Papillen auf
die Hautnerven. Bei den wirbellosen Thieren deuten
dagegen einige Erscheinungen darauf hin, dafs ihre
äussere Haut auch ein Sinnesorgan für den chemischen
Einflufs äusserer Materien und ihr Tastsinn zugleich
Geschmack- und Geruchsinn ist. Die Nacktsclmecken