Materie, womit die Eier überzogen werden, oder zu
andern Nebenzwecken dienen. Das Letztere ist mit
den blinden Gefäfsen der Fall, die sich bei den Arten
der Gattung Helix in den Hals eines muskulösen Sacks
öffnen. In diesem Behälter erzeugt sich ein steiniger
Körper, der Liebespfeil, den jene Schnecken vor der
Begattung hervordrücken und auf eine kleine Entfernung
gegen einander werfen, um, wie man ver-
muthet, sich dadurch zur Paarung anzureizen, vielleicht
aber auch nur, um sich einer abgesonderten
Materie, die ihnen bei der Paarung hinderlich seyn
würde, zu entledigen. Die blinden Gefäfse finden sich
nicht bei andern Schneckengattungen, die keinen Sack
mit einem solchen Pfeil besitzen. Sie secerniren daher
ohne Zweifel die Materie, woraus derselbe gebildet
wird, i
Nach dem so eben beschriebenen Bau und Inhalt
der Zeugungstheile der erwähnten Gasteropoden kann
die Fortpflanzung derselben durch Selbstbefruchtung
geschehen, und ihre Begattung blos den Zweck haben,
die Ergiessung des Saamens auf die Eier des nehm-
lichen Individuum, welchem der Saamen angehört,
und den Abgang der Eier zu bewirken. Dafs dies
wirklich sich so verhält, machen Umstände, die ich
nach der Paarung der Weinbergschnecke (Helix Po-
matia) und der schwartzen Nacktschnecke (Limax ater
L. Arion empiricorum F e ru ss) bemerkt habe, wahrscheinlich.
Diese Function geschieht bei allen jenen
Mollusken durch wechselseitiges Einbringen der angeschwollenen
Ruthe in die hervorgetretene Scheide.
Sie ist oft bei mehrern Helixarten, bei Planorbis und
Lymnaeus, aber meines Wissens noch nicht bei Limax
und Arion beobachtet.*) Ich sähe von mehrern Weinbergschnecken,
die im Monat Märtz aus dem Winterschlaf
erwacht waren, Ein Paar sich an einem warmen
Tage im April und nachher wieder am folgenden
Morgen begatten. Beide Thiere lagen mit an einander
klebenden Bauchscheiben, umgestreiften Zeugungs-
theilen und ausgestreckten Fühlfäden so, dafs ihre
Köpfe mit der rechten Seite gegen einander gekehrt
w'aren. Sie wandten diese eine Zeitlang hin und her.
Ihre Ruthe ragte ungefähr zwei Linien hervor. Der
Eingang zur Scheide stand w'eit offen. Nach diesem
Vorspiel drückten sie die Köpfe so an einander, dafs
ihre Ruthen grade gegen die weiblichen Zeugungsöffnungen
gerichtet wurden. Hierauf erfolgte das Eindringen
der Ruthen in die Scheiden. Während der
Vereinigung, die ungefähr acht Minuten dauerte, befanden
sich die Thiere in einer Erstarrung. Ich konnte
keine weitere Bewegungen als ein leises Hin- und
Herziehen der Fühlfäden und ein Zittern einzelner
Stellen des Fufses und Kopfs an ihnen bemerken.
*) Der Vorgang, den 0. F. M ü lle r (Hist. verm. Vol. II. p-XIV)
und W a r lich (Isis. 1819. H. 7. S. 115) als die Paarung der
Nacktschnecken beschrieben haben, war nicht die wirkliche Begattung,
sondern nur das Vor- oder Nachspiel der Paarung. Das Wesentliche
desselben bestand blos darin, dafs die männlichen Glieder
zweier Nacktschnecken schraubenförmig in einander verschlungen
w'aren. Schon aus dem Bau der Zeugungstheile dieser 'Thiere läfst
sich aber schliessen, dafs hei ihrer Begattung, wie bei der Paarung
der Weinbergschnecke, die Ruthe des einen in die Scheide des andern
eindriiigen mufs.
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