darin umzukommen. Ihre Muskeln sind während der
Erstarrung so steif, dafs die Glieder bei Versuchen,
sie zu biegen, eher zerbrechen als eine andere Stellung
annehmen. Ihre Verdauung ist ganz aufgehoben.
Die in den Zwischenräumen ihrer Eingeweide und im
Herzen befindliche Flüssigkeit ist dicker als im Sommer,
wird aber gegen den Frühling wieder dünner und
wäfsrig. Sie ertragen Stöhrungen des Winterschlafs
ohne Nachtheil. *) Die Hausgrille (Grillus domesticus),
die den Winter hindurch in geheizten Zimmern, in
der Nähe von Backöfen u. s. w. immer munter bleibt,
liegt während dieser Zeit in Erstarrung, wenn sie
keinen warmen Aufenthalt findet, wird aber wieder
Mach, wenn sie in eine warme Luft kömmt, und
bleibt solange wachend als die Wärme fortdauert.**)
Käfer, besonders die, welche vom Raube leben,
sollen, aus dem Winterschlafe geweckt, gefräfsiger
als sonst seyn. ***) Weniger als von manchen Insecten
wird eine strengere Kälte von der Weinbergschnecke
ertragen. Diese verliehrt ikre Lebhaftigkeit mit dem
Eintritt der Herbstkälte. Sie verschliefst sich dann, in
ihrem Gehäuse, indem sie den Eingang zu demselben
mit mehrern, in einiger Entfernung hinter einander
liegenden Deckeln überzieht. Werden diese bei einer
Kälte unter dem Gefrierpuncte weggebrochen, so
*3 Suckow in H e u s in g e r ’s Zeitschr. f. die organ. Physik.
B. 1. S. 597 fg.
**) Gough in N ic h o ls o n ’s Joura. of Nat. Philos. Vol. 19.
p. 163.
***) S u ck ow a. a. 0. S. 611.
kömmt sie um. Bei einer höhern Temperatur verfertigt
sie neue Deckel. Erhält man die Schnecken den Herbst
und Winter hindurch in einer künstlichen Sommerwärme,
so verfallen einige in den Winterschlaf, andere
aber nicht. Während diesem Zustande ist die
einzige bemerkbare Spur von Leben an ihnen eine
geringe Reizbarkeit des Halskragens. Die Verdauung,
der Herzschlag und das Athemhohlen sind gänzlich
aufgehoben. Schnecken, die sich in ihrem Gehäuse
eingeschlossen haben, gefrieren bei — 7° R. Kälte,
erhohlen sich nach dem Aufthauen unvollkommen
wieder, und sterben nachher. Bei — 8° gefrieren sie,
ohne wieder ins Leben zu kommen. *)
Aus Beobachtungen die Ber ger **) über die
Die obigen und mehrere der folgenden Beobachtungen über
den Winterschlaf der Weinbergschnecke sind aus Gaspard’s Mém.
physiol. sur le Colimaçon in Magendie’s Journal de Physiol. T. 3,
p. 395, entlehnt. Einige andere Bemerkungen über die Lethargie
der Schnecken sind in S p a lla n z a n i’s Mém. sur la respiration
enthalten, von dem sich auch einige Beobachtungen über den Winterschlaf
der lethargischen Säugthiere in S en n eb ie r ’s Rapports de
l’Air avec les Etres organisés, T. 3, finden. S p a lla n z a n i’s Angaben
sind aber zu unzuverlässig, als dafs ich sie habe benutzen
können.
Gaspard (p. 314) findet es unerklärbar, dafs die Weinbergschnecke
in ihrem natürlichen Winterlager bei einer Kälte der Luft
von — 14° leben bleibt, da sie doch ausserhalb demselben schon
von — 8° getödtet wird. Sie liegt aber ja im Winter unter der
Erde an Stellen, an welchen die Temperatur immer höher als die
der Atmosphäre ist, und die an den Veränderungen der atmosphärischen
Temperatur nur langsam Theil nimmt. Alle lethargische
Thiere ertragen im Winterschlaf ohne Nachtheil einen Grad von
Kälte, der sie bei plötzlicher Einwirkung tödtet, wenn derselbe
allmählig zu ihnen gelangt.
**3 Mém. du Mus. d’Hist. nat. T. 16. p. 337.