Satz, da in den eisten Tagen nach der Befruchtung
der Uterus noch in dem Zustande ist, dafs er sich
ohne Nachtheil für die schon geschehene Befruchtung
von neuem öffnen und wieder Saamen aufnehmen kann.
Nur solche Fälle von Ueberbefruchtung bei Menschen
würden schwer mit jenem Satz zu vereinigen seyn,
■wo Monate nach der ersten Fecundation, wenn das
erste Ei schon im Uterus Wurzeln geschlagen und
der Fetus sich entwickelt hätte, eine zweite eingetreten
wäre. Man hat auch hiervon Beispiele erzählt, die
aber in der That nichts Anderes als verspätete Entwickelung
und Geburt der einen von zwei Zwillingsfrüchten
waren.*) Es giebt sichere Beweise, dafs
ein einzelner Fetus Wochen und selbst zwei Monate
über die gewöhnliche Zeit der menschlichen Schwangerschaft
hinaus im Mutterleibe verweilen kann. **)
Ist dies bei einer einzelnen Frucht möglich, so wird
es bei Zwillingen, wo die Entwdckelung des einen
Fetus durch die des andern verzögert wird, um so
eher möglich seyn. Auch die Embryonen und Eier
der Säugthiere und Vögel stehen oft auf einer sehr
verschiedenen Stufe der Ausbildung unter Umständen,
worunter die weniger ausgebildeten nicht von einer
späteren Befruchtung herrühren können. ***)
*) In einem von Maton beschriebenen Fall gebalir eine Frau
am 13ten November ein Kind und am 2ten Februar des folgenden
JalirS ein /.weites (Medical Transact publ. by tke College öf Physicians
in Eolidon. Vol. IV). Andere neuere Fälle dieser Art sind von
Bürdach (Die Physiol. als Erfahrungsw. B. 1. S. 491) gesammelt,
aber aus Süperfetation erklärt.
•. Burdach a* a. O. B. 3. S. 12.
Beobachtungen hierüber von P a lla s an den Embryonen der
Wenn man eine unmittelbare Wirkung des männlichen
Saamens auf die Eier annimmt, so mufs man
dabei aber auch gelten lassen, dafs der Saamen keinen
bemerkbaren materiellen Beitrag zur Entwickelung der
Eier liefern kann, dafs er nicht in dem Zustande,
worin er excernirt worden ist, zum Ei gelanget, und
dafs er nicht blos auf das Ei, sondern auch auf das
ganze System der weiblichen Zeugungstheile, besonders
auf den Uterus, eine Nebenwirkung hat.
Was den ersten Punct betrifft, so bedarf es bei allen
organischen Wesen nur einer so geringen Quantität männlichen
Saamens zur Befruchtung, dafs das Ei davon keinen
Zuwachs an Masse erhalten kann. Bei einer Blume des
Hibiscus syriacus, in deren Staubbeuteln Kölreuter*)
4863 Körner Biumenstaub zählte, waren schon 50 bis
60 dieser Körner zu einer vollständigen Befruchtung
hinreichend. Das unbefruchtete Ei der Schmetterlinge
ist, nach H e ro ld , **) von demselben Volumen wie
das unbefruchtete. Nach einer Beobachtung Kü h n ’s-j*)
würden die befruchteten Eier dieser Thiere in anderer
Rücksicht von den unbefruchteten gleich nach der
Befruchtung verschieden sèyn, wenn die Beobachtung
entscheidend wTäre. Eine weibliche Bombyx \ inula legte
gleich nach dem Auskriechen einige Eier, die oben
hellgelb, unten grün und eingedrückt waren. Eine
Zieselmaus und an den Eiern einiger Vögel finden sich in dessen
Nov. spec. quadrup. e glir. óird* Ed. 1. p. 140. 141.
*) Vorläufige Nachricht von einigen das Geschlecht der Pflanzen
betreffenden Verf. und Beobacht. S. 9.
**) Entwickelungsgeèchichte der Schmetterliligè. Erklärung der
Kupfertaf. S. IX. — :-{-) Im Naturforscher* S t.l3 y S . 338.