Ende der befruchtende Stoff in den Kern dringe, ist
eine ganz unbewiesene und unerweisliche Voraussetzung.
An jenem Ende erzeugt sich der Embryo. Es bedarf
hier vielleicht zur Bildung desselben einer stärkern
Einsaugung der äussern Luft als an den übrigen Stellen
des Eies, und die Hervorragung kann blos dieser Absorbtion
wegen vorhanden seyn. Man hat sich darauf
berufen, dafs. bei den Orchideen und bei der Gattung
Cistus das von der Narbe sich in den Eierstock fortsetzende
Zellgewebe in der Saamencapsel, neben den
Eiern, frei hervorragende kurze Fortsätze bildet, aus
deren äussern Enden sich die befruchtende Materie
auf die Hervorragung des Kerns des Eies ergies-
sen könnte. *) Ich fand auch die Eier der Reseda
odorata an einem schwammigen, grünen Zellgewebe
befestigt, welches neben ihnen kleine, sich in einem
runden, durchsichtigen Kopf endigende Fortsätze
bildet. Mit der Befruchtung hat diese Substanz ge-
wifs nichts gemein. Sie ist der ähnlich, die es auswendig
auf dem Grund der Blume der Reseda an
der Basis der obern Blumenblätter giebt, und wie diese
von drüsiger Art. Die Saamencapseln der Reseda sind
an ihrem äussern Ende offen. Der freie Zutritt der Luft
würde vielleicht der Entwickelung der Eier hinderlich
seyn, wenn diese nicht durch eine wäfsrige Absonderung
immer feucht erhalten würden. Bezöge sich
die erwähnte Substanz auf die Befruchtung, so würde
sie ohne Zweifel nach Beendigung dieses Geschäftes
A. B r o g n ia r t, Annales des sc. nat. Tom. 24. p. 113.
schwinden, welches doch keinesweges mit ihr geschieht.
Ausser der freien Hervorragung des-Kerns und
diesen Fortsätzen giebt -es keinen andern Umstand,
wrovon sich ein Grund für die Meinung j dafs das
Pflanzenei durch die Ergiessung der befruchtenden
Materie auf die Oberfläche desselben zur Entwickelung
gebracht werde, hernehmen läfst. Dagegen stehen^
wie sich im folgenden Abschnitt zeigen wird-, dié
Veränderungen des sich entwickelnden Pflanzeneies in
so genauer Verbindung mit Veränderungen des' Eierstocks,
dafs sich mit allem Rechte folgern läfst, die
Wirkungen der Befruchtung erstrecken sich durch
Vermittelung des letztem auf den Strang des Eies
und durch diesen auf das Ei selber.