schüttet wurde. *) Bei diesen Erfahrungen bleibt es
aber zweifelhaft, ob die Substanzen, wodurch jene
Thiere verjagt werden, auf das Geschmacks- oder
Geruchsorgan derselben wirken.
Die vorstehenden Bemerkungen über die Stufenfolge
im Geruchsinn der Thiere gelten von demselben
nur im Allgemeinen. Er hat, wie jeder andere Sinn,
Modificationen, wodurch jene Folge im Einzelnen
abgeändert wird. Eine Hauptverschiedenheit desselben
besteht darin, dafs er sich bei einigen Thieren mehr
als das Vermögen zu sp ü re n , bei andern mehr als
das Vermögen zu w itte rn äussert. Beim Spüren wird
er durch willkührliches Einziehen der Luft, beim
Wittern durch Einströhmen der vom Winde in die
Nasenlöcher getriebenen Luft erregt. Spürende Thiere
sind die, welche ästige untere Riechbeine mit engen,
sehr verwickelten Gängen, in welche die Luft nur
langsam eindringen kann, und einen engen untern
Nasengang haben; witternde die, deren untere Riechbeine
lange, zu einem Cylinder aufgerollte Platten mit
weiten, ununterbrochenen Zwischenräumen zwischen
den Windungen sind, durch welche letztere die in den
weiten untern Nasengang eindringende Luft durch-
streichen kann. Jene riechen mehr in der Nähe als
in der Ferne, sind dabei von der Bewegung der Luft
nicht sehr abhängig, und haben zum Behuf des stärkern
Einathmens eine sehr bewegliche äussere Nase. Diese
riechen auf sehr weite Entfernungen, doch nur dem
*) Lacepede Hist. nat. des Cetacees. T. I. p. 111 der Pariser
Ausgabe in 13mo vom Jahre 1809.
Winde entgegen, und können die äussere Nase zum
Einathmen wenig oder gar nicht bewegen, obgleich
sie bei Manchen wohl zu andern Zwecken sehr beweglich
ist. Bei den witternden Thieren müssen die
Geruchsnerven plötzlicher als bei den spürenden gerührt
werden,
Unter den witternden Säugthieren nehmen die
Wiederkäuer die erste Stelle ein. Ihnen folgt das
Schwein mit dessen Verwandten, und diesen das Pferd
mit den übrigen Einhufern. Bei dem Pferd ist zwar
die äussere Form des untern Riechbeins von ähnlicher
Art wie bei den Wiederkäuern. Aber die Wände desselben
sind allenthalben durchlöchert, und auf der
inwendigen Fläche dieser Wände stehen senkrechte
Scheidewände, welche kein so schnelles Einströhmen
der Luft wie bei den Wiederkäuern gestatten. Das
Pferd riecht daher nicht auf so weite Entfernungen,
doch in der Nähe besser als das Hornvieh. Das Reh
wittert einen Menschen schon auf 300 Schritte;*) hingegen
die Pferde von wilder RaQe in Paraguay riechen
einen Jaguar auf höchstens 50 Schritte, beriechen aber
gewöhnlich ihren Reiter in dem Augenblick, wo er
aufsteigt.**) Wie das Pferd so hat auch der Maulwurf
ein grofses unteres Riechbein mit durchlöcherten
Wänden. Aber es giebt bei diesem darin keine Scheidewände.
Zu den witternden Thieren gehören ferner nach
*) Naturgeschichte der in der Schweiz einheimischen Säugthiere
von Römer und Sch in z. S. 305.
**) R en g g e r a. a. 0. S. 837.
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