wirken, dafs sie den Eiweifsstoff der Muskeln plötzlich
und heftig1 zum Gerinnen bringt. Wie das Aufhören
des Blutumlaufs und Nerveneinflusses dieses Coaguliren
ebenfalls verursacht, bleibt aber freilich eine nicht zu
beantwortende Frage. *)
Die Todeserstarrung beweist, dafs mit dem Aufhören
aller Rückwirkungen der Organe gegen Reize
darum noch nicht alles Leben erloschen ist. Es dauert
aber auch noch ein anderer, alles Leben begleitender
Vorgang, die Abscheidung von kohlensaurem Gas und
Einsaugung von Sauerstoffgas ohne Entwickelung anderer
Gasarten, die Producte der Fäulnifs sind, noch
einige Zeit nach dem Tode, und zwar in beiden organischen
Reichen, doch in weit geringerm Grade als
während dem Leben fort. Man könnte vermuthen, dieser
Procefs sey dann Wirkung eines neu erwachenden Lebens,
der Infusorienbildung. Indefs, bei einem Versuche,
den ich hierüber anstellte, fand ich Erzeugung von
Aufgufsthieren nicht damit verbunden. Ich brachte im
Juny über Saft von zerriebenen Blumenkohlblättern,
der mit destillirtem Wasser vermischt war, 1,61 C. Z.
atmosphärischer Luft von 15° R. und 28 Pariser Zoll
Barometerhöhe Ausdehnung, liefs die Luft mit dem
Saft an einem dunkeln Ort bei einer Temperatur der
Atmosphäre von 13° bis 16° sechs Tage in Berührung,
und untersuchte die Flüssigkeit von Zeit zu Zeit mit
einer 300mal im Durchmesser vergrössernden Linse.
Am Ende des Versuchs fand sich das Volumen der
Luft um 0, 07 C. Z. vermindert, und vorausgesetzt, dals
darin vor dem Versuch 1 p. C. kohlensanren Gas und
*) Man vergl. Biol. B. 5. S. 897.
21 p» C. Sauerstoffgas enthalten waren, so hatte der
Saft, wie sich bei der Prüfung der Luft mit ätzendem
Kali und Schwefelkali auswies, 0,01 C. Z. kohlensauren
Gas ausgehaucht und 0, 08 C. Z. Sauerstoffgas
eingesogen. Die Quantität des ursprünglich in der Luft
befindlichen Stickgas hatte sich also nicht verändert.
Infusorien waren in der Flüssigkeit nicht zu entdecken.
Dieser dem chemischen Procefs des Athemhohlens
ähnliche Vorgang dauert aber, besonders im Thierreiche,
nur noch eine kurze Zeit nach dem Tode fort.
Es folgt bald darauf die Entwickelung anderer Gasarten,
die nicht im Leben ausgehaucht werden, und
damit die Auflösung erst der Textur und dann auch
der Form des Leichnams. Was von einer geistigen
Kraft zu einem Ganzen zusammengehalten wurde und
vereinigt zu einem gemeinschaftlichen Zweck wirkte,
kehrt jetzt gröfstentheils zur Erde und zu den Lüften
zurück, wird aber zum Theil auch, nachdem es in
formlose Flüssigkeiten übergegangen ist, zur Bildung,
Entwickelung und Erhaltung neuer lebender Wesen
verwandt. Von der Erzeugung des Lebenden aus formloser
Materie ohne Zeugung gingen unsere Untersuchungen
(B. 1. S. 45) aus, und bei dieser endigen
sie jetzt wieder. Neue Erfahrungen, die hierüber wichtigen
Aufschlufs gäben, sind mir unterdessen nicht
bekannt geworden-? wrolil aber ist unser Wissen von
der Organisation der Wesen, die es vorzüglich sind,
W'ovon man vorauszusetzen Gründe hat, dafs sie ohne
Zeugung erzeugt werden können, der Infusionsthiere
und der microscopischen Cryptogamen, durch Ehrenberg
sehr erw eitert worden. Viele Aufgufsthiere haben
nach den Entdeckungen dieses verdienten Forschers