Die in unsern Gegenden einheimischen Ribes- und
Rubusarten verhalten sich auf die entgegengesetzte
Weise. Ueberhaupt entlauben sich von den mehresten
baumartigen Gewächsen die am frühesten ausschlagenden
auch am frühesten, die später sich belaubenden
später. Von den strauchartigen Pflanzen hingegen
stehen viele nicht unter dieser Regel. Bei den mehresten
Gewächsen folgen die Blüthen den Blättern;
hingegen bei den Schlehen, Haselnüssen, Erlen,
Weiden u. s. w. die Blätter den Blüthen.
In denen Gegenden der heissen Zonen, wo regel-
mäfsig wahrend einer gewissen Zeit des Jahres Dürre
herrscht, gerathen manche der dortigen Pflanzen zu
dieser Zeit eben so in einen lethargischen Zustand
wie bei uns im Winter. Ob indefs diesem Sommerschlaf
ähnliche Veränderungen des vegetabilischen
Körpers vorhergehen und folgen wie bei uns dem
Winterschlaf, darüber sind mir keine genaue Beobachtungen
bekannt. Wenn in unserm Clima anhaltende
Dürre das vegetabilische Leben hemmet, so hat diese
Unterbrechung immer einen nachtheiligen Einflufs auf
die Gesundheit der Individuen, obgleich bei manchen
derselben dadurch das Blühen und das Ansetzen der
Früchte beschleunigt und selbst bei sonst unfruchtbaren
Fruchtbarkeit bewirkt werden kann.
Aehnliche Gesetze wrie für die Lethargie der
Pflanzen gelten für die der Thiere. Nur ist dieser
Zustand bei den letztem in den kältern Erdstrichen
nicht so allgemein wie bei den erstem. Pis giebt gar
keine Vögel und nur wenig Säugthiere, die regelmäfsig
den Winter schlafend zubringen. Von den Säug-
thieren gehören dahin: der braune Bär (Ursus Arctos),
der Dachs (Meies Taxus), der Siebenschläfer (Myoxus
Glis), die grofse und kleine Haselmaus (Myoxus Ni-
tedula et avellanarius), der Hamster (Cricetus vulgaris),
die Siberische und Canadische Springmaus (Dipus
Jaculus et canadensis), das Murmelthier (Marmota
Bobac), der Ziesel (Marmota Citillus), die herumschweifende
Maus (Mus vagus), die Birkenmaus (Mus
betulinus), der Igel (Erinaceus europaeus), die gemeine
Fledermaus (Vespertilio murinus), die Speckfledermaus
(Vespertilio Noctula) und vielleicht noch andere Fledermäuse.
*)
*) Die Bemerkungen über den Winterschlaf dieser Säugthiere,
die ich im Folgenden mittheilen werde, sind, wo nicht auf andere
Quellen verwiesen ist, die Resultate, die sich mir aus einer Vergleichung
folgender Beobachtungen ergeben haben: S u lz e r ’s (Versuch
einer Naturgesch. des Hamsters. Gott. u. Gotha 1774. S. 168 fg.)
über den Hamster; P a lla s (Nov. spec. quadrup. Ed. 1. p. 85. 104.
135. 293) über den Hamster, den Bobac, den Ziesel, die Siberische
Springmaus, die herumschweifende Maus und die Birkenmaus; Bar-
r in g to n ’s (Miscellanies. Lond. 1781. p. 163) über die Fledermaus;
M a n g ili’s (Saggio d’Osservazioni per servire alla storia dei Mam-
miferi soggetti a periodico letargo. Milano 1807. Uebers. in R e il’s
und A u ten r ie th ’s Archiv für d. Physiol. B. 8. S. 437) über das
Murmelthier, den Siebenschläfer, die Hasel- u. Fledermaus; S a is -
s y ’s (Recherches expériment, sur la Physique des Animaux mammifères
hybernans. Lyon 1808) über die grofse Haselmaus, das
Murmelthier, den Igel uud die Fledermaus ; R e a v e ’s (An Essay on
the Torpidity of Animais. London. 1809) über das Murmelthier, den
Hamster, den Igel und die Fledermaus; P r u n e lle ’s (Annales du
Mus. d’Hist. nat. T. 18. p. 20. 302) über den Bär, die grofse Haselmaus,
das Murmelthier, den Igel und die Fledermaus; B e rg e r ’s
(Mém. du Mus. d’Hist. nat. T. 16. p. 347) über die grofse und kleine
Haselmaus, das Murmelthier und die Fledermaus; J. Murray’s (in