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Paarung und Befruchtung.
Wir haben bei unsera jetzigen Untersuchungen
Paarung und Bef ruchtung zu unterscheiden, und
zwar nicht blos in der Rücksicht, weil die erstere
zufällig ohne Erfolg seyn kann, sondern vorzüglich
deswegen, weil diese bei manchen Thieren nicht mit
jener verbunden und jene zwar meist Ursache, zuweilen
aber auch Folge derselben ist. Paarung ist orga^-
nische Vereinigung zweier Individuen zum Behuf der
Zeugung. Befruchtung ist .Ein Wirkung eines männlichen
Zeugungsstoffs auf eine weibliche Zeugungsmaterie.
Dafs diese Unterscheidung wichtig ist, wird sich
unten zeigen.
Um etw'as Weiteres über unsern Gegenstand
auszumachen, wird es nöthig seyn, erst die Organe
und Materien zu untersuchen, die bei der Paarung
und Befruchtung wirksam sind.
Ein weiblicher Zeugungsstoff ist das Erste und
Wichtigste bei der Zeugung. Es läfst sich kein allgemeiner
Character desselben angeben, als seine Gestaltung
zu einem Ei. Die Organe, worin er erzeugt
wird, die Eierstöcke, sind entweder hohle, oder
parenchymatöse Eingeweide. In der Flüssigkeit einer
Zelle, Blase oder Röhre entstehen in der Regel die
Eier der kaltblütigen Wirbelthiere und der wirbellosen
Thiere. Aus einem Parenchyma, welches aus
einem mit Blutgefäfsen, Saugadern und Nerven durchwebten
und von einer Haut umschlossenen Schleimstoff
besteht, wachsen die Eier der warmblütigen
Thiere wie Exantheme aus der Haut hervor. Das
Pflanzenei bildet sich gleich mit dem Entstehen der
Blume in einer, auf einer Schichte von Zellgewebe (dem
Saamenboden, Receptaculum seminum) liegenden
Gallerte, die bei manchen Pflanzen, z. B. bei Calla
palustris, klar wie Crystall ist. Dieses Ovarium liegt
bei allen phanerogamischen Pflanzen immer in einem
S a a m e n b e h ä 11 n i f s (Pericarpium).
Das im Eierstock gebildete Ei verläfst entweder
mit dem Austritt aus diesem Organ den mütterlichen
Körper, oder gelangt vor der Geburt noch erst in
andere mütterliche Theile. Das Erste geschieht bei
den Pflanzen und Zoophyten. Bei den mehresten der,
über den Zoophyten stehenden Thiere wird dasselbe
nach jenem Austritt von einem Eiergange und dann
häufig auch noch von einem F r u c h t b e h ä l t e r
f Uterus) aufgenommen.
Der Eiergang ist blofser Ausführungsgang des
Eierstocks der wirbellosen Thiere und mehrerer Grätenfische.
Bei manchen der letztem fallen die Eier
aus dem Eierstock in die sich nach aussen öffnende
Bauchhöhle. Bei den übrigen Wirbelthieren ist der
Eiergang ein für sich bestehendes Organ, das zu
den Eierstöcken ein eigenes Verhältnifs hat. Seine
innere Mündung nimmt selBstthätig die aus diesen
tretenden Eier auf, wie der Rüssel der saugenden
Thiere die Nahrungsmittel. Da, wro er ein solches
Verhältnifs zu den Eierstöcken hat, wird zugleich
dem Ei entweder von ihm oder von dem Uterus eine
nährende Materie zum Behuf der Entwickelung des
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