Gesetzen Vorstellungen und Erinnerungen. Das Ge-
dächtnifs hängt von körperlichen Bedingungen ab.
Beim Gehen, Laufen, Springen, kurz bei jeder will-
kührlichen Bewegung ziehen sich ganze Gruppen von
Muskeln theils gleichzeitig, theils in einer bestimmten
Ordnung zusammen, obgleich der Wille nur den ersten
Antrieb dazu giebt und nicht auf jeden dabei thätigen
Muskel besonders wirkt. Der nächste Grund jenes
Etwas ist also ein organischer. Er liegt in den Centralorganen
des bewufsten Lebens. Je mehr diese in einem
Thier vereinzeln et sind, desto mehr automatisch und
vereinzelnet sind alle Lebensäusserungen desselben.
Je enger sie unter sich verbunden sind, desto mehr
freie Thätigkeit und Zusammenhang herrscht in den
letztem.
Von diesem Gesichtspunct aus werden die That-
sachen der vergleichenden Anatomie, die wir bisher
in Betrachtung gezogen haben und andere, worauf
wir noch kommen werden, begreiflich. In den Bewegungen
aller wirbellosen Thiere findet weit mehr
Automatisches und Vereinzeltes als in denen der Wirbel-
thiere statt. Sie bedienen sich eines jeden Organs nur
auf Eine bestimmte Weise und mehrerer zugleich nur
in Einer bestimmten Ordnung. Noch nie sähe man ein
Insect durch Kunst dahin gebracht, wohin sich schon
die Schlangen bringen lassen, nach gewissen ihnen
gegebenen Zeichen gewisse Stellungen anzunehmen
oder Bewegungen zu machen. Keines jener Thiere
hat Sinn für Töne, Formen und Farben, die nicht
zur Sphäre ihres Instincts gehören. Man kann sie
nicht locken durch Worte oder durch willkührliche
sichtbare Zeichen. Die Fische sind dagegen schon
vermögend, mit gewissen Tönen, wobei ihnen Futter
gereicht wird, die Erinnerung an das Füttern zu
verbinden. Daher tritt schon bei den untersten der
Wirbelthiere eine ganz andere Bildung der Centralorgane
der Nerven des bewufsten Lebens ein, als
selbst den höchsten der wirbellosen Thiere eigen ist.
Der Abstand zwischen beiden in Rücksicht auf diese
Organe ist sogar weit gröfser als man nach den äussern
Erscheinungen ihres Lebens erwarten sollte.
Alle Wirbelthiere besitzen ein grofses Centralorgan,
wovon nicht nur das ganze Leben in der Sinnenwelt,
soweit dasselbe von dem allgemeinen Gefühl abhängig
ist, regiert wird, sondern mit welchem auch das ganze
Nervensystem des unbewufsten Lebens in Verbindung
steht. Dieses ist das Rückenmark mit Einschlufs des
verlängerten Marks. Wir finden dasselbe schon bei den
Lampreten, die sich in ihren äussern Lebenserscheinungen
kaum über manche Ringwürmer zu erheben
scheinen, und zwar nicht nur in ähnlicher Form,
sondern auch in ähnlichem Massenverhältnifs zum
übrigen Körper wie bei den Säugthieren und dem
Menschen. Dasselbe besteht immer aus zwei symmetrischen
Hälften, und jede der Hälften aus einem obern
und untern Strang.*) Die untern Stränge werden am
vordem Ende breiter; die obern entfernen sich hier
*) ich nehme hier oben und unten in Beziehung auf die Lage
der Organe bei den Thier en',1 und werde so auch immer die Worte
vorne und hinten gebrauchen.