zugleich Kunde von der Gegenwart dessen, das demselben
als Nahrungsmittel dienen kann, und von der
Richtung, in welcher dieses zu suchen ist. Dazu ist er
nur tauglich, wenn er seinen Sitz in einem einzelnen,
eigens für ihn bestimmten Theil hat. Hiernach ist der
Character eines Geruchorgans im Allgemeinen: Eine
nackte Nervenausbreitung auf einem besondern Theil,
worauf das Medium des Athemhohlens in einer bestimmten
Richtung wirken kann. Für die w'asserath-
menden Thiere mufs dieser Theil eine kiemenartige
Structur haben, damit die im Wasser befindliche Luft
auf die Nervenausbreitung wirken könne. Bei einer
hohem Entwickelung des Geruchsinns wird sich voraussetzen
lassen, dafs dufch das Organ desselben auch
ein willkührliches Einziehen und Ausstofsen des Wassers
oder der atmosphärischen Luft möglich ist.
Jener Character eines für die Luft bestimmten
Riechwerkzeugs von der einfachsten Art zeigt sich
unter den wirbellosen Thieren an Organen der Krebse.
R o s e n t h a l entdeckte diese beim Flufskrebs und
Hummer, und ich fand seine Angaben beim Hummer
der Natur ganz gemäfs. *) Sie bestehen bei diesen
Thieren in einem muschelförmigen Körper, der in
einer, durch eine enge Mündung sich nach aussen
öffnenden Höhlung des untersten Glieds der beiden
mittlern Fühlhörner enthalten und mit einer zarten
Haut bedeckt ist, zu welcher ein Zweig des Muskelnerven
dieser Fühlhörner geht. Das Medium der Gerüche
kann für dieses Organ blos die Luft seyn: denn
*) Biologie. B. 6. S. 308.
in der Höhlung desselben ist immer blos Luft, nicht
Wasser, enthalten. Es ist unwahrscheinlich, dafs ein
Thier, welches mehr im Wasser als in der Luft lebt
und ein Riechwerkzeug für die Luft besitzt, nicht
auch ein solches für das Wasser haben sollte. Dieses
kann das gestielte Organ seyn, das sich bei jenen
Thieren vor dem Eingang jeder der beiden Kiemenhöhlen
befindet und während des Lebens in steter
Bewegung ist. Es artikuliren mit dem äussern Ende
desselben platte, dreieckige Blätter, w elche sehr gefäfs-
reich und mit einem schleimigen Ueberzug bedeckt sind.
Kiemen können diese nicht seyn, und doch haben sie
einen kiemenartigen Bau. Es pafst also auf sie der
Character eines, für das Wasser bestimmten Riechwerkzeugs.
Das Nehmliche gilt auch von den beiden
Blätterpuaren, die es bei den Muschelthieren zwischen
dem Munde und dem vordem Ende der Kiemen giebt.
Diese sind sehr nerven- und gefäfsreiche Theile, auf
deren obern Fläche eine Menge grader, paralleler,
hervorragender Adern wrie auf den Kiemen liegen. Sie
äussern bei dem lebenden Thier unter Wasser immerfort
abwechselnde Zusammenziehungen und Ausdehnungen,
die von einer Stelle zur andern fortschreiten, und wrobei
das Wasser angezogen und wieder zurückgestofsen w'ird.
Obgleich solche Theile sich nicht bei den übrigen
wirbellosen Thieren nachweisen lassen, so zeigen doch
sehr viele derselben Empfindlichkeit gegen fremdartige,
in der Luft aufgelöste Stoffe. Diese kann zwar blos
Folge des, am Eingänge der Respirationsorgane sehr
erhöheten, allgemeinen Gefühlsinns ohne Unterschei