der nichts als ein blofses Wasser mit sehr kleinen,
selbst unter einer stärkern Vergröfserung noch kaum
zu unterscheidenden Bläschen enthält. Wenn bei dieser
Abweichung der Cryptogamen von den hohem Pflanzen
jene doch befruchtet werden, so mufs wenigstens die
Wirkung des männlichen Saamens auf den weiblichen
ZeugungsstofF bei ihnen von anderer Art als bei den
Phanerogamen seyn. Möglich ist es, dafs diese, wie
bei vielen Thieren, erst eintritt, nachdem die Eier
ausgeworfen sind. Ich habe am Polytrichum commune
eine Beobachtung gemacht, welche dieser Annahme
nicht ungünstig ist. Im April und Mai 1831 fand ich
auf Rasenplätzen meines Gartens, worauf dieses Moos
häufig wächst, blos fruchttragende Individuen desselben,
aber keine mit männlichen Blüthen. Die Capsein
dieser Exemplare enthielten meist schon reife Saamen-
körner. Im Anfänge des Juny hatten alle ihre Capsein
verlohren. Nun zeigten sich eine Menge dieser Pflanzen
mit männlichen Blüthen, die gegen das En;Ie des
Juny ihren Inhalt ausleerten. Von den weiblichen
Individuen waren jetzt keine blühend.
Im Thierreiche ist Trennung des Geschlechts und
Befruchtung vermittelst Paarung ein Character der
höhern Bildung. Unter allen Wirbelthieren, Insecten,
ihrem innern Baue nach näher bekannten Crustaceen
und den Sepien sind keine Hermaphroditen als bei
monströser Bildung. Von denen, die dies wirklich sind,
hat man keine Beweise, dafs sie fähig sind, zu befruchten
oder befruchtet zu werden. Sie kommen selten bei
den Wirbelthieren, am seltensten beim Menschen vor.
Häufiger fand man sie bei einigen Insecten, besonders
den Schmetterlingen. *)
Unter den Mollusken, Anneliden und Würmern
giebt es nur wenig Gattungen mit getrennten Geschlechtern.
Wenn man die Sepien und einige Ga-
steropoden ausnimmt, so sind alle übrige Mollusken
entweder Hermaphroditen oder blos weiblicher Natur.
Unter den Ringwürmern ist blos der Blutegel und der
Regenwurm in anatomischer Hinsicht genau bekannt,
und von diesen besitzt jedes Individuum beiderlei Zeu-
gungstheile. Die Familie der Würmer enthält unter
den Entozoen einige Gattungen mit Männchen und
Weibchen. Die Zahl derselben ist aber nur klein
gegen die der übrigen.
In den höhern Ordnungen der Wirbelthiere findet
bei der Trennung des Geschlechts immer auch Paarung
durch Vereinigung der Zeugungstheile beider Geschlechter,
und Befruchtung des weiblichen Zeugungs-
stoffs innerhalb dem Körper des Weibchens statt. Diese
geschieht bei allen Säugthieren und Vögeln, bei den
*) Ein von Klug untersuchter Hermaphrodit der Papilio Cinxia
hatte auf der rechten Seite die Fühlhörner, die Flügel, die ganz
ausgebildete Zange der äussern Geschlechtstheile und die Saamen-
gefäfse des Männchens. Die B'ülilliörner und Flügel der linken Seite
waren die des Weibchens. Die Zange fehlte hier und die linke
Hälfte des Bauchs enthielt Eier. CVerband!, der Gesellsch. naturf.
Freunde in Berlin. B. 1. St. 1. S. 363.) Eine Zusammenstellung
dieser Beobachtung mit mehrern andern Fällen von Zwitterbildungen
findet sich in Ru d o lp h i’s „Beschreibung einer seltenen mensch-
,, liehen Zwitterbildung nebst vorangeschickten allgemeinen Bemerkungen
über Zwitterthiere.” (Abhandl. der physical. Classe der
Acad. der Wissensch. zu Berlin. J-. 1835. S. 45.)