richtig befunden. Die Hörblätter, die in dem Hörkegel
dieses Singvogels fast so breit wie der innere Durchmesser
des Kegels sind, erscheinen unter dem Microscop
klar als wahre häutige Blätter und zeigen stark ver-
gröfsert ein Netzwerk auf ihrer Oberfläche, das ich
für nichts Anderes als ein Nervennetz halten kann.
In Betreff der Bogengänge stehen die mehresten
Vögel ebenfalls über den niedern Familien der Amphibien,
wenn man die Länge und Weite dieser Canäle
in Verhältnifs gegen das übrige Labyrinth zum Maafs-
stab ihrer Ausbildung nimmt. Bei den einzelnen Vögeln
habe ich grofse Verschiedenheiten in diesen Dimensionen
und in dem Verhältnifs der Canäle gegen einander
gefunden, die aber nicht der Stufe des Gehörs
der einzelnen Arten, sondern den Characteren der
natürlichen Ordnungen dieser Thiere entsprechen. Weit
und fast von gleicher Gröfse gegen einander sind die
Bogengänge der Raubvögel. Engere haben die Enten
und Hühner, und bei beiden übertriffit der hintere
Gang den mittlern und vordem sehr an Länge. Noch
enger, aber fast von gleicher Länge sind sie bei den
Papageien. Bei den Singvögeln ist ihre Weite ebenfalls
nur gering, der vordere und hintere aber viel länger
als der mittlere. Eben dieses Verhältnifs findet auch
bei den krähenartigen Vögeln statt, deren Gehör doch
von dem der Singvögel sehr verschieden seyn mufs.
Mit der hohem Bildung des häutigen Labyrinths
der \ ögel ist ein vollständigerer Apparat zur Spannung
desselben und der Membran des runden Fensters als
bei den meisten Amphibien verbunden. Das eiförmige
Fenster hat auch hier einen knöchernen Deckel, von
w elchem nur ein einfacher, grader Knochen (Columella)
zum Trommelfell geht. Das äussere Ende dieses Kno- .
chens hängt aber mit dem Trommelfell durch drei
biegsame Knorpel so zusammen, dafs es durch jenes
Ende in der Mitte nach aussen hervorgetrieben ist.
Das Trommelfell liegt dabei frei an der Oberfläche
des Schädels und empfängt davon Muskelfasern, die
zwischen den beiden Blättern dieser Haut zum Gehörknochen
gehen und dieselbe spannen. Die Wirkung der
Spannung auf den letztem und durch ihn auf die
weichen Theile des Labyrinths mufs nun bei dem,
nach aussen convexen Trommelfell der Vögel wreit
stärker seyn als bei dem platten Trommelfell der
Schildkröten, Frösche und anderer Amphibien. Das
eiförmige Fenster führt hier jedoch nur zum Innern
des Hörkegels, nicht zum Vorhof. Der Druck, den
die Basis des Gehörknochens auf die Haut dieses
Fensters äussert, wirkt daher zunächst nur auf die
Flüssigkeit des Hörkegels.
Hierbei findet noch eine Einrichtung statt, wodurch
bewirkt wird, dafs der Schall ohne Nebenwirkungen,
w elche die Reinheit desselben trüben könnten,
blos durch die Luft der Trommelhöhle und durch
diese in grader Richtung zum Labyrinth gelange. Die
Trommelhöhle öffnet sich in eine Menge Nebenhöhlen,
die bei manchen Vögeln, z. B. den Eulen, zwischen
den beiden Lamellen der Knochen des ganzen Schädels
fortgehen, und allenthalben, besonders bei den Singvögeln,
mit den feinsten knöchernen Fäden durch