aller, aus der Luft kommenden Schallschwingungen,
so würden diese immer noch besser durch die Wände
der Trommelhöhle, als durch die Gehörknöchelchen
geleitet werden. Aber man höret nicht bei verstopften
Ohren, obgleich dann der Schall nach wie vor durch
die Kopfknochen, die Knorpel des äussern Ohrs und
die Wände des Gehörgangs zu den Wänden der
Trommelhöhle kommen kann. Die Fortpflanzung des
Schalls wird immer durch den Uebergang desselben
aus dem Medium, worin er entstanden ist, in ein
anderes ungleichartiges unterbrochen. Für den, der in
festen Körpern erregt ist, sind feste Körper, für den,
welcher in der Luft oder im Wasser entsteht, Luft
oder Wasser die besten Leiter. Verhielte es sich anders,
so würden Töne, die aus einem Zimmer kommen,
ausserhalb demselben eben so gut oder bessei bei
verschlossener als bei offener Thür gehört werden
müssen. *)
Die Erfahrungen, die man zum Beweise einer Fortleitung
der aus der Luft kommenden Schallschwingungen
durch die festen Theile des Kopfs zum Hörnerven angeführt
hat, sind von keinem Gewicht. Wenn Esser **)
unter andern sagt: Er habe auf freiem Felde bei heiterem
Himmel die auf einer Flöte angegebenen Töne
nicht so gut bei stark bedecktem Kopf als ohne Be-
Dies zur Beantwortung eines, von Muncke in seinem Aufsatz
Ueber die Fortpflanzung des Schalls vom Päukenfell bis zum Gehörnerven
Cin K ä s tn e r ’s Archiv f. d. gesainmte Naturk. B. 7. H. 1.)
gegen meine obige Meinung gemachten Einwurfs.
K ä stn e r ’s Archiv. B. 13. S. 59.
deckung gehört, so erklärt sich dies ganz einfach
daraus, dafs der Theil der Schallschwingungen, der
im letztem Fall längs den Kopfknochen zum äussern
Ohr und zum Trommelfell fortging, im erstem von
der Bedeckung gedämpft wurde. Und wenn I ta rd ,
wie Muncke anführt, eine völlige Taubheit dadurch
geheilt haben will, dafs er einen festen Kegel von
Baumwolle durch das zerstöhrte Trommelfell in die
Trommelhöhle soweit einschieben liefs, bis derselbe
die innern Hörwerkzeuge berührte und eine schmerzhafte
Empfindung darin erregte, so kann ich nicht
glauben, dafs die Leitung des Schalls durch einen
so schlechten Leiter, wie ein baumwollener Kegel ist,
sollte bewirkt worden seyn, wrohl aber halte ich für
möglich, dafs der Kegel die verlohrne Empfänglichkeit
des Hörnerven für den Schall einigermaafsen
wieder anfachte, indem er eine leichte Entzündung
in der Trommelhöhle erregte. Die angebliche Heilung
der völligen Taubheit wird indefs nicht von langer
Dauer gewesen se^n.
Nach S a v a rt’s Versuchen schwingt eine stärker
gespannte elastische Haut schwächer als eine weniger
gespannte. Er glaubt daher, der Meinung, die man
früher hegte, ganz entgegen, durch die Spannung
des Trommelfells werde der Eindruck des Schalls
auf dasselbe geschwächt.*) Allein mit der Stärke und
Schwäche des Schalls im Allgemeinen hat die Spannung
dieser Haut nichts gemein. Was sie bewirken
*) Journal de Physiologie par Magendie. T. IV. p. 183.
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