bei beiderlei Formen der Zeugung entweder durch
ein unmittelbares Wirken der männlichen Organe auf
die weiblichen, oder durch Uebertragung des männlichen
Zeugungsstoffes auf den weiblichen vermittelst
äusserer Kräfte.
Jede dieser Zeugungsarten ist in beiden organischen
Reichen vorhanden. Der gröfste Theil des Pflanzenreichs
besteht aus Hermaphroditen. Bei denen, welche
getrennten Geschlechts sind, kann die Uebertragung
des Pollens auf die weiblichen Theile nur durch den
Wind oder durch Insecten geschehen. Diese Mittel
bewirken ohne Zweifel auch oft die Befruchtung
hermaphroditischer Gewächse. Dafs indefs, wie Conrad
S p ren g e l* ) lehrte, manche Zwitterblumen nie
durch sich selber, sondern immer durch gewisse,
zu diesem Zwecke auf ihnen lebende Insecten befruchtet
wrerden, und im Baue zwar Hermaphroditen,
in der Function ihrer Zeugungstheile aber dichoga-
misch sind, ist eine unbewiesene Meinung. Viele der
Schwierigkeiten, welche jener Schriftsteller nicht anders
als durch diese Voraussetzung heben-zu können
glaubte, und manche andere, die bei der Lehre von
der Begattung der Pflanzen statt zu finden scheinen,
fallen weg, wrenn man von der Annahme abgeht,
dafs das Pollen nothwendig auf die Narbe fallen mufs,
damit Befruchtung eintrete. Zu dieser ist allerdings
wohl Vereinigung des Pollens mit dem Saft nothwendig,
den die Narbe absondert, und bei vielen
*) Das entdeckte Geheimnifs der Natur im Bau und in der
Befruchtung der Blumen. — Biol. B. 3. S. 348 fg.
Pflanzen mit hängenden Blumen kann die Vermischung
nicht anders als auf der Narbe geschehen. Alle aufrecht
stehende Blumen aber sind so gebauet, dafs
der Saamenstaub in den Grund derselben fallen kann,
\vo sich immer Wasser befindet, welches theils von
Thau und Regen dahin gelanget, theils von den
Neptarien qder andern Theilen der Blume darin abgesondert
wird, und zu welchem durch eben diese
Flüssigkeit auch der Saft der Narbe herabgespühlt
werden kann.
Man betrachte den Blumenbau der Schwerdtlilie
(Iris Pseudacorus). Bei dieser Pflanze und den übrigen
Irisarten endigt sich der Griffel in drei zurückgeschlagene
Blätter, welche die Farbe und Gestalt der Corolle
haben. Der Aussenseite dieser Blätter liegen die An-
theren an, aber nicht mit der Seite, aus welcher der
Blumenstaub hervordringt, sondern der entgegenge?j
setzten. Das Pollen kann daher nicht zur inwendigen
Fläche der Griffelblätter kommen, sondern nur an
der inwendigen Fläche der Blumenblätter in (den
Grund der Blume herabgleiten. Dies sähe Sprengel*)
ein. Er liefs daher die Schwerdtlilie durch die Hummeln
befruchtet werden. Allein bei dieser seiner Annahme,
wie bei den mehrsten seiner Vermuthungen
über die Befruchtung der Pflanzen mit Hülfe der
Insecten, fehlt der Beweis, dafs die Foecundation
nicht auch ohne Insecten eintritt. Weder am Griffel
selber noch an den Blättern desselben ist bei der
*) A. a. 0. S. 73.
3 2.