schmeckt nicht mehr. Doch bleibt die Iris des Auges
noch beweglich. Das Thier nimmt Speise und Trank
nicht mehr aus eigenem Antriebe zu sich, verschluckt
nur, was man ihm in den Schlund schiebt, und verändert
seine Stelle nicht, wenn es nicht fortgestofsen
wird. Vögel können in diesem Zustande Monate leben
und dabei fett werden. Geschieht die Operation blos
an der einen Hälfte des Gehirns, so erblindet blos das
Auge der entgegengesetzten Seite und es entsteht auf
eben dieser Seite Schwäche der willkührlichen Muskeln.
Ob und welche Modificationen eintreten, wenn die
Verstümmelung blos die Streifenhügel, die Sehehügel
oder Ammonshörner betrifft, wenn sie bis zu den
Commissuren geht, oder diese dabei unverletzt bleiben,
ergiebt sich nicht bestimmt aus den bisherigen Erfahrungen.
Wohl aber folgt daraus, dafs die nächsten
Wirkungen der Verletzung nicht immer unmittelbare
Folgen des Verlusts der Hirnmasse sind. Ist dieser
nicht zu bedeutend, so erlangt das Thier nach und
nach den Gebrauch seiner Sinne und Geisteskräfte in
gewissem Grade wieder, obgleich Reproduction der
verlohrnen Hirnsubstanz nicht statt findet. Die erste
Betäubung mufs also in diesem Fall mehr von der
Blutergiessung im Gehirn und von der plötzlichen
Einwirkung der Luft auf das Innere dieses Eingeweides
als von dem Verlust der Hirnsubstanz herrühren, und
ein geringerer Theil der Hirnmasse, als das Thier
ursprünglich besitzt, schon zur Erhaltung des Grades
von Intelligenz, den dasselbe in der Gefangenschaft
zu äussern pflegt, hinreichend seyn.
3) Schneidet man eine Schichte von den Vierhügeln
weg, so sind die Folgen: Blindheit, wobei
die Iris, wie im vorigen Falle, ihre Beweglichkeit behält,
convulsivische Bewegungen und darauf Schwäche
der willkührlichen Muskeln. Die übrigen Sinne und
die Geisteskräfte des Thiers leiden aber dabei nicht
merklich. Wird blos von den Vierhügeln der einen
Seite ein oberflächlicher Theil weggenommen, so erfolgen
diese Wirkungen im Auge und in den Muskeln
der entgegengesetzten Seite. Das Thier drehet sich
dabei im Kreise nach der Seite des gesunden Auges,
doch nur willkührlich: denn es thut das Nehm-
liche, wenn man ihm bei unverletztem Gehirn das
eine Auge verbunden hat. Mit den hintern Hemisphären
des Gehirns der Vögel, Amphibien und Fische
soll es sich bei diesen Versuchen wie mit den Vierhügeln
des Säugthiergehirns verhalten. Da jene aber
mit diesen nicht ganz einerlei sind, sondern noch
sonstige Hirnorgane der Säugthiere in sich schliessen,
so ist nicht zu bezweifeln, dafs nach tiefem Verletzungen
der erstem der Erfolg anders als nach
Verwundungen der Vierhügel seyn wird.
4) Werden die vorigen Operationen am kleinen
Gehirn gemacht, so fahren die Sinnesorgane fort ihre
Verrichtungen zu thun. Das Thier geräth aber in eine
heftige Unruhe, wobei es immerfort seine Stellung zu
verändern sucht, ohne seine Gliedmaafsen auf die gehörige
Weise gebrauchen zu können, und es entsteht
eine Schwäche der willkührlichen Muskeln, die sich,
wenn blos die eine Hälfte des kleinen Gehirns weg