steht die Empfindung des Geschmacks von Materien,
wovon die flüchtigen Theile in die Nase aufgenommen
sind. Es ist also begreiflich, wie die Wiederkäuer durch
den Geruchsinn, aber ohne Hülfe der von aussen in
die Nase eindringenden Luft, das in den Mund genommene
Futter riechen können, und es folgt zugleich
hieraus, dafs sie auch das Vermögen besitzen müssen,
das ihnen angemessene Futter aus der Feme durch die,
bei ihnen auf den Geschmacksinn wirkenden riechbaren
Ausflüsse desselben zu erkennen.
Diese Organe sind nicht blos den Wiederkäuern,
aber auch nicht allen Säugthieren eigen. Die Jacob-
sonschen Röhren finden sich, nach Rosenthal ’s
Untersuchungen, *) auch bei dem Schwein und Pferde,
aber nicht bei dem Hasen, Hunde und Menschen.
Die Stensonschen Canäle sind allgemeiner vorhanden,
doch nicht immer mit den Jacobsonschen Röhren
verbunden. Sie fehlen bei dem Pferde. Der Mensch
besitzt sie. Aber sie sind nicht bei allen Menschen
offen. Einige, aber nicht alle Menschen schmecken
daher vorne im Munde riechbare Stoffe, die bei verschlossenem
Munde durch die Nase mit der Luft
eingezogen sind, wie schon Schneider**) beobachtete
und wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen
kann.S
ehr abweichend von den übrigen Säugthieren
sind in Betreff der Zunge die Wallfische. Sie hat bei
diesen sehr wenig Beweglichkeit und gar keine Nerven-
*) Zeitschrift für Physiologie. B. 2. S. 389.
**) De osse cribriformi. p. 513.
wärzchen. Darum kann sie zwar, nach dem, was oben
gesagt ist, sehr wohl Geschmacksorgan seyn, und
grade der Umstand, dafs sie wegen ihrer geringen
Beweglichkeit und der ihr fehlenden Papillen zu einem
Tastorgan untauglich ist, läfst den Sitz des Geschmacksinns
in ihr, die doch gewifs eine Bestimmung hat,
vermuthen. Da sie indefs in Rücksicht auf ihre innere
Organisation und besonders auf die zu ihr gehenden
Nerven noch gar nicht untersucht ist, so läfst sich
nichts Weiteres über sie sagen.
Näher ist von anatomischer Seite die Zunge der
Vögel bekannt. An dieser ist vorzüglich der Umstand
merkwürdig, dafs sie keine Zweige vom fünften Nervenpaar
erhält, wohl aber die Zungenfleisch- und Zungenschlundkopfnerven
mit der Zunge der Säugthiere gemein
hat. Jene gehen zu ihren Muskeln und zur
Oberfläche ihrer Rückenseite, diese zu ihrem vordem
Ende. Hiernach mufs, wenn sie Geschmacksorgan ist,
der Geschmack in ihr anders als bei den Säugthieren
modificirt seyn. Vielen Vögeln, besonders denen, deren
Nahrung in harten Körnern besteht, die von ihnen
unzermalmt verschluckt werden, kann sie aber nicht
zum Schmecken, sondern nur zum Sondifen dienen.
Es fehlen ihr bei diesen ganz die Weichheit, die
schwammige Textur und die zarte Haut, die zu einem
Geschmacksorgan erforderlich sind. Sie hat bei ihnen
keine Nervenwärzchen, dagegen aber an ihrer Spitze
zum Behuf des Sondirens kleine Federn oder hornartige
Spitzen. Auch sind im Munde dieser Vögel
keine sonstige Theile enthalten, die für den Geschmack