Lenz:*) er habe sie oft bei Tage, oder Nachts bei
Mond- oder Kerzenscheine beschlichen, aber nie gefunden,
dafs sie von dem, was sich ihnen näherte,
nichts bemerkt hätten. Der Schlaf dieser Thiere mufs
also weniger tief als der der Säugthiere und Vögel seyn.
Viele andere Amphibien sind kn Stande, die Augen
zu schliessen. Es ist aber nicht ausgemacht, dafs sie
im Schlafe von diesem Vermögen Gebrauch machen.
Manche Eidechsen sitzen freilich, wenn sie sich von
der Sonne bescheinen lassen, mit geschlossenen Augen.
**) Allein sie schützen dann vielleicht die Augen
nur vor dem Einflufs der Sonnenstrahlen, ohne wirklich
zu schlafen.
Die Pflanzen, nur mit Ausnahme des Hedysarum
gyrans, verrathen im Aeussern keinen Wechsel von
Ruhe und Thätigkeit. Doch giebt es auch bei ihnen
in der Stellung ihrer Organe Gegensätze, welche bei
den meisten ebenfalls in den Perioden eintreten, worin
die mehresten Thiere wachen und schlafen. Alle
Pflanzen verändern vom Morgen bis zum Abend die
Stellung ihrer Blätter und Blumen. Am gröfsten ist
der Wechsel in der Stellung jener Theile bei den
Gewächsen mit zusammengesetzten Blättern, z. B.
den Mimosen, Acacien, Robinien, C.oluteen, Gleditschien
und mehrern Schotenpflanzen. Die Blättchen
derselben legen sich im Schlafe entweder ganz oder
*) Schlangenfcunde. S. 67.
**) F. M e isn e r , das Museum der Naturgesch. Helvetiens in
Bern. N. 6. S. 47.
theilweise, und im letztem Fall in der Form von
Dachziegeln, über einander, oder kommen bei einigen
mit den Spitzen, bei andern mit der Basis zusammen.
Die Pflanzen mit einfachen Blättern schlafen, indem
sich diese Theile entweder aufrichten oder senken,
und in beiden Fällen ihre gegenseitige Stellung so
verändern, dafs sie bald ein Dach, bald einen Trichter
bilden. Die Blumen richten sich auf und senken sich,
öffnen und schliessen sich nach den verschiedenen
Tageszeiten. Für die meisten ist der Mittag die Zeit
der stärksten Aufrichtung und Entfaltung. Aber manche
machen hiervon eine Ausnahme. Verschiedene Cactus-
arten und die mehresten Oenotheren erheben und
öffnen sich um Mitternacht. Es giebt überhaupt keine
Tageszeit, zu welcher nicht einzelne Pflanzenarten
blühen, die in den übrigen Stunden geschlossen sind.
Nach diesen Arten bestimmte Linné seine Blumenuhr.
*)
Solche Ausnahmen von dem gewöhnlichen Verhalten
in Rücksicht auf die Zeit des Schlafs finden
sich auch in jeder Thierclasse. Unter den Säug-
thieren und Vögeln sind nicht wenig Arten, die des
Nachts ihrer Nahrung nachgehen und am Tage schlafen.
Es giebt unter ihnen selbst sehr verwandte Arten, die
sich in Betreff der Zeit des Schlafs auf ganz verschiedene
Weise verhalten. Die mehresten Nagethiere
schwärmen des Nachts herum und schlafen am Tage.
Hingegen die Zieselmaus (Marmota Citillus) schläft
*) Biol. B. 5. s ’. 19t. §. 2.
II. 2.