kurzer Dauer. Spallaiizani*) sähe ein Schwalbenpaar,
das durch Fäden an den Füfsen bezeichnet wrar,
zwei Jahre nach einander zu einem und demselben
Neste zurückkehren. Nach J e n n e r ’s Erfahrungen**)
fanden mehrere Schwalben drei Jahre lang' immer ihr
altes Nest wieder, und eine derselben bewohnte dieses
noch nach sieben Jahren.* ***) Ohne Einbildungskraft
vermögt® kein Thier, Kunstwerke zu verfertigen, und
ohne Urtheilskraft nicht, dieselben nach den äussern
Verhältnissen einzurichten. Die Pimpla Manifestator legt
ihre Eier in die Larven der Anthophora truncorum F.
und diese liegen bis zu ihrer Entwickelung in Löchern
unter der Erde. Wo jene diese wittert, untersucht sie
erst den Eingang zu denselben mit ihren Fühlhörnern,
ehe sie ihren Legestachel hineinbringt. -{-) Sie beurtheilt
also die Beschaffenheit der Mündung des Lochs in
Beziehung auf die Zugänglichkeit derselben für ihren
Stachel. Das Thier endlich trauert über den Verlust
seiner Jungen, freuet sich beim Wiederfinden derselben,
und wüthet gegen den, wovon es gereizt wird.
Die höhere Stufe der Intelligenz des Menschen
läfst sich nicht blos von der Zahl und Schärfe seiner
Sinne und der Ausbildung seiner willkührlichen Bewegungswerkzeuge
ableiten. Er wird in Rücksicht auf
die Schärfe einzelner Sinne von manchen Thieren
übertroffen, und der Grad seiner Intelligenz steht mit
*) Voyage dans les deux Siciles. T. VI. p. 3.
Philos. Transact. Y. 1824. p. 11.
***3 Man vergl. Biologie. B. 6. S. 13.
-}-3 Marsham, Transact. of the Linnean Society. Vol. II. p. 27.
diesen Momenten nicht in nothwendiger Beziehung.
Taub-Tmd Blindgebohrne wufsten zuweilen den Mangel
des Gehörs und Gesichts durch das Getast zum Bewundern
zu ersetzen. E is e n lo h r hat Beobachtungen
über ein taub- und blindgebohrnes Mädchen bekannt
gemacht, bei der sich blos mit Hülfe der übrigen
Sinne das Denkvermögen sehr entwickelte. Sie ging
ungeführt im Hause herum, und erkannte blos durch
den Geruch und durch Betastung mit den Fingerspitzen
jeden Gegenstand wieder, den sie einmal durch diese
beiden Sinne hatte kennen gelernt.*) Jener Ersatz hat
freilich Gränzen. Ein blofser Rumpf, der keine Sinnesorgane
besäfse, würde in der Sinnenwelt seine Intelligenz
nicht äussern können, wrenn diese in ihm ursprünglich
auch noch so hoch stände. Sie würde aber
immer höher stehen als die Seele des Thiers unter
gleichen Umständen. Anders als mit dem Menschen
verhält es sich mit den Thieren. Weil bei diesen die
Association der Vorstellungen mehr unwillkührlich ist,
so läfst sich bei ihnen eine weit nähere Verbindung
des Grades der Ausbildung der, zum Leben in der
Sinnenwelt dienenden Organe mit der Vollkommenheit
der Geisteskräfte als beim Menschen voraussetzen. Mit
jenem Grad steht, wie im zweiten Buch gezeigt wurde,
die Bildungsstufe des Gehirns und Nervensystems in
genauer Beziehung. Dieser Stufe mufs also auch die
der thierischen Intelligenz entsprechen.
Wo sich im Thierreiche Spuren eines Nervensystems
zeigen, finden sich auch Vereinigungspuncte
*3 Isis. 1830. H. 2. S. 119. Man vergl. Biologie. B. 6. S. 10.