oder Ferne an der Nickhaut. Diese durchsichtige Haut,
die nach den Umständen über die Hornhaut ausgebreitet
und wieder zurückgezogen werden kann, ist
den vierfüfsigen Säugthieren, den Vögeln und den
mehresten Amphibien eigen. Der Mensch hat nur ein
Rudiment davon, und bei den Affen ist sie zwar
zugegen, doch weniger ausgebildet als bei den vierfüfsigen
Säugthieren. Sie stellt ein Dreieck vor, wovon
die Spitze und der eine Schenkel mit der Sclerotica
und der Hornhaut auf der Seite des innern Augenwinkels
zusammenhängt, die Basis dem äussern Augenwinkel
zugewendet ist, und der andere, nach unten
gekehrte Schenkel neben der Spitze des Winkels,
den er mit der Basis macht, einen Muskel hat, bei
dessen Zusammenziehung die Haut sich über das Auge
ausbreitet. Dieser Muskel entspringt bei den Säugthieren
aus dem Grund der Augenhöhle und ist ohne eine
sonstige Vorrichtung nur durch eine kurze Sehne mit
der Nickhaut verbunden. Bei einigen Thieren giebt er
Fasern an das untere Augenlid ab,*) wodurch dieses,
wenn er sich verkürzt und die Nickhaut sich ausbreitet,
herabgezogen wird. Einen gröfsern Apparat
zur Bewegung der letztem haben die Vögel. Jener
Muskel der Säugthiere, der pyramidenförmige, entspringt
bei ihnen am Augapfel, rings um die Insertion
des Sehenerven, und hat eine lange, saitenförmige
Sehne, die durch eine Scheide und dann durch eine
in der Sclerotica befindliche Rinne zum untern Rand
So beim Elephant nach B la in v i l l e (Principes d’Anat. comp.
T. I. p. 394.)
der Nickhaut läuft. Die Scheide befindet sich an dem
einen, breiten Rande eines andern Muskels, des quadrat-
förmigen, der zugleich mit dem vorigen sich zusammenzieht
und die Sehne desselben in immer gleicher Lage
erhält. Bei den Säugthieren besteht die Nickhaut in
einer knorpeligen, zwischen zwei glatten, festen Häuten
liegenden Platte. In der Nickhaut der Vögel fehlt diese
Platte. Die inwendige Haut ist dafür bei ihnen um so
dicker. Die Nickhaut ist vollkommen durchsichtig wie
die Hornhaut, und in denen Theilen, die nicht knorpelig
sind, so contractil, dafs sie sich beim Nachlassen der
Zusammenziehung ihres Muskels gleich von selber in
den innern Augenwinkel zurückzieht. Die meisten Amphibien
kommen in der Structur dieser Haut und in
der Art, wie sie durch einen einfachen Muskel bewegt
wird, mehr mit den Säugthieren als mit den Vögeln
überein. Sie weicht jedoch bei manchen derselben in
ihrem Bau sehr von dem gewöhnlichen ab. Bei den
Fröschen ist das ganze untere Augenlid in eine durchsichtige
Nickhaut verwandelt. Beim Chamäleon liegt
diese Membran als eine undurchsichtige Platte auf der
inwendigen Fläche des, ebenfalls undurchsichtigen
untern Augenlids, und ist mit dieser verwachsen.
Bei den Schlangen erstreckt sie sich als eine zweite,
äussere Hornhaut über die ganze eigentliche Hornhaut,
ohne beweglich zu seyn. Mit der Gegenwart einer
beweglichen Nickhaut ist übrigens immer die einer
eigenen Thränendrüse am innern Augenwinkel, der
Harderschen Drüse, verbunden.
Der Radius des inwendigen Bogens dieser Haut