In diese Thatsachen läfst sich nur Einheit bringen,
wenn man voraussetzt, dafs Wachen und Schlaf Folgen
innerer Veränderungen des thierischen und vegetabilischen
Körpers sind, deren Eintritt zwar durch äussere
Anlässe, vorzüglich durch einen gewissen Grad der
Ab- und Zunahme des Tageslichts befördert wird,
die aber auch davon unabhängig, nur ohne sie in
weniger regelmäfsigen Perioden erfolgen. Das Thier
schläft ein entweder aus Ermüdung, wenn die Kräfte
der Organe des unbewmfsten Lebens durch Anstrengung
erschöpft sind; oder aus Mangel an Aufregung
dieser Organe durch äussere Reize; oder wrenn Werkzeuge
des unbewufsten Lebens des Kraftaufwandes
bedürfen, der sonst den übrigen zukommen würde.
Die Seele zieht sich zurück aus dem Leben in der
Sinnenwelt, um so für den Körper zu wirken, wie
sie für ihn, während er noch im Embryonenzustande
war, wirkte, und besonders um die Organe des unbewufsten
Lebens in Stand zu setzen, die Kraft und
rfegelmäfsige Thätigkeit der Werkzeuge des bewufsten
Lebens während dem Wachen zu erhalten. Daher ist
der Schlaf der Zustand, und die Nacht, während welcher
* dieser Zustand für die meisten lebenden Wesen eintritt,
die Zeit, worin sich alle grofse, ohne Bewufstseyn
vorgehende organische Veränderungen ereignen. Die
Crisen der Krankheiten erfolgen durchgängig im
Schlafe, und der Impuls zur Geburt tritt nicht nur
beim Menschen, sondern auch bei den Thieren meist
in der Nacht ein.
Alle Erscheinungen des Schlafs deuten daher auch
auf Zunahme der Energie der Kräfte, wodurch der
Blutumlauf, das Athemhohlen und die Assimilation
unterhalten werden. Es sind zwar die Meinungen der
Aerzte über die Beschaffenheit des Pulses, der thierischen
Wärme «und des lymphatischen Systems im
Schlafe nicht übereinstimmend. Die Verschiedenheit
derselben rührt aber von der Verschiedenheit der Zeit
her, worin man die Erscheinungen des Schlafs beobachtete.
Manche Schriftsteller haben den Puls für
schwächer und die thierische Wärme für geringer im
Schlafe als im Wachen angegeben. Diese Angabe pafst
freilich oft auf den Anfang, aber nie auf die letzte
Periode eines gesunden Schlafs. Nach einer gewissen
Dauer desselben gehen alle Functionen des unbewufsten
Lebens langsamer, aber weit energischer als im Wachen
vor sich. Der Puls wrird dann voller und stärker, das
Athemhohlen tiefer und die thierische Wärme höher.
Die Ausdünstung nimmt zu, und die Secretionsorgane
sondern zwar nicht alle eine gröfsere Quantität Säfte,
wohl aber mehr concentrirte im Schlaf als im Wachen ab.
Dabei zieht sich das Blut von den Organen des bewufsten
Lebens zurück und häuft sich in den übrigen
an. Das Gehirn dehnt sich im Wachen aus und fällt
im Schlaf zusammen. Bei einem Mädchen, dessen
Schädelküioehen durch Knochenfrafs zum Theil so
zerstöhrt waren, dafs das Gehirn ganz entblöfst lag,
quoll dieses beim Erwachen hervor und sank beiin
Einschlafen. Während dem ruhigen Schlaf wrar die
Senkung am stärksten. Bei lebhaften Träumen fand