Empfängnifs.
Der Vorgang-, wodurch vermöge des Einwirkens
der männlichen Geschlechtstheile auf die weiblichen
ein neues Leben entsteht, ist die Empfängnifs. Es
giebt in diesem Sinn keine Empfängnifs bei denen
Wesen, auf deren Eier erst, nachdem sie gelegt sind,
der männliche Saamen unmittelbar einwirkt. Es frägt
sich aber: Ob auch da, wo die Befruchtung im
Leibe der Mutter geschieht, dieser Stoff einen unmittelbaren
Einflufs auf die Eier hat?
Bei den mehresten organischen Wesen bilden
sich, nach dem Eintritt der Periode des höchsten
Lebens, in den weiblichen Theilen Eier ohne Zuthun
eines Männchens. Die entstandenen Eier vergehen
aber wieder, ohne einen Embryo zu erzeugen und
ohne ausgeleert zu werden, obgleich sie oft bis zu
ihrer gewöhnlichen Gröfse fortwachsen, bei den pha-
nerogamischen Gewächsen und denen Wirbelthieren,
deren Paarung durch wirkliche Vereinigung der männlichen
Theile mit den weiblichen geschieht. Hingegen
bei den übrigen Phieren mit getrennten Geschlechtern,
die Befruchtung mag bei ihnen ausserhalb oder innerhalb
dem Körper des Weibchens vor sich gehen,
entwickeln sich die Eier bis zu dem Punct, wro sie
der Befruchtung bedürfen, und werden auf dieser
Stufe ausgeleert, wenn auch das Weibchen keine
Gemeinschaft mit einem Männchen hat. Diese Verschiedenheit
läfst eine andere Einwirkung des männlichen
Saamens bei den letztem Thieren als bei den
erwähnten Gattungen der Wirbelthiere und den Pflanzen
vermuthen. Es entspricht in der That derselben eine
verschiedene Structur der weiblichen Zeugungstheile.
Alle dichogamische wirbellose Thiere, die sich wirklich
begatten, haben eine Mutterscheide, die sich
unmittelbar in die Eierstöcke fortsetzt; hingegen bei
allen Wirbelthieren, deren Weibchen innerlich befruchtet
werden, stehen die Fallopischen Röhren nicht
in unmittelbarer Verbindung mit den Ovarien. Bei den
Säugthieren ist zugleich der Uterus ein von der Mutterscheid
« getrenntes Organ. Die Absonderung der Muttertrompeten
von den Eierstöcken findet zwar auch bei
den Fröschen statt, deren Eier erst nach dem Legen
befruchtet wrerden. Aber diese Amphibien stehen auf
einer Uebergangstufe, worauf sie in einigen Stücken
noch an der Bildung der hohem Wirbelthiere Theil
nehmen.
Diese höhern Wirbelthiere sind die, deren Fetus
eine Harnhaut hat. Von ihnen läfst sich aussagen,
dafs ihre Eier befruchtet werden, während dieselben
noch mit dem Eierstock organisch verbunden sind.
Hingegen bei den übrigen Thieren wirkt der männliche
Zeugungsstoff auf die Eier, nachdem diese Verbindung
schon aufgehört hat. Zum Behuf der letztem
Befruchtungsart giebt es ein eigenes Organ an den
weiblichen Zeugpngstheilen der Schmetterlinge und
einiger anderer Insecten. In die Mutterscheide derselben
öffnet sich ein Sack, der bei der Paarung
den männlichen Saamen aufnimmt und woraus sich
dieser auf die Eier bei deren Durchgang durch die