nerven und sehr zahlreiche Blutgefäfse. Dieser Apparat
hat eine nicht zu verkennende Aehnliclikeit mit den
Kiemen der Fische. Das Wasser wird zwar nicht durch
Muskelkräfte gegen die Blätter des Geruchsorgans wie
gegen die der Kiemen getrieben. Dasselbe dringt aber
gegen diese Blätter von selber an, so oft der Fisch beim
Schwimmen den Zugang zur Geruchshöhle offen hat.
Es fehlet noch ganz an erheblichen und zuverlässigen
Beobachtungen über das Riechen der Fische.
Allein da zu ihren Geruchsorganen ein eigenes Nervenpaar
geht, das einen ähnlichen Ursprung, Bau und
Verlauf wie der Riechnerve der hohem Thiere hat,
so läfst sich nicht zweifeln, dafs ihr Geruchsinn von
ähnlicher Art wie der der letztem ist. Bei manchen
von ihnen, z. B. den Rochen, mufs dieser Sinn sogar
von gröfserer extensiver Stärke als der Gesichtsinn
seyn, da diese Arten sehr starke Riechnerven, aber
nur schwache Sehenerven haben. Bei andern Arten,
z. B. der Scholle (Pleuronectes Platessa) und dem
Kabliau (Gadus Morrhua), findet ein entgegengesetztes
Verhältnifs statt. Auf einen Unterschied des Geruchsinns
der Fische von dem der hohem Thiere würde
man schliessen dürfen, wenn es wahr wäre, was Des-
moulins*) behauptete, dafs bei jenen die Nasenzweige
der Nerven des fünften Paars nicht wie bei diesen zur
Schleimhaut der Riechblätter, sondern blos zur äussern
Mündung der Geruchshöhle gehen. Desmoulins war
aber ein unzuverlässiger Schriftsteller. Ich sähe beim
♦3 Anatomie des Systèmes nerveux des Animaux à vertèbres.
P. II. p. 361.
Schellfisch (Gadus Aeglefinus) nicht grofse, aber zahlreiche
Zweige der Nerven des fünften Paars in die
Geruchsorgane selber dringen. Bei der Scholle schienen
sich mir auch Nerven auf der innern Wand des kurzen
Canals zu endigen, wodurch bei diesem Fisch das
Wasser von aussen in die Geruchshöhle fliefst.
Alle Wirbelthiere, die luftathmend sind, und selbst
die, welche neben Lungen zugleich Kiemen besitzen,
nur die Wallfische ausgenommen, riechen blos vermittelst
der eingeathmeten Luft, und bei ihnen steht
immer das Geruchsorgan so mit den Lungen in Verbindung,
dafs bei jedem Athemzug die Luft durch
dasselbe in diese Theile gelangt. Sie haben stets zwei
Riechwerkzeuge, die über dem Gaumen liegen, in der
Régel blos durch eine Scheidewand von einander getrennt
sind, und sich durch zwei vordere Mündungen
nach aussen, durch zwei hintere in den Schlund über
der Stimmritze öffnen. Am abweichendsten von der
gewöhnlichen Form sind diese Organe bei Hypochthon,
wo sie in zwei häutigen Cylindern bestehen, deren
inwendige Fläche parallele, schräglaufende Falten hat,
und zu welchem mit den Nerven des ersten Paars
zugleich Zweige des Trigeminus gehen.*) Bei allen
übrigen Wirbelthieren ist eine knöcherne oder knorpelige,
meist hervorragende Nase vorhanden, in deren,
durch eine Scheidewand in zwei Kammern geschiedenen
Höhlung Hervorragungen (Riechbeine) liegen. Diese
und die beiden Flächen der Nasenscheidewand sind
*) Abbildungen dieser Organe finden sich in meiner, schon oben
erwähnten Abhandlung De encepiialo etc. protei anguini.
10*