äussern, mit Bestimmtheit sagen, dafs sie Aeusserungen
von Sphmerz sind und nicht blos consensuell, ohne
Mitwirkung des Sensoriums erfolgen. Es müssen aber
vor der Entblöfsung des Rückenmarks soviele empfindliche
Theile durchschnitten werden, der Blutverlust
dabei ist immer so bedeutend und das Rück-
grath läfst sich nicht ohne so starke Erschütterungen
des Rückenmarks öffnen, dafs schwerlich noch grofse
Empfindlichkeit des Sensoriums darnach übrig bleiben
kann. Ich beobachtete bei allen Fröschen, woran ich
diese Operation machte, ein weit schnelleres Erlöschen
des Lebens, als sonst bei diesen Thieren erfolgt, w7enn
man ihnen bei unverletztem Riickgrath selbst alle Brust-
und Baucheingeweide genommen hat. Sie wurden immer
gleich vom Opisthotonus befallen, sobald die Luft Zutritt
zur Rückgrathshöhle bekommen hatte. Die Bewegungen,
die sie bei Reizung der hintern Rückenmarkswurzeln
äussern, lassen sich daher mit mehr
Grund für automatische als für Aeusserungen von
Schmerz annehmen. Für diese Meinung sprechen auch
folgende Beobachtungen. Ich hatte mehrern lebenden
Fröschen den Kopf gleich hinter dem Hinterhauptsloch
abgeschnitten. So oft ich die Spitzen der Zehen eines
der hintern Beine kniff oder drückte, zogen die enthaupteten
Thiere bei einem schwachem Druck dieses
eine Bein, bei einem stärkern beide, und, wenn der
Druck sehr stark war, beide mit so grofser Heftigkeit
zurück, als ob sie entfliehen wollten. Die hintern Beine
machten auch die nehmliche Bewegung, nur nicht so
lebhaft als im vorigen Fall, wenn ich die Zehen der
vordem Füfse drückte. Jene reagirten selbst dann noch
auf solche Weise bei einem Druck auf die Zehen,
wenn ich das Rückgrath dicht über dem Ursprung
der ischiadischen Nerven durchschnitten hatte. War
ihre Reizbarkeit soweit gesunken, dafs das Drücken
der Zehen keine Wirkung mehr hatte, so trat der
vorige Erfolg doch wieder bei einem Druck auf die
Schenkelmuskeln ein. Das Zurückziehen bestand nicht
in einem solchen Zucken wie der Galvanische Reiz erregt,
sondern geschähe ganz nach Art der Bewegungen,
die der Wille in den äussern Gliedmaafsen hervorbringt.
Die hintern Extremitäten nahmen nachher ihre vorige
ausgestreckte Lage nicht wieder an, sondern blieben
mehr oder wreniger zusammengezogen. Kurz, die Bewegungen
waren ganz die nehmlichen, wrelche die
Thiere geäussert haben würden, wenn sie den Druck
auf die Zehen empfunden hätten. Und doch entstanden
sie ohne alle Mitwirkung des Gehirns, blos durch Re-
action des Rückenmarks.
Der Schlufs, der sich aus diesen Beobachtungen
ergiebt, macht alle Erfahrungen an Thieren über die
Empfindlichkeit einzelner Nerven unsicher. Es findet
ohne allen Zweifel eine Verschiedenheit in den Functionen
der verschiedenen Nerven statt. Aber dabei mufs
doch in ihnen die Anlage vorhanden seyn, einer des
andern Stelle in gewissem Grade ersetzen zu können.
Es fehlt keinem Bewegungsnerven, der einen ununterbrochenen
Fortgang vom Gehirn oder Rückenmark
zu den äussern Theilen hat, ganz das Empfindungsvermögen,
und den blos empfindenden Nerven geht