tausenden nicht mehr seyn, und andere ihre Stellen
eingenommen haben, die wir gar nicht oder.nur als
Seltenheiten kennen. Diese Veränderungen aber können,
wenn nicht die ganze Erde plötzliche Umwandelungen
erleidet, erst einer sehr späten Nachwelt bemerkbar
werden.
Die Sterblichkeit ist bei allen organischen Wesen
am gröfsten in der ersten Zeit nach der Geburt, und
nimmt von dieser an bis zu einer gewissen Zeit des
Alters beständig ab. Der Grund liegt vorzüglich in
der gröfseren Empfindlichkeit der neugebohrnen Thiere
und der keimenden Pflanzen gegen die Beschaffenheit
des Mediums, worin sie sich entwickeln. Dem jungen
Vogel bringt ein Grad von Kälte den Tod, den der
erwachsene ohne Nachtheil erträgt. *) Noch mehr als
die schon ausgeschlossenen Jungen sind die Eier der
nicht lebendiggebährenden Thiere und die Saamenkör-
ner der Pflanzen dem Vergehen unterworfen. Manche
Thiere legen soviel Eier und manche Gew'ächse tragen
soviel Saamen, dafs, wenn nicht der gröfste Theil davon
umkäme, diese Arten durch ihre Vermehrung viele
andere verdrängen müfsten. O. F. Mül ler zählte 1600
Eier, die ein einziger Schmetterling der Bärenraupe
(Bombyx Caja) gelegt hatte. **) Setzt man, dafs von
den Embryonen dieser Eier nur der vierte Theil aus
Weibchen bestand, von welchen jedes ebenfalls wieder
400 Weibchen geliefert hätte, so würde, wenn dies so
fortgegangen wäre, ein einzelnes Paar jener Phaläne
nach zwei Jahren oder im dritten Gliede schon 256
*) F lo u r e n s , Annales des sc. natur. T. 18. p. 62.
Der Naturforscher. St. 20. S. 137.
Millionen Bärenraupen hervorgebracht haben. Die
grofse Fruchtbarkeit dieser und vieler anderer Thiere
und Pflanzen zweckt eben so sehr auf die Erhaltung
sonstiger organischer Wesen, denen ihre Brut zur
Nahrung dient, als auf die Fortdauer ihrer eigenen
Art ab.
Aus den Sterbelisten gröfserer Städte ergiebt sich
das Gesetz, dafs beim Menschen die Sterblichkeit in
den ungradzahligen Lebensjahren gröfser als in den
gradzahligen ist. *) Hiermit steht vielleicht der, den
meisten acuten Krankheiten eigene dreitägige Typus
in Verbindung. Es läfst sich aber weder für den einen
noch für den andern Umstand ein wahrscheinlicher
Grund angeben.
Der Tod, wovon wir bisher redeten, ist der alL
gemeine. Das Ganze kann aber den Verlust eines einzelnen
Theils überleben, und so giebt es auch ein
partielles Absterben. Dieses ist jedoch ohne unmittelbare
tödtliche Folgen für das Ganze nur möglich
entweder in Organen, die mit dem Leben des Ganzen
in keiner nahen Beziehung stehen, oder da, wo das
Reproductionsvermögen so kräftig ist, dafs der absterbende
Theil in demselben Verhältnifs, worin er
aufhört mit dem Ganzen in Wechselwirkung zu stehen,
durch einen neuen ersetzt wird. Von der erstem Art
sind die Organe der Ortsbewegung. Das Letztere findet
bei den Knochen der meisten Wirbelthiere und in
niederm Grade auch des Menschen statt. Ist bei einem
einzelnen Organ oder System von Organen keines von
Beiden der Fall, so zieht das Absterben desselben den
*) Burdach a. a. O. B. 3. S. 587 fg.