statt finden kann, so sind sie nicht so vielen Thieren
eigen, wie sie sonst wohl seyn würden.
Vielen, zur Nachtzeit ihrer Nahrung nachgehenden
Thieren ist noch eine Einrichtung des Auges gegeben,
wodurch ihnen das Sehen im Dunkeln möglich wird.
Die hinter der Netzhaut liegende Fläche ihrer Choroidea
ist mit einem metallisch glänzenden Pigment bedeckt,
welches die auf sie fallenden Strahlen wie ein Hohlspiegel
zurückwirft. Dieser Ueberzug erstreckt sich
entweder über jene ganze Fläche, oder nur über die
obere Hälfte derselben. Das Erste ist der Fall bei den
Cetaceen, den Eulen, mehrern Amphibien und Fischen,
überhaupt bei solchen Thieren, die in einem wenig
erleuchteten Medium leben, oder blos des Nachts auf
Raub ausgehen. Das Zweite findet bei denen Thieren statt,
die am Tage ihre Nahrung suchen und welchen dann
die untere Hälfte des innern Auges vom hellen Tageslichte
erleuchtet ist, die also geblendet werden würden,
wrenn die Tapete die untere Hälfte der Choroidea einnähme.
Eine solche, nur auf den obern Theil dieser
Haut beschränkte Tapete besitzen die ltaubsäugthiere
und die Wiederkäuer. Immer aber schliefst dieselbe
das hintere Ende der Axe des innern Auges mit ein.
Sie wirft wie ein Hohlspiegel alle Strahlen zurück,
die in schiefer Richtung auf sie fallen, und zwar so,
dafs diese sich in der Augenaxe vereinigen. Sie erhellet
daher bei schwachem Lichte die Gegenstände,
worauf die Augenaxe gerichtet ist und die nicht weit
vom Auge entfernt sind. Ihr Nutzen würde aber doch
sehr beschränkt seyn, wenn sie blos äusseres, und
nicht auch ein phosphorisches, im Innern des Auges
entwickeltes Licht zurückwürfe. Dafs ein solches bei
den Thieren, welche eine Tapete besitzen, wirklich
entwickelt wird, ist schon im ersten Bande dieses
Werks (S. 438) gezeigt worden.
Soweit wir bisher das Sehen betrachtet haben,
ist dasselbe blos Wahrnehmen der Formeh. Die Empfindung
der Farben ist hiervon unabhängig. Jenes
kann sehr vollkommen bei unvollständiger oder ganz
fehlender Empfänglichkeit für den Eindruck der letztem
seyn. Man findet häufig Personen, die gewisse Farben
nicht von einander unterscheiden können, sondern nur
für verschiedene Nuancen einer und derselben Grundfarbe
halten.*) Der Fehler, der oft erblich ist, äussert
sich auf verschiedene Art nach der Verschiedenheit
der Grundfarben, für deren Einwirkung die Empfänglichkeit
d^r Netzhaut aufgehoben ist. Es galt z. B.
einem, von B u tte r beobachteten Mann Roth für Braun,
Grün für Orange; hingegen wurde in einem, von
Sommer beschriebenen Fall Roth mit Blau, Grün
mit Braun verwechselt. Der Fehler kann soweit gehen,
dafs alle Farben nur als Nuancen Einer Grundfarbe
7) Mir sind vier Menschen in Einer Familie bekannt, welche
diesen Gesichtsfehler haben. Ausser den, im 6. Bande der Biologie,
S. 423, angeführten Schriften enthalten noch die folgenden, neuern
Aufsätze Beobachtungen darüber: Remarks on tlie Insensibility of
the Eye to certain Colours, by J. B u tte r , im Edinburgh philos.
Jonrn. No. XI. January. 1822. p. 135. Remarks on a peculiar Im-
perfection of Vision with regard to Colours, by W. N ic h o ll, in
den Annals of Philos. February. 1822. p. 128. Üeber Chromatopseud-
opsie von Sommer in G rä fe ’ s und W a lth e r ’s Journal für
Chirurgie und Augenheilkunde. B. 5. H. 1. S. 19.