Für jenes stellvertretende Wirken der Nerven zeugt
die Fortdauer der Bewegungen des Herzens, der zum
Athemhohlen dienenden Muskeln und der Gedärme
nach der Trennung der Nerven dieser Organe vom
Gehirn. Es lassen sich zwar äussere Reize angeben,
welche den Schlag eines ausgeschnittenen Herzens
durch ihren unmittelbaren Einflufs auf dasselbe anfachen
können. Allein bei enthaupteten Thieren kehrt
nicht nur der Schlag dieses Eingeweides, sondern auch
der Lauf des Bluts und die Zusammenziehung des
Zwerchfells und der Intercostalmuskeln in derselben
Harmonie, worin diese Bewegungen im natürlichen
Zustande vor sich gehen, zurück, wenn das Aus- und
Einathmen durch Einblasen und Ausziehen von Luft
ersetzt wird. Hier können es nur unabhängig vom Ein^
flufs des Gehirns vor sich gehende Nervenwirkungen
seyn, wodurch dieselben unterhalten werden. Bei den
niedern Thieren dauern in einzelnen, vom Ganzen abgerissenen
Organen, ohne äussere Anlässe, noch Bewegungen
fort, die vom Instinct ihre Entstehung zu
haben scheinen und sich als unmittelbare Wirkungen
des, an diese Organe gebundenen geistigen Princips
zu erkennen geben Die Saugröhre lebender Planarien
fahrt nach ihrer Trennung vom Körper nicht nur fort,
sich nach wie vor bald zu einer Trompete auszudehnen,
bald sich zu einer hohlen Kugel zu schliessen; sie
schlürft auch den Schleim der Planarie, der sie an-
Siufen der thierischen Organisation zeigt, ist doch dem sympathischen
zu vergleichen 5 nur ist dasselbe auf diesen Stufen mehr für
die äussern, als für die innern Organe gebildet.
gehörte, oder selbst ganze Stücke derselben durch
ihr vorderes Ende eiu, und giebt das Verschluckte
durch ihr hinteres Ende wieder von sich.*)
Obgleich aber die Seele im Zustande des be-
wufsten Lebens durch die Nerven Eindrücke von aussen
empfängt und nach aussen zurückwirkt, so ist doch
nicht, der alten Vorstellung nach, ihr Sitz auf irgend
einen Mittelpunct des Nervensystems beschränkt. Sie
empfindet durch die Nerven ohne Zuthun des Willens.
Allein b estimm te Empfindungen erhält sie nur vermittelst
eines willkührlichen Wirkens auf das äussere
Ende des afficirten Nervens. Was hierbei sich ereignet,
geht auch bei jeder willkührlichen Bewegung vor.
Die Seele übersendet hierbei nicht ihre Befehle durch
den Nerven zum Muskel, sondern wirkt, indem sie
den letztem in Thätigkeit setzt, sowohl auf das äussere
als das innere Ende des Nerven. Sie ist nicht der
Spinne ähnlich, die von der Mitte ihres Gewebes aus
diesen oder jenen Faden anspannt, um durch ihn ihre
Beute an sich zu ziehen, oder einen äussern Eindruck
schärfer wahrzunehmen, sondern dem Bogen, der die
beiden Pole der Voltaischen Säule verbindet. Die Elec-
tricität dieser Säule ist es auch, die in den Muskeln
Bewegungen erregt, welche den willkührlichen am
nächsten kommen. Die Aehnlichkeit ist jedoch immer
noch entfernt. Es läfst sich durch sie so wenig als
durch irgend ein sonstiges äusseres Reizmittel der
*) Nach v ou B a e r ’s Beobachtung (in den Verhandlungen der
Kaiserl. Acad. der Naturforscher, B. XIII. Abth. 2. S. 716), die ich
an der Planaria stagnalis bestätigt gefunden habe.