schon bei der Abenddämmerung; ein und liegt die ganze
Nacht hindurch im festesten Schlaf. *) Einige Schmetterlinge
fliegen blos am Tage, andere in der Dämmerung,
und noch andere in der Nacht. Manche In-
secten sind, wie mehrere Blumen, nur zu gewissen
Zeiten des Tages wachend, und grade solche gehören
vorzüglich zu diesen, die sich vom Saft der Blumen
nähren, z. B. die Syrphus-Arten.
Hätten auf dieses verschiedene Verhalten der Thiere
und Pflanzen nicht noch andere Ursachen als das Licht
Einflufs, und erfolgte der periodische Wechsel von
Wachen und Schlaf nicht auch ohne äussere Veranlassung,
so würde sich die Einwirkung eines gewissen
Grades des Lichts, die nach der Verschiedenheit der
Arten verschieden wäre, für die Ursache des Wachens
annehmen lassen. Man würde dann voraussetzen dürfen,
dafs mit dem Aufhören dieses Einflusses das Thier
und die Pflanze in den Embryonenzustand versänke.
Allein wir fühlen uns durch die Dunkelheit der Nacht
nicht zum Schlafe gezwungen, sondern nur dazu eingeladen,
und alle Thiere lassen sich zu der Zeit, wo
sie gewöhnlich schlafen, durch äussere Reize wachend
erhalten. Noch viele andere Ursachen als Mangel an
Licht, z. B. Sättigung, übennäfsige Wärme und Kälte,
Einförmigkeit der Sinnenreize, Langeweile, körperliche
und geistige Abspannung, machen zu jeder Tageszeit
schläfrig. Die Zieselmaus, die gewöhnlich nur des
Nachts ruhet, schläft bei Regenwetter und Sturm auch
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am Tage ein. *) Die Blumen der Calendula pluvialis
sind bei trocknem Wetter vom Morgen bis zum Nachmittag
offen, am Abend und des Nachts geschlossen.
Sie bleiben aber den ganzen Tag geschlossen, wenn
Regenwetter bevorsteht. Die Blätter der reizbaren
Mimosen richten sich beim Anbruch des Tages auf,
sind in der stärksten Erection bei der Einwirkung der
Mittagsonne und legen sich bei Sonnenuntergang
zusammen. Sie thun aber das Letztere auch beim
Einflufs mechanischer und chemischer Reize- Bei Versuchen,
die Decandol le über die Wirkung eines
künstlichen Lichts und der Finsternifs auf den Schlaf
der Pflanzen machte, öffnete und schlofs sich die
Mimosa leucocephala sowohl beim Lampenlicht als
in der Finsternifs um die gewöhnliche Zeit; nur war
das Schliessen am Abend nicht so vollständig wie in
der freien Luft. **) Die Blätter mancher Pflanzen,
z. B. von Robinia Pseudacacia und Gleditschia tria-
cantha, nehmen auch im Herbst gegen die Zeit
des Abfallens der Blätter dieselbe Stellung wie ifn
Schlafe an. Durch Ausziehen der Luft, die im Innern
der Pflanzen enthalten ist, werden diese in einen
krankhaften Zustand versetzt, wobei der gewöhnliche *
Wechsel von Wachen und Schlaf gar nicht mehr,
oder nur noch in vermindertem Grade statt findet,
und die Empfänglichkeit der reizbaren Mimose für
die Einwirkungen, welche sie veranlassen, zur Tageszeit
ihre Blätter zu schliessen, aufgehoben ist.***)
*) P a lla s a a. O. — **) Biol. B. 5. S. 195.
***) Du T r ö ch e t, Annales des sc. natur. T. 35. p. 354.
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