sinn bestimmt seyn könnten. Andere Vögel haben aber
allerdings eine Zunge, die der Sitz dieses Sinns seyn
kann. Man hat schon längst und mit Recht denselben
in der weichen, mit Papillen besetzten Zunge der
Papageien angenommen, die auch deutliche Zeichen
von Geschmacksempfindungen äussern. Die Zunge der
Eulen und Enten hat ebenfalls auf ihrer obern Seite
eine Weichheit und einen papillösdn Bau, die in ihr
ein Geschmackswerkzeug vermuthen lassen. Doch auch
manchen körnerfressenden Vögeln scheint der Geschmacksinn
in der Zunge nicht zu fehlen. Auf der
Zunge der Loxia Pyrrhula sieht man keine Nerven-
Wärzchen, solange sie von ihrer äussern Haut bedeckt ist.
Ihre ganze obere Seite aber erscheint nach dem Abziehn
der Epidermis mit kleinen, weichen Papillen bedeckt.
Zum Tasten sind diese Wärzchen, ihres glatten Ueber-
zugs wegen, unbrauchbar. Sie können aber darunter
sehr wohl zum Schmecken dienen.
Wie bei den Vögeln so sind auch bei den Amphibien
und Fischen Theile, die nur eine Beziehung
auf den Geschmacksiun haben können, einigen Gattungen
eigen, hingegen andern, diesen oft nahe verwandten
Gattungen nicht verliehen. Die Zunge der
Amphibien hat in der Regel bei denen, die sie weit
aus dem Munde hervorstrecken und zum Tasten gebrauchen
können, nicht die Erfordernisse eines Geschmacksorgans.
Sie besitzt aber dieselben oft da,
wo sie w7enig oder gar nicht beweglich ist. Von dieser
Art ist sie bei mehrern Schildkröten, verschiedenen
Gattungen der Eidechsen und den Salamandern. Bei
der Mydasschildkröte ist sie zw'ar ohne Nervenw'ärz-
chen, doch weich, an allen Seiten befestigt und
wenigstens nicht zum Tasten eingerichtet. Bei den
Gattungen Emys und Terrapene vertritt ihre Stelle
ein fleischiger Wulst vor der Stimmritze, der bei Terrapene
clausa stark hervorragt und auf seiner ganzen
Oberfläche zarte, länglichrunde, concentrisch um seinen
Mittelpunct und gedrängt neben einander stehende
häutige Blätter hat. Die Eidechsen machen, nach
Dugès’s Angabe,*) wenn man ihnen scharfe Sachen
in die Kehle bringt,: Anstrengungen, sich derselben
wieder zu entledigen. Ist dies der Fall, so kann man
ihnen nicht den Sinn des Geschmacks absprechen.
Hingegen läfst sich die Zunge der Frösche, der Kröten
und des Chamäleons kaum für ein Geschmacksorgan
halten. Sie ist zwar bei den Fröschen und Kröten
allenthalben, beim Chamäleon an ihrem vordem Ende
weich, aber zuin Behuf des Insectenfangs mit einem
so dicken, klebrigen Schleim überzogen, dafs schmeckbare
Substanzen schwerlich einen Eindruck auf sie
machen können. Es liegt indefs bei Chamaeleo cari-
natus auf beiden Seiten der untern Kinnlade, an der
inwendigen Seite der Zähne, eine wulstige Lefze, die
mit Papillen besetzt und zu einem Geschmacksw erkzeug
geeignet ist.
Vielen Fischen fehlt sowTohl die Zunge als jedes
andere Organ, worin sich der Sitz des Geschmacks
annehmen läfst. Aber es sind doch auch einige mit
Theilen versehen, die für diesen Sinn bestimmt scheinen.
«9 Aunales des sc. natur. T. XVI. p. 846.