Ursache, Erregungsmittel. Bei der Muskelbewegung
sind alle diese drei Wirkungen vorhanden. Die Muskelkraft
wird durch eine gewisse Bewegung und Mischung
des Bluts unterhalten, und die Unterhaltung wird von
den Nerven regiert. Deswegen verliehrt der Muskel
seine Kraft, sowohl wrenn dem Blute der Zugang zu
ihm abgeschnitten ist, als wenn dasselbe in ihm stockt. *)
Spritzt man warmes Wasser in die Arterien eines lebenden
Muskels, so erfolgen erst Zuckungen. Dann
verliehrt er alle Reizbarkeit und seine Fasern kräuseln
sich. Die Zuckungen dauern fort, solange sich noch
Blut in den Gefäfsen des Muskels befindet. Er wird
leblos, sobald dieses ganz ausgespühlt iät.**) Was die
Muskelkraft zur Wirksamkeit bringt, ist entweder ein
unmittelbarer Nerveneinflufs, oder, wie bei jenem
Versuch, eine sonstige physische Ursache. Die will-
kührlichen Bewegungen werden durch einen geistigen
Antrieb vermittelst der Nerven erregt. Ob alle physische
Reizmittel ebenfalls nur durch die Nerven
Muskelbewregungen hervorbringen, ist eine viel besprochene
Frage. ***) Dafs organische Bewegungen im
■ *) Biologie. B. 5. S. 381. S e g ä la s iü M a g en d ie ’s Journal
de BbysioL T. IV. p. 387.
**) Mayo (Anatom, and physiol. Commentaries. Nro. 1. p. 13)
schliefst mit Unrecht aus dieser Erfahrung: das Blut diene zwar
insofern zur Unterhaltung "der Muskelkraft, als es die Ernährung
des Muskels unterhält; die Reizbarkeit desselben aber habe eine
andere Quelle. Wenn der Muskel auf die ihm angemessene Weise
durch das Blut ernährt wird, so ist er auch reizbar. Zu seiner Ernährung
bedarf es freilich eines bestimmten Einflusses der Nerven
auf das ihm zufliessende Blut. Aber der nächste Grund seiner Reizbarkeit
liegt^dodh in dieser Flüssigkeit.
***) Biologie. B. 5. S. 385.
Allgemeinen unmittelbar durch solche Reizmittel bewirkt
werden können, beweiset das Beispiel der irri-
tabeln Pflanzen. Es läfst sich nach dieser Analogie
nicht behaupten, jeder mechanische oder chemische
Reiz mache mittelbar, durch die Nerven, den Muskel
zucken. Mit den schwachen und vorübergehenden
Zusammenziehungen, die von solchen Reizen veran-
lafst werden, sind aber die kräftigen, theils längere
Zeit dauernden, theils in regelmäfsiger Folge vor sich
gehenden Muskelbewegungen, wodurch das Leben des
Ganzen sein Bestehen hat, nicht zu vergleichen. Die
Gesichtsmuskeln des Kopfs eines enthaupteten Säugthiers,
auf veelche doch keine äussere Reize unmittelbar
wrirken, machen noch eine Zeitlang, vermöge
eines fortwährenden Nerveneinflusses, die Bewegungen
des Athemhohlens, und viele der wirbellosen Thiere
sieht man ihre Kiemen hin und her schwängen, ohne
Vorhandenseyn einer äussern Ursache, die in denselben
Zwischenzeiten wiederkehrt, w7orin die Schwingungen
der Kiemen erfolgen. Es gehen überhaupt im Thierreiche
vom Nervensystem Impulse zu den Bewegungen
des Blutumlaufs und des Athemhohlens aus, die nicht
in unmittelbarer Causalverbindung mit äussern Eindrücken
stehen, die an einen gewissen Rhythmus in
ihrer Folge gebunden sind, und deren Wirkungen sich
durch den ganzen Körper fortpflanzen.
Bei denen Bewegungen, die mit den Zusammenziehungen
im Gegensätze stehen, bei d«n Anschwellungen
der thierischen Theile, kann es scheinen, als