des Bluts hängt zwar vom Nervensystem ab. Aber es
können doch durch die Lungen, die Haut und den
Nahrungscanal, oder durch Wunden fremdartige Stoffe
in die Blutmasse gelangen, wodurch dessen Mischung
direct verändert wird. Es kann diese auch bei Verwundungen
so vermindert werden, dafs Fortdauer der
Gesundheit nicht damit bestehen kann. Der Zeit nach
geht also jede Krankheit zunächst entweder vom Blute
oder Nervensystem aus. Sie selber besteht immer in
einem Leiden dieses Systems. Es mufs aber demselben
eine Veränderung der Beschaffenheit des Bluts vorhergegangen
seyn oder folgen, wenn die Krankheit mehr
als vorübergehend ist.
In der Art der Veränderung des Bluts besteht
das Wesen jeder Krankheit, und die Form der letztem
ist der Ausdruck ihres Wesens. Bei einer Verschiedenheit
der Form kann zwar einerlei ärztliche Behandlung
zweckmäfsig seyn. Aber bei weitem nicht durch
jede ärztliche Behandlung, so passend sie auch seyn
mag, wird eine Krankheit wirklich geheilt. Diese ver-
liehrt sich nur dabei; die wirkliche Heilung geschieht
durch die Natur. Manche Krankheiten gleichen sich
sehr in einzelnen hervorstechenden Symptomen und
erfordern doch eine sehr verschiedene Behandlung.
Allein solche können sich nur in diesen Symptomen
ähnlich seyn, nicht aber in der ganzen Form mit
einander Übereinkommen.
Wesen und Form der Krankheiten geben sich im
Allgemeinen durch Veränderungen der Empfänglichkeit
für die Einwirkungen, denen das Lebende ausgesetzt ist,
durch Abweichungen der Reactionen gegen diese Einflüsse
von der gewöhnlichen Beschaffenheit, und durch
Umwandelung dessen, was Bleibend in den Organen ist,
und der materiellen Producte derselben zu erkennen.
In den mehresten Krankheiten ist eine dieser Veränderungen
vorzüglich hervorstechend. Die Receptivität
für äussere Eindrücke entfernt sich aber nie im ganzen
Körper blos dem Grade nach von ihrer gewöhnlichen
Beschaffenheit. Sie ist immer für einige Eindrücke,
wofür im gesunden Zustande nur eine mittlere oder
auch sehr geringe Empfänglichkeit statt findet, erhöhet,
für andere herabgestimmt. Die Reactionen können in
den gleichartigen organischen Elementen der festen
Theile nur dem Grade nach von ihrer gesunden Beschaffenheit
abweichen. Indem sie aber in einigen dieser
Elemente verstärkt, in andern gleichzeitig geschwächt
sind, kann in dem ganzen, aus ihnen bestehenden
Organ ein unregelmäfsiges Wirken entstehen, das nicht
blos im Grade, sondern auch in der Qualität von dem
gewöhnlichen verschieden ist. Ein Beispiel giebt das
Erbrechen. Die krankhaften Veränderungen in der
Structur und Textur der Organe äussern sich häufig
durch einen Uebergang der letztem in absondernde
Theile besonderer Art (Geschwüre), deren Producte
eine zerstöhrende Rückwirkung auf diese Theile selber
haben. Oft entstehen in Folge allgemeiner Krankheiten
Aftergebilde (Exantheme), die regelmäfsige Perioden
des Entstehens und Vergehens durchlaufen, und bei
verschiedenen Krankheiten von verschiedener Art sind.
Die meisten dieser Ausschläge erzeugen sich auf der