geschieht aber nicht immer schon zur Zeit der Paarung,
sondern oft erst einige Zeit nach derselben.
P rév o st und Dumas fanden bei einer Hündin die
Eierbläschen selbst am 8ten Tage nach der Begattung
zwar sehr angeschwollen, aber noch nicht gesprungen.
*) Gäbe es nur diese einzelne Beobachtung,
so liesse sich voraussetzen, es würde auch, wenn das
Thier lebend geblieben wäre, kein Bläschen sich
geöffnet haben. Allein es sind der Fälle so viele, wo
nach einer, vor mehrern Stunden und Tagen erfolgten
Begattung, die man fiir erfolglos zu halten keinen
Grund hatte, die Franzen den Eierstöcken wohl nahe,
aber noch nicht damit in Berührung waren, und von
den Eierbläschen sich noch keines entleert hatte, **)
dafs jene Voraussetzung nicht für alle diese Erfahrungen
gültig seyn kann.
Alle diese Vorgänge können sich auch ohne
wirkliche Befruchtung in Folge blofser Reizung der
weiblichen Zeugungstheile ereignen. ***) Es kann auch
bei den Vögeln blos hiernach der Inhalt eines der
Kelche des Eierstocks in der Gestalt eines Eies austreten,
in den Eiergängen mit Eiweifs und einer
Schaale bedeckt und als Windei excernirt werden.
Es ist aber zu bezweifeln, dafs dies je bei den SäugÉ1
Annales des sc. natur. Tom. 3.
**) Biol. B. 3. S .389.390. B u rda ch’s Physiol. als Erfahrungs-
Wissenschaft. B. 1. S. 500.
***) Otto (Seltene Beobachtungen zur Anat. Physiol. u. Pathol.
H. 1. S. 133) fand mehrere gelbe Körper bei einem 30jährigen
Mädchen, das Anfälle von Nymphomanie gehabt hatte, aber nie
schwanger gewesen Mar.
thieren geschehe. Für diese scheint immer Befruchtung
nothwendig zu seyn, damit sich ein Ei bilde, dessen
Entstehung schon im Eierstocke vor sich gehen mufs.
Ohne Befruchtung kann der Inhalt der Graafschen
Bläschen nur als Flüssigkeit, nicht als eine geformte
Materie hervordringen. Geschähe das Gegentheil, so
müfste bei den Säugthieren, und besonders auch beim
Menschen, das Abgehen von Eiern ähnlichen Blasen
nach dem blofsen Orgasmus häufiger beobachtet werden,
als wirklich geschieht. Es giebt zwar Fälle von Ausleerung
solcher Eier bei Menschen. *) Diese sind aber
selten und die angeblichen Eier können blos Hyda-
tiden gewesen seyn, die sich eben so oft in andern
Höhlungen als in denen der weiblichen Zeugungstheile
aus Ursachen bilden, welche nichts mit der
Zeugung gemein haben. Wie wTäre es auch möglich,
dafs bei der gleichzeitigen Ausleerung mehrerer Bläschen
aus Einem Eierstock die Flüssigkeit derselben
nicht in der Muttertrompete zu Einem Ei zusammenflösse?
Dies geschieht aber nicht, sondern aus der
Materie jedes einzelnen Bläschens entsteht eine besondere
Frucht. Die Befruchtung mufs also im Eierstocke
vor sich gehen, und bei der Eierstockschwangerschaft
entwickeln sich die Eier nicht etwra deswegen
in den Ovarien, w7eil sie in diesen als an einem un-
rechten Orte befruchtet sind, sondern weil sie aus
irgend einer! Ursache darin zurückgehalten werden.
Die Befruchtung wird verhindert durch jede Unter-
*) B. 1. S. 115 dieses Werks.