besitzen Nerven: Stränge, die von Einem odermehrern,
im letztem Falle mit einander verbundenen Centralorganen,
bei den hohem Thieren vom Gehirn und
Rückenmark ausgehen, oder doch damit Zusammenhängen,
sich bei ihrem Fortgange verzweigen und mit
ihren äussern Enden in der Substanz der übrigen
Theile verliehren. Sie bestehen aus häutigen Scheiden,
angefüllt mit einer Materie, dem Nervenmark, die
unter dem Vergröfserungsglase in manchen Nerven
nichts weiter zeigt, was ihr wesentlich ist, als längslaufende,
parallele Streifen, in deren Zwischenräumen
sich unregelmäfsige Queerstreifen befinden. So sieht
man sie meist in den Nerven der kaltblütigen Thiere.
In diesem Zustande erscheint sie ganz wie dünne, der
Länge nach ausgedehnte Scheiben des halbgeronnenen
Hühnereiweifs. Oft ist sie in den Zwischenräumen
der längslaufenden Striche, den M ark fasern , zu
Kügelchen gestaltet, und zuweilen besteht sie aus
Reihen solcher Kügelchen. Diese Form findet man
öfterer in den Nerven der Säugthiere und Vögel, als
in denen der übrigen Thiere. Bei den Wirbelthieren
vereinigen sich jene Markfasern in manchen Nerven
schon während des Verlaufs der letztem zu p rim itiven
B ü n d e ln , von denen jeder eine eigene, sehr
dünne häutige Scheide bekömmt. Bei den wirbellosen
Thieren tritt diese Vereinigung erst dann ein,
wenn ein Nerve sich in einem Organ verbreitet, z. B.
bei den Insecten beim Durchgang der Sehenerven der
zusammengesetzten Augen durch die Oeffnungen der
häutigen Platte, die das Innere dieser Augen von der
Kopfhöhle scheidet. Die Bündel sind dann bei diesen
Thieren nicht weiter in einer gemeinschaftlichen Scheide
eingeschlossen. *)
Ein Theil, durch welchen äussere Eindrücke
' empfunden werden, höret auf, dazu tüchtig zu seyn,
sobald die Nerven desselben durchschnitten oder unterbunden
sind, und ein Bewegungsorgan wird gelähmt,
nachdem man diese Operation mit den Nerven der
Muskeln desselben vorgenommen hat. Aber das innere
Stück der erstem Nerven erregt noch Schmerz, wenn
die Durchschnittfläche desselben gereizt wird, und
die Muskeln zucken noch eine Zeitlang, wenn mechanische
und chemische Schärfen, oder electrische
Ströhmungen auf das mit ihnen verbundene Nervenstück
wirken. Von dieser Seite zeigen sich also die
Nerven als Leiter äusserer Eindrücke zum Gehirn, und
innerer vom Gehirn zu den äussern Theilen. Erwägt
man indefs, dafs von jedem Nervenstrang sehr viele
verschiedene Theile Zweige empfangen, dafs jeder
einzelne Sinnesnerve eine unendliche Zahl der verschiedensten
Empfindungen verschafft, und dafs doch
nicht etwa zu jedem MuskSj und jedem Punct der
reizbaren Fläche eines Sinnesorgans eine einzelne, einfache
Markfaser sich vom Gehirne aus erstrecken kann,
Diese primitiven Bündel sind weit dicker als die Markfasern,
da sie immer aus mehrern solchen Fasern bestehen. Was ich in
meiner Abhandlung Ueber die o r g a n is c h e n E lem en te des
th ie r is c h e n K ö rp e r s im 1. Bande der Vermischten Schriften,
S. 130, Fig. 75, als die letzten Nervenröhreu aus den Hüftnerven
des Frosches beschrieben und abgebildet habe, waren, wie ich hei
spätem Untersuchungen erkannte, primitive Bündel.
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