zwar schwer einzusehen, wie bei manchen von denen
Gattungen derselben, die getrennten Geschlechts sind,
der männliche Saamen auf die weiblichen Theile wirken
kann, da dieser nicht als Staub aus den Äntheren
hervorzudringen und nicht vom Winde weggeführt
zu werden scheint. Allein die Analogie der Blurnen-
theile der Laubmoose mit denen der hohem Pflanzen
ist doch so grofs, dafs man nicht befugt ist, ihnen
Fortpflanzung ohne Befruchtung unter allen Umständen,
blos wegen der Schwierigkeiten in der Erklärung ihrer
Befruchtung, zuzuschreiben. Bei den Charen, Rhizo-
carpen und Lebermoosen findet man ausser den Saamen-
körnern und der lebendigen Brut noch andere Theile,
die weder Saamenkörner noch Knospen seyn können,
und die doch auch, wenn man sie für männliche
Zeugungstheile annimmt, Vieles an sich haben, was
dieser Annahme widerspricht. Es ist ungewifs, ob mit
diesen Gewachsen die Classe derer anfangt, die sich
ohne Befruchtung fortpflanzen, und eben so zweifelhaft,
ob und welche thierische Wesen zeugen ohne
befruchtet zu werden. Manche Unwahrscheinlichkeit
bei der Voraussetzung, dafs bei den cryptogamischen
Pflanzen und den Zoophyten keine Foecundation vorgeht,
rührt vielleicht nur von mangelhafter oder unrichtig
gedeuteter Erfahrung her. Wenn man daraus
auf Abwesenheit aller Befruchtung bei ihnen schliessen
zu können glaubt, weil Eier derselben, auf welche
die problematischen männlichen Theile nicht gewirkt
haben konnten, doch keimten, so läfst sich einräumen,
dafs im Allgemeinen zum Keimen jener Eier keine
Befruchtung nöthig ist. Es folgt aber daraus nicht,
dafs es der Befruchtung nicht bedarf, um denselben
eine Dauer des Entwickelungsvermögens zu ertheilen,
die sie unbefruchtet nicht besitzen. Der männliche
ZeugungstofF jener Wesen kann ein Pollen seyn, das
sich an gewissen Stellen der Oberfläche des Körpers
erzeugt, ohne von besondern Organen getragen zu
werden oder darin eingeschlossen zu seyn. Ein solches
wird sich aber für das, was es wirklich ist, schwer
erkennen lassen. Dieses Pollen kann selber das Vermögen
zu keimen besitzen, und vielleicht besteht die
Befruchtung nur darin, dafs in einem solchen Keim
das Vermögen sich zu entwickeln durch Verbindung
desselben mit einer andern organischen Materie dauernder
gemacht wird, als es sonst ist. Hierüber wird
die Entscheidung aus Erfahrungsgründen immer sehr
schwierig bleiben.
Ein Umstand spricht allerdings gegen die Voraussetzung,
dafs die cryptogamischen Gewächse sich
auf ähnliche Art w'ie die Phanerogamen durch Befruchtung
fortpflanzen. Bei den letztem sind immer
die Eier vor der Befruchtung gebildet; hingegen selbst
bei den Laubmosen, die doch im Bau der Genitalien
so viel Aehnliches mit den Phanerogamen haben, ist
noch lange nach der Zeit, wo die Befruchtung vor sich
gehen müfste, wenn sie mit der der letztem überein
käme, keine Spur von Eiern vorhanden. Oeffnet man
z. B. bei Bryum pulvinatum die Capsel im Herbste
zu der Zeit, wro dieselbe noch von grüner Farbe ist, so
findet man darin einen walzenförmigen grünen Körper,