ihnen Zusammenhängen. AuqJi erregen Reizungen der
Vierhügel der einen Seite Zuckungen in den Muskeln
der entgegengesetzten Hälfte des Körpers, obgleich
die zu den Vierhügeln gehenden Fasern des verlängerten
Marks keine Rreutzung machen. Bei diesen
Schwierigkeiten ist mir die Erklärung wahrscheinlicher
geworden, die ich oben vorgetragen habe, dafs die
Leitung des Impulses zu einer willkührlichen Bewegung
der einen Seite durch gleichartige Hirnfasern
geschieht, der Impuls selber aber von der Hirnhemisphäre
der andern Seite ausgeht, und durch die
Commissuren nach der ersten Seite fortgepflanzt wird.
Eine andere hierher gehörige Thatsache ist die
Uebereinstimmung unserer Gesichtsempfindungen mit
den Empfindungen unserer übrigen Sinnesorgane, obgleich
die Bilder der Gegenstände auf der Netzhaut
die entgegengesetzte Stellung von der haben, w'orin
sie auf die übrigen Sinne wirken. Wenn sich alle
Fasern der Sehestreifen (Tractus optici) so durch-
kreutzten, dafs nicht nur die des linken Streifens zum
rechten und die des rechten zum linken Auge, sondern
auch die untern derselben zur obern, die obern zur
untern Hälfte des Auges gingen, so würde sich hieraus
jene Uebereinstimmung erklären lassen. Allein die
Durchkreutzung findet bei dem Menschen und den
Säugthieren nur an den, auf der innern Seite der
Streifen liegenden Fasern statt. Es kann seyn, dafs
die Fasern der äussern Seite zum vordersten Rand der
Netzhaut gehen, zu welchem keine Strahlen gelangen,
und dafs sie hier vielleicht in Verbindung mit den
Ciliarnerven nicht mehr zum Sehen, sondern zur Bewirkung
der, dem Sehen angemessenen Bewegungen
der Iris dienen. Wenn aber dies wirklich auch der
Fall seyn sollte, so ist doch die weitere Voraussetzung
nöthig, dafs die obern Fasern der Sehestreifen im
Auge nach unten, die untern nach oben verlaufen,
und dafür läfst sich nichts zur Bestätigung anführen.
Hiermit soll nicht gesagt seyn, dafs der Verlauf
der Hirnfasern von keiner Wichtigkeit bei den Wirkungen
der Hirnfasern ist. Dies kann Keiner behaupten,
der nur einigermaafsen diesen so unendlich verwickelten
und künstlichen Verlauf kennet. Unsere Meinung ist
nur, dafs sich nicht über eine gewisse Gränze hinaus
Erklärungen davon hernehmen lassen. Bios mit der
Leitung der Eindrücke kann derselft in einer nähern
Beziehung stehen, und diese Beziehung wird sich
vielleicht noch deutlicher einst, wenn das Gewebe
der Hirnfasern ganz entwirrt seyn wird, als bei unsern
jetzigen, noch sehr beschränkten Kenntnissen der Textur
des Gehirns zeigen. Es giebt wahrscheinlich noch
andere Kreutzungen von Hirnfasern als die der Pyramidalstränge
und der Sehestreifen. Langenbeck*)
glaubt, eine solche zwischen den Fasern beider Blätter
der durchsichtigen Sclieidew'and, am hintern Ende derselben,
entdeckt zu haben. Ueber diese habe ich keine
eigene Beobachtungen. Bei meinen Untersuchungen des
*) Tabulae neurolog. Tab. XXI. Fig. 2.